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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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Stuhl stehen. Dann zerwühlten wir die Betten. Das Zimmer war durchsucht worden. In aller Ruhe, denn die Sachen befanden sich mehr oder weniger am richtigen Ort. Nichts fehlte, nicht einmal die beiden Jagdflinten.
    Wir gingen auf den Flur hinaus, und gerade als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, klingelte das Telefon wieder. Bill meinte, wir sollten nicht darauf achten, aber ich widersprach. »Nein, wir wohnen hier noch immer. Wir wollen doch nicht, dass sie uns anderswo suchen.«
    Ich ging wieder hinein und hob den Hörer beim fünften Läuten ab. Eine Männerstimme fragte: »Kelly?«
    »Am Apparat«, antwortete ich. Hinter mir brachte Bill den Koffer wieder herein und machte die Tür zu.
    »Will Kelly? Will Kelly junior?«
    »Nein, hier ist Ray.«
    »Ich möchte mit Will sprechen.«
    »Wen darf ich melden?«
    »Lassen Sie nur, kleiner Bruder, verbinden Sie mich einfach mit Will, ja?«
    »Gern. Bleiben Sie am Apparat. Ich rufe meinen großen Bruder für Sie.«
    »Danke.« Er hielt sich offenbar für einen Witzbold.
    Ich legte die Hand auf die Muschel und sagte zu Bill: »Ein Mann. Er will nur mit dir sprechen. Aber er nennt dich Will statt Bill.«
    »Gut.« Er kam herbei und griff nach dem Hörer. Als seine Finger ihn berührten, merkte ich, dass er Lampenfieber bekam, und ich beruhigte ihn: »Mensch, du brauchst ja nur zuzuhören.«
    »Ja.« Er hob den Hörer und meldete sich: »Hier Bill Kelly.« Er wartete und fragte: »Warum?« Dann wartete er abermals und sagte: »Wie heißen Sie, Freundchen?« Nach weiterem Warten: »Zum Teufel mit Ihnen!« Sein Blick schweifte zu mir, und er schnitt eine Grimasse. In die Muschel sagte er: »Nein, ich lege nicht auf.« Mit der anderen Hand machte er Schreibbewegungen.
    Ich brachte ihm schnell das Briefpapier und einen Hotelstift. »Ich halte das für einen Streich«, flüsterte er mir zu.
    Als Papier und Stift vor ihm lagen, fragte er: »Wie war doch noch der Name? Nein, ich habe ihn nicht verstanden.« Wieder sah er mich lächelnd an. »Eddie Kapp? Wer ist denn Eddie Kapp?«
    Ich lächelte zurück. Ich zündete zwei Zigaretten an und legte eine für ihn zurecht. Ich ging im Zimmer umher.
    »Für Sie mag das lustig sein«, sagte Bill in den Hörer, »aber was mich betrifft, so habe ich Besseres zu tun. Wenn Sie mir eine Nummer nennen wollen, bitte sehr.«
    Ich blieb, ihn beobachtend, stehen.
    »Bleistift und Papier habe ich«, fuhr Bill fort. Es machte ihm jetzt Spaß, den Gelangweilten und Gereizten zu spielen; alles Lampenfieber war verflogen. »Schießen Sie los!« Er blinzelte mir zu, und ich nickte lachend.
    »Circle fünf-neun-neun-sieben-null«, wiederholte er und schrieb die Nummer auf. »Ja, ich habe sie.« Er las sie nochmals vor. »Vielleicht werde ich anrufen, mal sehen.« Er lächelte. »Wenn ich …« Da sah er mich an. »Er hat aufgelegt.«
    »Leg du auch auf. Hier hast du eine Zigarette.« Er tauschte den Hörer gegen die Zigarette.
    »Er wollte mir seinen Namen nicht nennen, sondern mir nur die Telefonnummer angeben. Er sagte, wir sollten bis Freitag möglichst im Zimmer bleiben und dann diese Nummer anrufen. Als ich ihn fragte, warum, erklärte er, vielleicht sagte mir der Name Eddie Kapp etwas.«
    »Er kommt Donnerstag aus dem Gefängnis«, warf ich ein.
    »Ich weiß.«
    »Warte mal.« Ich wählte die Nummer, und nach zweimaligem Klingeln sagte mir eine Tonbandstimme, die Nummer sei nicht angeschlossen. Ich legte den Hörer auf. »Schön, gehen wir. Der Kerl benachrichtigt sicher schon seine Kumpels in der Lobby, dass die Kellys im Hause sind.«
    Wir gingen durch den Flur zum Lastenaufzug. Ich drückte auf den Knopf. Als er herunterkam, verriegelte ich die Tür zum Korridor von innen, und dann fuhren wir in den Keller hinab.
    Die Katze schlief auf dem Schreibtisch. Sie hob den Kopf und beäugte uns. Etwas weiter rechts waren einige Whiskeykisten; dorthin gingen wir und blickten uns um. In einer flachen Betongrube sahen wir vier Bierfässer, von denen Kupferleitungen in die Höhe führten. Es war also alles klar; von hier aus ging es zur Bar und nicht zum Schnapsladen.
    Wir stiegen die Treppe hinauf, die an einer normalen Tür endete, nicht an einer Falltür wie in der chemischen Reinigung. Ich öffnete sie und spähte hinaus. Vor mir hatte ich den Korridor zwischen der Bar und der Küche. Er war menschenleer. Wir gingen ihn entlang und schwenkten scharf nach links zur Herrentoilette ab. Wir wuschen uns Gesicht und Hände, durchquerten dann die ganze Bar

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