Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Geschäfte, Sal. Mach dir nichts vor. Er ist ein komischer alter Knabe, aber nicht so komisch, wie du meinst.« Er blickte zu seinem Partner, der einen Stoß verfehlt hatte und vom Tisch wegging. Jan musterte die Situation auf dem grünen Tisch, steckte die Zunge in die eine Ecke des Mundes – und fehlte. Er grunzte in sich hinein und rieb sein Queue mit Kreide ein.
»Hör zu«, sagte Sal verzweifelt. »Wenn du mich zu Halpert bringen kannst, werde ich deine Mühe bezahlen.«
»Und wie?«
»Geld habe ich keins, aber ich kann dir was anderes geben. Du kannst mein Spieltalent haben, Jan.«
»Dein was?«
»Du wirst so gut wie ich spielen können. Ich tausche meine Billardkünste dafür ein. Ist das kein Geschäft?«
»Versteh ich nicht. Du meinst, du willst mit mir trainieren?«
»Das ist nicht nötig. Du wirst so gut wie ich spielen, das ist alles. Ich kann so was arrangieren. Ich kann dir nicht erklären, wie das funktioniert, aber ich kann es tun. Du brauchst nur ja zu sagen, Jan, weiter nichts. Wenn du plötzlich gut spielst, willst du mich dann mit Halpert zusammenbringen?«
»He«, rief der Spielpartner, »du bist dran!«
»Abgemacht«, lachte Jan. Er hob seinen Stock und verpfuschte eine leichte Stellung, aus der gut eine Serie zu machen gewesen wäre.
Früh am nächsten Morgen erreichte Sal ein Telefonanruf von Jan, direkt von Grimskis Spielsalon. Jan war zu aufgeregt, um zusammenhängend reden zu können, deshalb ging Sal zu ihm in den Salon und lauschte den stockenden Erzählungen über Jans plötzliche Talente. Eben hatte er Grimski persönlich geschlagen, und der erstaunte Besitzer mußte eine drei-zu-eins-Wette auszahlen. Jan bot sich an, auch mit Sal zu spielen, aber dieser verzichtete lieber. Statt dessen erinnerte er ihn an den alten Halpert.
Zwei Tage später holte der Chauffeur ihn in Halperts glitzerndem Bentley ab und fuhr ihn zu dem großen Appartementhaus in der unteren Fifth Avenue. Das Innere des Wagens ließ Sals Gefühle höher schlagen und ebenso der erste Anblick von Halperts Etagenwohnung. Halpert war in der Bibliothek, in der ein richtiger Kamin stand.
»Das ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe«, sagte Jan.
»Sieht mir nicht gerade wie ein Arzt aus«, sagte Halpert geringschätzig. Er war klein und fett, und sein Gesicht war fleckig. Unter seinem dunkelgrauen Anzug trug er eine Weste mit weißen Aufschlägen. Beim Sprechen schnaufte er, und Sal konnte die winzigen Äderchen, die sich bei jedem Atemzug in seiner Nase und den Wangen abzeichneten und ausdehnten, erkennen.
Als Jan gegangen war, räusperte sich Sal. »Nicht eigentlich ein Arzt, Herr Halpert. Hat Jan gesagt, daß ich das wäre?«
»Was wollen Sie, mein Junge?«
»Ich möchte mit Ihnen ein Geschäft machen. Allerdings wird es sich komisch anhören, also werfen Sie mich nicht gleich raus. Wissen Sie, wie alt ich bin?«
»Was, zum Teufel, soll das Ganze?« knurrte Halpert.
»Ich bin sechsundzwanzig. Und wie alt sind Sie, Herr Halpert?«
»Hören Sie –«, sagte Halpert.
»Nein, warten Sie ab. Das Alter ist mir egal, Herr Halpert. Ich meine, es ist unwichtig. Was ich gerne wissen möchte, ist: wieviel würden Sie dafür hergeben, so zu sein wie ich? Sechsundzwanzig, meine ich?«
Halperts Blick irrte unstet umher, als hätte er Angst.
»Glauben Sie nicht, ich sei verrückt, Herr Halpert. Ich will mit Ihnen ein Tauschgeschäft machen. Sie brauchen mir nicht zu glauben, jetzt jedenfalls noch nicht. Aber wenn mir der Preis paßt, tausche ich meine sechsundzwanzig gegen Ihr Alter ein, ganz gleich wie hoch.«
»Jan!« schrie Halpert.
»Bitte, Herr Halpert. Sie brauchen es ja nicht zu glauben. Sagen Sie mir nur, wieviel Ihnen die sechsundzwanzig wert sind, und ich verschwinde.«
»Versprechen Sie das?«
»Wieviel, Herr Halpert?«
Der alte Mann beruhigte sich wieder etwas, er rang sich sogar ein leichtes Lächeln ab. »Ich würde Ihnen eine Million Dollar geben, ja, das würde ich. Was sind das für Pillen, mit denen Sie hausieren gehen?«
»Haben Sie soviel Geld?«
»Und eine Menge mehr. Und jetzt scheren Sie sich davon!«
»Werden Sie das Geschäft mit mir machen, Herr Halpert? Werden Sie mir für meine sechsundzwanzig eine Million Dollar geben?«
»Einfach so?«
»Sie brauchen nur ja zu sagen. Das andere ist einfach. Aber versuchen Sie nicht, mich übers Ohr zu hauen, das klappt nicht. Wenn der Tausch einmal vollzogen ist, ist das endgültig. Ich kriege die Million und Sie die sechsundzwanzig.
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