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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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fühlte ich mich auf einmal entsetzlich alleingelassen.
    Papa und ich redeten eine Weile miteinander. Während unseres Treffens machte Mama unmissverständlich klar, dass wir nicht an dem Zeugenschutzprogramm teilnehmen würden. Sie würde jedoch niemals etwas tun, das ihn verletzen könnte. Sie weinte nicht an jenem Tag, ich hingegen schon.
    Ich hatte immer geglaubt, mein Vater wäre derjenige, der die Entscheidungen traf, und dass meine Mutter diese fraglos akzeptierte. Heute jedoch sprach sie allein für sich selbst. Ich hatte sie noch nie so gesehen. Es gab keinen Streit und keine Schuldzuweisungen, weil wir alle dasselbe empfanden. Mama überraschte mich, als sie Papa sagte, was sie fühlte und was sie zu tun gedachte.
    Papa hatte uns nicht zu sich bestellt, weil er uns überreden wollte, uns seiner Sache anzuschließen. Er erklärte uns, warum er mit den Behörden zusammenarbeitete. Wir sagten, wir verstünden zwar seine Position, seien damit jedoch nicht einverstanden.
    Mama teilte ihm mit, dass wir auf Staten Island bleiben würden. Papa bat sie, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Er wollte wissen, wie es seinen Kindern ging. Wir verabredeten, in Verbindung zu bleiben. Wir hatten nie zu seiner Welt gehört und wollten jetzt nicht damit anfangen.
    Als ich an jenem Nachmittag das Hotelzimmer verließ, wusste ich nicht, ob ich meinen Vater jemals wieder sehen würde. Obwohl ich immer noch wütend war, hatte ich gemischte Gefühle. Ich akzeptierte jedoch, dass man Menschen, die für sich eine Entscheidung getroffen haben, nicht umstimmen kann. Ich war todtraurig und wollte so schnell wie möglich heim nach Staten Island.
    Als wir an jenem Abend aus Virginia nach Hause zurückkehrten, war die Geschichte von Papas Kooperation bereits über den Äther gelaufen. Es war die Topmeldung im Radio und im Fernsehen. CNN berichtete nonstop. Sogar laufende Sendungen wurden durch Kurznachrichten unterbrochen. Es war eine Riesengeschichte. Als wir an jenem Abend an unserem Haus in der Lamberts Lane ankamen, hatten sich dort bereits die Journalisten versammelt. Wir hatten ein elektrisches Garagentor, also fuhr Mama direkt in die Garage und schloss das Tor hinter uns.
    Wir waren noch nicht lange im Haus, als es an der Tür klingelte. Es waren Onkel Eddie, »Big Louie« Huck und ein paar andere von Papas Leuten. Ihren Gesichtern war abzulesen, dass sie alle dasselbe empfanden: Sie waren untröstlich. Sie hatten nicht die geringste Ahnung davon gehabt, dass Papa umfallen würde, und waren zutiefst schockiert – alle außer Onkel Eddie, der nur so tat, als wäre er schockiert.
    Einer nach dem anderen umarmten sie Mama. Onkel Eddie bat meine Mutter, sämtliche im Haus befindlichen Feuerwaffen und Schalldämpfer herauszugeben, was sie auch tat. Sie gab ihm auch die Bücher und die Quittungen über alles Geld, das die Leute auf der Straße Papa schuldeten. Wir hatten außerdem noch Bargeld gebunkert, aber niemand fragte danach. Ich schätze, das war den Männern nicht wichtig.
    Die Jungs blieben eine Weile im Haus. Mama machte Kaffee für alle. Ich merkte, dass sie nervös war. Sie versicherte ihnen, dass sie Papas Kooperation nicht gutheiße und nicht die Absicht habe, Staten Island zu verlassen, um sich ihm anzuschließen. Big Louie überbrachte eine Nachricht von John Gotti. Er richtete Mama aus, John sehe ein, dass sie eine Frau und kein Gangster sei und dass sie mit der Entscheidung meines Vaters nichts zu tun habe. Er ließ ihr versichern, dass weder ihr noch ihren Kindern etwas geschehen werde.
    Onkel Eddie kam in die Küche, setzte sich an den Tisch und sagte: »Ich kann es nicht fassen, dass Sammy das tut. Debbie, wenn er anruft, musst du ihm das ausreden! Sag ihm, er soll die Biege machen. Er soll tun, was er tun muss.«
    Während Onkel Eddie seine Reden schwang, holte ich mir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. Big Louie hatte mich beobachtet und fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich unterdrückte die Tränen, so gut ich konnte. »Ja«, stammelte ich.
    Onkel Eddie zeigte auf mich und sagte: »Wie konnte er dir das nur antun? Wenn er anruft, musst du ihm sagen, er soll tun, was er tun muss. Er kann das nicht durchziehen. Er muss die Biege machen.«
    Onkel Eddies Verhalten verwirrte mich. Ich wusste nicht, bis zu welchem Grad er sich bereit erklärt hatte, meinem Vater zu helfen, oder ob er ihm überhaupt helfen wollte. Ich wusste jedoch, dass er bei dem Treffen zwischen Papa und mir im Gefängnis dabei gewesen war,

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