Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
beiläufig.
Der Wagen wartete vor der Tür. Es war ein Silver Cloud Rolls, ohne Chauffeur, denn Sal wollte das samtene Lenkrad nur ganz allein berühren. Leah hielt die Luft an, als sie ihn sah. Als sie unter der Überdachung des schimmernden Appartementhauses am East River ausstiegen, nahm ihr Gesicht vor Erstaunen einen fast dummen Ausdruck an. Sie dachte, er machte nur einen Spaß, oder noch schlimmer, daß er in Geschäfte verwickelt war, die zwar erträglich, aber schändlich waren. Er lachte über den Ausdruck der Bestürzung in ihrem Gesicht. Es war der schönste Tag seines Lebens.
In der darauffolgenden Woche führte er sie in das teuerste Restaurant der Umgebung und danach, auf der mit weißem Pelz überzogenen Couch seines Appartements, versuchte er, sie auf seine etwas ungehobelte Art zu verführen. Sie wies ihn zurück, aber ihre Weigerung schien nicht endgültig. Er zündete in seinem richtigen Kamin ein echtes Feuer an, und Leah kuschelte sich gemütlich in einen Sessel und beobachtete die tanzenden Flammen. Sal wußte, daß dies der richtige Augenblick war, die romantische Stimmung, die Leah erwartete, und er hielt seine kleine Rede. Eine lange Zeit sagte sie nichts.
Dann flüsterte Sie: »Ich weiß nicht, Sal. Ich weiß es einfach nicht.«
»Was gibt es da zu wissen? Ich möchte dich heiraten, Leah. Du weißt, daß ich schon immer verrückt nach dir war.« Er legte den Arm um ihre Schultern. »Ich kann so sein, wie du es dir wünschst, Leah. Wenn du willst, daß ich klug bin wie dein alter Herr, so werde ich es eben sein.« Er sah, wie sich ihre Stirn umwolkte, und sagte: »Es ist wegen deines Vaters, nicht wahr? Der macht dir Sorgen. Er mag mich noch immer nicht, was?«
»Nein«, flüsterte sie. »Er mag dich nicht, Sal.«
»Und du hältst so viel von ihm –«
»Nicht nur, weil er so klug ist, Sal. Es ist etwas Wichtigeres, etwas –«
»Was ich nicht habe?« Er drehte ihr Gesicht, so daß sie ihn ansehen mußte. »Was ist es, Leah? Sag mir nur, was es ist.«
»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll –«
»Versuch es!«
»Herz. Mitleid. Ich weiß nicht –«
»Mitleid –«
»Ich glaube, das ist es. In seinem ganzen Leben, solange ich mich erinnern kann, hat er das gehabt. Ich kann ohne das nicht leben, Sal. Kannst du das verstehen?«
Während Leah morgens in der Schule war, besuchte Sal ihren Vater. Der alte Mann schien nicht erstaunt, ihn zu sehen, aber seine Begrüßung fiel noch feindseliger aus als gewöhnlich.
»Seit wann kommst du mich besuchen?« brummte Maitland. »Du weißt doch, daß Leah morgens nicht zu Hause ist.«
»Ich wollte mit Ihnen sprechen, Herr Maitland, unter vier Augen.«
»Ich habe dir nichts zu sagen, Salvadore.« Sein Gesicht lief rot an. »Wenn es sich um Leah dreht, absolut gar nichts. Du weißt, ich bin ein kranker Mann. Ich habe nicht mehr lange zu leben, Salvadore, ein paar Monate, vielleicht nur noch Wochen. Ich würde meine Leah nicht gern in den Händen von jemand wie dich lassen ...«
»Sie irren sich. Ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen über Leah zu sprechen.«
Der alte Mann schien erstaunt; er mußte gefürchtet haben, Sal wolle ganz formell um die Hand Leahs anhalten. »Was willst du denn von mir?«
»Es handelt sich um Sie, Herr Maitland. Schauen Sie, ich weiß, daß Sie mich nie leiden konnten, und ich bin nicht hier, um Sie umzustimmen. Ich will mit Ihnen ein Geschäft machen. Ein Tauschgeschäft. Ich möchte etwas von Ihnen kaufen.«
»Wovon redest du?«
»Sie haben etwas, was ich gern haben möchte. Ich will dafür bezahlen, jeden Preis, den Sie von mir verlangen. Sie können Geld brauchen, Herr Maitland, das weiß ich genau. Nicht für sich selbst, sondern für Leah ...«
»Ich habe nichts, das ich verkaufen könnte. Ich besitze nichts.«
»Doch«, sagte Sal eifrig. »Sie besitzen etwas, das ich dringend brauche, Herr Maitland. Ich weiß nicht, wie man es genau nennt – Leah sagt, so was wie Mitleid.«
»Was soll dieser Wahnsinn? Weißt du überhaupt, wovon du sprichst?«
»Ich weiß es – machen Sie sich darüber keine Gedanken. Eine Menge Leute haben zuerst geglaubt, ich wäre verrückt, wenn ich ihnen diese Art Geschäft vorschlug. Aber ich habe Erfolg gehabt. Dafür können Sie mein Wort haben«, fügte er stolz hinzu. »Ich habe es großartig gemacht.«
»Du glaubst, du kannst so etwas kaufen? Und dafür bezahlen, wie für ein Dutzend Eier?«
»Ich weiß, daß ich das kann, Herr Maitland. Sie brauchen nur ja
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