Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
weggehe.«
»Bevor du weggehst?«
Er nickte. »Ich habe viel zu tun.«
»Oh.« Ihre Stimme klang enttäuscht. »Wir hofften, du würdest nach der Veranstaltung mit zu uns kommen.«
»Zu euch nach Haus?« fragte er.
»Wir teilen uns ein Appartement«, sie deutete auf die Mitglieder der Kapelle. »Wir haben die oberste Etage des U.N. Hilton gemietet.«
»Wenn ich's schaffe, komme ich noch vorbei«, sagte er. »Du weißt, daß ich das gern tun würde.«
Ihre Arme schlangen sich fester um seinen Hals. »Meinst du das auch ehrlich?«
Er sah ihr in die Augen. Wenn er den Kopf drehte, blickte er in die Augen von Francine und Iris und Millie, Jo und Ursula und Gretchen und Dee und Carlotta und all der anderen. »Ja, das meine ich ehrlich«, entgegnete er.
Vor dem Klub nahm er ein Taxi. »Ich habe eine Nachricht für Sie«, sagte der Fahrer, »vom Chef persönlich. Er befahl, eine kurze Pause einzulegen.«
»So?« meinte Stanley und zündete sich kühl eine Zigarette an. »Ich hörte, daß der Boß letzte Woche abgesägt wurde.«
»Stimmt«, sagte der Fahrer. »Aber ich lag mit einer Erkältung im Bett und konnte die Nachricht nicht eher loswerden.«
»Lassen Sie mich an der nächsten Ecke raus«, erwiderte Stanley. Er zahlte und fügte hinzu: »Seien Sie lieber vorsichtig mit dieser Erkältung.«
»Erkältungen im Sommer sollen am schlimmsten sein«, sagte der Fahrer.
Stanley ging in einer leerstehenden Garage drei Treppen hinunter und klopfte gegen die Tür. Ein Mann, dessen Gesicht nicht mehr als drei oder vier Leuten im ganzen Land bekannt war, öffnete ihm.
»N'n Abend, Chef«, sagte Stanley und folgte ihm in das luxuriös eingerichtete Büro.
»Ich nehme an, Sie kennen die Komtesse noch nicht.« Der Chef deutete auf eine hübsche junge Frau, die in einen Hermelinschal gehüllt in der Ecke des Zimmers saß. »Sie wird Sie bis Budapest begleiten. Danach sind Sie auf sich allein angewiesen.«
Stanley nickte. Der Chef rollte eine Landkarte auf. »Wir erfuhren, daß die Geheimpolizei den Professor an dieser Stelle in einer Festung gefangenhält. Ihre Aufgabe ist es, ihn unversehrt aus dem Land zu schaffen. Bei den Wachen bedienen Sie sich unserer üblichen Methoden. Was den elektrischen Zaun, die Hunde und die Minenfelder betrifft, so ziehen Sie sicher vor, nach eigenem Belieben vorzugehen.«
»Scheint eine reine Routinesache zu sein«, sagte Stanley. »Ich habe das Gefühl, daß das genauso gut einer Ihrer Männer erledigen könnte.«
»Der Professor selbst stellt kein Problem dar«, gab der Chef zu. »Aber sein Zyklotron aus dem Land zu schmuggeln, scheint schon schwieriger zu sein. Ich halte es für angebracht, Sie vor eventuell auftauchenden Gefahren zu warnen.«
Stanley zuckte die Achseln. »Dafür werde ich bezahlt.«
»Stimmt genau.« Der Chef legte die Karten beiseite und ergriff seine Pfeife. »Ist das der wahre Grund für Ihre Bereitschaft?« fragte er beiläufig. »Das Geld?«
Stanley verzog das Gesicht zu einem knappen, belustigten Lächeln. »Es gibt einige Leute, die das, was wir die amerikanische Lebensweise nennen, kritisieren. Ich gehöre zufällig nicht zu ihnen. Und wenn irgend etwas dieses Leben bedroht ...«, er hielt inne und lächelte von neuem. »Ich tue, was getan werden muß.«
Der Chef nickte. »Wann können Sie abreisen?« fragte er.
Am nächsten Morgen kam Stanley verspätet zum Frühstück. »Du mußt dich beeilen«, sagte seine Frau, »sonst verpaßt du noch den Zug.«
Stanley schluckte seinen Fruchtsaft hinunter. »Wenn ich mich beeilen muß, so tue ich das auch«, sagte er, »das habe ich schon öfters gemacht.«
»Ich wünschte, du brauchtest nicht immer so lange zu arbeiten«, sagte Kay. »Ich hab' noch nicht einmal gehört, wann du nach Hause gekommen bist.«
»Ich habe nicht darauf geachtet, wie spät es war.«
»Ich nehme an, du hast vergessen, den Mann wegen der Tiefkühltruhe anzurufen? Ich fürchte, wir müssen auch etwas wegen des Wasserhahns unternehmen.« – »Ja.«
»Ich habe eine Liste zusammengestellt«, sagte sie. »Ich stecke sie in die Brusttasche deines Jacketts. Ich glaube, du solltest vor allem mehrere Beköstigungsheime für Hunde benachrichtigen. Du weißt doch, wie beschäftigt sie immer während der Urlaubszeit sind. Letztes Jahr haben sie sogar vergessen, Herrn Toidy seine gewohnte Portion Mohrrüben zu geben.«
»Ich werde besonders darauf aufmerksam machen«, sagte er.
»Ich kann es einfach nicht vertragen, wenn ein Tier seine
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