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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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nicht überholte, sondern damit zufrieden schien, sich gemütlich hinter ihm zu halten. Er fuhr schneller als diese beiden Fahrzeuge, würde aber noch einige Minuten brauchen, bis er sie eingeholt hatte.
    Er lauschte dem Summen des Motors und war mit dem Geräusch zufrieden. Er hatte diesen Motor trotz der Einwände des Mechanikers selbst eingestellt. Der Motor lief jetzt etwas träge, aber selbst bei hohen Geschwindigkeiten noch fließend und glatt. Man mußte ein besonderes Gefühl haben, um an Motoren zu arbeiten: Robert Proctor wußte, daß er es besaß. Niemand in der ganzen Welt hatte ein solch gutes Gefühl für den Ton eines Motors wie er.
    Es war ein schöner Morgen zum Fahren, und sein Kopf war voll von angenehmen Gedanken. Er schob sich fast auf gleiche Höhe mit dem Kabriolett und begann zu überholen. Er fuhr etwas schneller als auf der Strecke vorgeschrieben war, aber er hatte den Wagen gut in der Hand. Plötzlich scherte das blaue Kabriolett hinter dem Lastwagen zur Seite aus. Ohne Warnung schwang es aus und streifte seinen Wagen an der rechten Seite der Stoßstange; dabei drängte es ihn auf den linken Randstreifen der Fahrbahn.
    Robert Proctor war ein guter Fahrer, er bremste nicht. Er bemühte sich krampfhaft, den Wagen gerade zu halten. Die linken Räder sanken tief in den weichen Randstreifen ein. Der Wagen wurde mit aller Macht nach links gezerrt, quer über den Mittelstreifen und auf die andere Fahrbahn, auf der die Fahrzeuge aus der entgegengesetzten Richtung kamen. Er konnte ihn halten, dann aber stieß das Rad gegen ein Stück Felsen im weichen Sand, und der linke Vorderreifen platzte. Der Wagen kam ins Schleudern – und in diesem Augenblick begann seine Mutter zu kreischen.
    Der Wagen rutschte zur Seite und schlitterte auf die andere Fahrbahn. Robert Proctor kämpfte mit dem Lenkrad, um den Wagen wieder gerade auszurichten, aber der Widerstand des geplatzten Reifens war zu groß. Der Schrei hallte unaufhörlich in seinen Ohren, und selbst im Kampf mit dem Lenkrad wunderte er sich in Gedanken darüber, wieso ein Schrei so lange, ohne einen Atemzug dazwischen, anhalten konnte. Ein entgegenkommendes Auto streifte die Kühlerhaube seines Autos von der Seite und warf ihn heftig herum, so daß er nun völlig auf der linken Seite der Gegenbahn lag.
    Er wurde auf seine Mutter geschleudert, und diese fiel gegen die rechte Wagentür. Sie hielt stand. Mit dem linken Arm angelte er nach dem Lenkrad und zog sich daran hoch. Er drehte das Steuer nach links, um den Wagen aus dem Gegenverkehr zu lenken. Seine Mutter konnte sich nicht aufrichten; sie lehnte an der Tür, und ihr Schrei hob und senkte sich mit dem heftigen Schleudern des Wagens.
    Die rasende Fahrt ließ etwas nach. Es gelang ihm, das Lenkrad auszurichten, das Schleudern verringerte sich, und er raste geradeaus weiter. Robert Proctor versuchte mit aller Kraft, von der Fahrbahn wegzukommen, denn vor ihm zeichnete sich ein anderer Wagen ab, der ständig näher heranrückte. Am Steuer saß ein Mann, er saß wie eingefroren, unfähig, sich zu bewegen; seine Augen waren weit aufgerissen und voller Entsetzen. Neben dem Mann saß ein Mädchen, ihr Kopf lehnte an der Rücklehne, weiche Locken umrahmten ein zartes Gesicht, die Augen waren geschlossen. Es war nicht die Angst des Mannes, die Robert ergriff, sondern die vertrauensvolle Hilflosigkeit in den Zügen des schlafenden Mädchens. Die beiden Wagen rasten aufeinander zu, Robert konnte seine Fahrtrichtung nicht ändern. Der Fahrer des anderen Wagens saß steif hinter seinem Lenkrad. Im letzten Augenblick starrte Robert Proctor gebannt in das Gesicht des heraneilenden, schlafenden Mädchens, der Schrei seiner Mutter dröhnte ihm noch immer in den Ohren. Er hörte den Krach nicht, als die beiden Wagen mit hoher Geschwindigkeit frontal gegeneinander rasten. Er fühlte, wie etwas in seinen Magen stieß, die Welt um ihn wurde grau. Gerade als er das Bewußtsein verlor, hörte er den Schrei abbrechen, und da wußte er, daß er nur kurze Zeit hindurch aufgeschrillt war, daß es ihm nur so vorgekommen war, als würde er nie aufhören. Dann erfolgte ein schmerzloser Ruck und danach Dunkelheit.
    Robert Proctor schien sich am Grunde eines tiefen schwarzen Brunnens zu befinden. In weiter Ferne nahm er einen Lichtfleck wahr: er hörte das Murmeln von Stimmen. Er versuchte, sich gegen das Licht und die Geräusche hin aufzurichten, aber die Anstrengung war zu groß. Er lag still, konzentrierte sich und versuchte

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