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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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als Papa uns zum ersten Mal von seiner Entscheidung erzählt hatte.
    Wollte er wirklich, dass ich Papa sagte, er solle sich umbringen? »Okay«, sagte ich und wusste nicht genau, wie ich mich dabei fühlen sollte. Ich war verängstigt, zornig, verwirrt, verletzt und alleine.
    Genau in diesem Augenblick kam Gerard die Treppe herunter. Er blickte ein paar Sekunden lang um sich, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging wieder nach oben.
    An jenem Abend rief Papa zu Hause an. Er war inzwischen wieder in Quantico in Schutzhaft und fragte mich, wie es mir gehe, und ich antwortete ungläubig: »Wie es mir geht? Was glaubst du, wie es mir geht? Es ist in sämtlichen Nachrichten. Sie nennen dich eine Ratte. Warum tust du uns das an? Bitte tu das nicht, du kannst das nicht durchziehen.« Ich weinte, und mein Weinen schnürte ihm die Kehle zu. Noch nie hatte ich ihn mit so schwacher Stimme sprechen hören, aber ohne es zu wollen, war ich richtig gemein. Ich konnte nicht aufhören, ihm Vorwürfe zu machen.
    Ich war todtraurig, doch er beantwortete meine Fragen nicht und wollte stattdessen wissen: »Wer ist gerade bei euch im Haus?«
    Ich antwortete: »Onkel Eddie und Louie und alle anderen.« Dann überbrachte ich Eddies Botschaft.
    Papa wusste genau, was es bedeutete, zu tun, »was er tun muss«. Er sagte: »Du hast Recht, ich kann das nicht durchziehen, ich kann nicht kooperieren. Das bin nicht ich.«
    Ich war erleichtert zu hören, dass er nun doch nicht kooperieren wollte. Dann aber begriff ich, was das bedeutete. Er war zu weit gegangen, als dass er noch hätte umkehren können. Wenn er also sagte, er könne das nicht durchziehen, meinte er, dass er sich umbringen werde.
    Ich begann zu heulen wie ein Schlosshund. Ich konnte hören, wie Papa versuchte, mich zu beschwichtigen, dass alles in Ordnung komme. Aber ich konnte nicht aufhören zu weinen. »Ich weiß nicht, wem ich vertrauen soll«, jammerte ich. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Dann gab ich meiner Mutter den Telefonhörer.
    Später erzählte mir Papa, dass unser Gespräch einer der schrecklichsten Augenblicke seines Lebens gewesen sei. Er sagte, dies sei sein absoluter Tiefpunkt gewesen. Zu hören, wie sein eigenes Kind durch seine Handlungen so verwirrt und so verletzt worden sei, sei entsetzlich gewesen. Dabei konnte er sich gar nicht vorstellen, was ich tatsächlich durchmachte. Ich hatte Angst und wusste nicht, wem ich noch trauen konnte. Damals wusste ich noch nicht, dass mein Vater Onkel Eddie beauftragt hatte, ihm Zyankali ins Gefängnis zu bringen, für den Fall, dass er das alles nicht bis zum Schluss durchziehen konnte. Dann wollte er seinem Leben ein Ende setzen.
    Onkel Eddie sagte uns, er wolle uns etwas geben, das wir Papa bringen sollten. Ich stellte keine Fragen, nahm aber an, dass es etwas sei, womit er sich umbringen könne. Die ganze Szene war surreal. Menschen, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, baten mich, ihm beim Selbstmord zu helfen. Ich rannte nach oben in mein Zimmer und weinte mir die Augen aus. Ich musste aus der Küche fliehen, um geistig gesund zu bleiben.
    Onkel Eddie folgte mir die Treppe hinauf. Er sah mir fest in die Augen und sagte: »Ich bin jetzt dein Vater, also stell keine Fragen und sprich über nichts.«
    »Ich bin jetzt dein Vater«, wiederholte er. »Dein Vater hat dich verlassen, also bin ich jetzt derjenige, der sich um dich kümmert. Du musst mich respektieren.«
    »Aber, Onkel Ed…« sagte ich, kam aber nicht sehr weit. Ich wollte ihn fragen, was als nächstes geschehen würde.
    »Nichts › aber Onkel Eddie ‹ «, unterbrach er mich. »Ich bin jetzt dein Vater. Was ich sage, wird gemacht.«
    Als das Haus etwa eine halbe Stunde später endlich leer war, fragte ich meine Mutter, warum sie nichts gesagt habe, als alle in der Küche gewesen seien. »Vertraue mir«, antwortete sie. »Dein Vater wird sich nicht umbringen. Vertraue niemandem. Wir sind jetzt ganz auf uns selbst gestellt.«
    An jenem Abend wurde mir klar, dass mein Vater diesen Männern zwar immer noch sehr nahe stand, sie jedoch nicht mehr seine Familie waren. Sie waren ihm gegenüber einst so loyal gewesen, dass er sie als seine Brüder betrachtet hatte. Doch Papa hatte die Seiten gewechselt, also waren diese Tage vorüber. Ich war am Boden zerstört. Ich war neunzehn und kein Gangster. Obwohl ich die Tochter eines Gangsters war, verstand ich das Gangsterleben nicht. Auf jeden Fall wusste ich nicht, was ich als nächstes tun sollte.
    An

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