Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Was sagen Sie dazu, Herr Halpert?«
Vier Tage später heuerte Halpert eine Mannschaft von vier Leuten an, zwei davon waren Nackttänzerinnen, und begab sich in einer kleinen Yacht auf eine Kreuzfahrt in die Südsee. Sein plötzliches Verschwinden verursachte auf dem Börsenmarkt ein rapides Absinken seiner Aktienwerte, aber das wirkte sich auf den Reichtum, der auf Salvadore Ross übergegangen war, nicht weiter aus.
Der Häusermakler, der Sal das Appartement in dem Mietshaus an der East Side vermittelte, amüsierte sich mit seiner Frau köstlich über dieses Geschäft. Ein uralter, runzliger Mieter wie Ross, der diese Art Junggesellenappartement wünschte, war eine Kuriosität, über die man wohl lachen konnte. Die Angestellten des Gebäudes kicherten hinter seinem Rücken, denn beleidigen durfte man einen so reichen Mann schließlich nicht.
Albert, der Liftjunge, war besonders höflich zu ihm. Der alte Knabe schien ihn zu mögen; sein erstes Trinkgeld hatte bereits für einen schneidigen Anzug aus zweiter Hand genügt. Albert, der erst neunzehn war, dachte mindestens ebensoviel an Kleidung wie an Mädchen.
Eines Nachts fuhr er den alten Mann mit dem Lift hinauf. Er schien freundlicher als sonst – er lud Albert sogar auf ein Gläschen in seine Wohnung ein. Dann stellte er ihm einige Fragen.
»Wie alt bist du, Albert?«
»Neunzehn, seit letztem April.«
»Wieviel verdienst du in einem Jahr?«
Albert errötete. »Weiß nicht genau. Ich kriege sechsunddreißig in der Woche.«
»Wie lange brauchst du wohl, um einen Tausender zu sparen?«
»Soweit bringe ich es nie«, grinste Albert. »Soviel kriege ich nie zusammen.«
»Was würdest du für soviel Geld hergeben?«
»Was?«
»Du bist erst neunzehn. Wenn du nun zwanzig wärst? Würde dir das viel ausmachen?«
»Nee. Neunzehn oder zwanzig, was ist das für ein Unterschied?«
»Würdest du so ein Geschäft mit mir machen? Würdest du ein Jahr gegen einen Tausender eintauschen?«
»Herrjeh, das würde ich ganz bestimmt tun!«
Ross lächelte. Sein Mund war ein schwarzes Loch. Er öffnete die Schreibtischlade und nahm ein Scheckbuch heraus. Mühsam schrieb er einen Scheck aus. Albert blickte auf die kritzlige Schrift und pfiff durch die Zähne.
»Oh! Ist das für mich, Herr Ross?«
»Ja«, krächzte der alte Mann. »Du hast es dir gerade verdient, Albert, sehr ehrlich verdient. Wenn du wieder mal ein paar Jahre verkaufen willst, brauchst du nur zu mir zu kommen. Und du kannst auch deinen Freunden davon erzählen. Bei mir könnt ihr euch jederzeit Bargeld verdienen.«
Nach einer Woche suchte Albert ihn wieder auf. Sein Äußeres wies keine wahrnehmbare Veränderung auf, außer dem neuen Anzug, den er anhatte. Als er ging, steckte in seiner Tasche ein Scheck über fünftausend Dollar.
Durch derartigen Reichtum verwöhnt, gab Albert seine Stelle auf und begab sich auf eine Reise in den Westen. Der junge Mann, der ihn ersetzte, hieß Russel und war erst siebzehn. Er ging einen Monat später, indem er sich auf eine schwere Krankheit berief. Die Hausverwaltung konnte ihm ohne weiteres glauben, denn Russel sah gut zehn Jahre älter aus als bei seinem Arbeitsantritt.
Und es folgten noch viele.
Sechs Monate später trat Salvadore Ross vor den großen, bis zur Decke reichenden Spiegel und sah sich wieder als jungen Mann von sechsundzwanzig.
Er suchte Leah Maitland an einem kalten Oktobernachmittag auf. Leahs alter Herr saß in einem Rollstuhl, den Schal über die Knie gebreitet, statt um den Hals geschlungen wie sonst. Er war krank gewesen; seit Sal ihn das letztemal gesehen hatte, hatte er einen Schlaganfall erlitten. So wie das schäbige Appartement aussah, mußte das letzte Jahr schwer für die beiden gewesen sein. Sogar Leah war noch magerer, ihre sanften Augen noch leuchtender und verzweifelter.
»Wo bist du gewesen?« sagte sie freundlich. »Es ist jetzt fast ein ganzes Jahr her, Sal.«
»Ich hatte zu tun«, lächelte er. »Neuen Job, neue Wohnung, alles neu. Es geht mir jetzt ganz gut, Leah.«
Der alte Mann brummte vor sich hin. Er wandte sein kalkiges Gesicht von Sal ab und trollte sich ins Schlafzimmer.
»Dein alter Herr tut mir leid«, sagte Sal. »Tut mir leid, daß er so krank ist. Du mußt es nicht leicht gehabt haben.«
»Du siehst so anders aus, Sal.«
»Ich bin anders«, sagte er stolz. »Sag mal, glaubst du, daß du ein Weilchen mit mir kommen kannst? Auf eine kleine Fahrt?«
»Eine Fahrt?«
»Ich habe jetzt ein Auto«, sagte Sal
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