Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
es noch einmal. Das Licht wurde heller und die Stimmen lauter. Er strengte sich noch mehr an, und er kam ihnen noch näher. Dann riß er die Augen weit auf und starrte auf den Mann vor ihm.
»Alles in Ordnung, mein Sohn?« fragte der Mann. Er trug eine blaue Uniform, und sein rundes, fleischiges Gesicht kam Robert bekannt vor.
Robert Proctor drehte versuchsweise den Kopf und stellte fest, daß er in einem Lehnstuhl saß – unbeschädigt, und auch das Bewegen der Arme und Beine bereitete ihm keine Mühe. Er blickte sich im Zimmer um und erinnerte sich plötzlich.
Der uniformierte Mann sah das Licht des Wiedererkennens in Roberts Augen und sagte: »Nichts passiert, mein Sohn. Sie haben gerade den letzten Teil Ihrer Fahrprüfung abgelegt.«
Robert Proctor richtete die Augen auf den Mann. Obgleich er ihn klar sehen konnte, schien sich das Gesicht des schlafenden Mädchens davor zu schieben.
Der Mann fuhr fort: »Wir haben Sie unter Hypnose einen Unfall erleben lassen – das machen wir jetzt bei allen, die einen Führerschein haben wollen. Das verbessert ihre Fahrweise, sie werden ihr Leben lang vorsichtiger fahren. Erinnern Sie sich jetzt? Wie Sie hier hereinkamen und so weiter.«
Robert Proctor nickte, er mußte an das schlafende Mädchen denken. Sie würde nie aufgewacht sein; von dem süßen kurzen Schlummer wäre sie in den schweren, dunklen Schlaf des Todes übergegangen – ohne Unterbrechung. Das mit seiner Mutter wäre schlimm genug gewesen, aber sie war eine alte Frau. Der Tod des schlafenden Mädchens wäre unfaßbar gewesen.
Der Uniformierte sprach noch immer. »Sie haben also alles geschafft. Sie müssen mir nur noch zehn Dollar zahlen und den Antrag unterzeichnen; in ein oder zwei Tagen kommt der Führerschein mit der Post.« Er blickte nicht auf.
Robert Proctor legte eine Zehndollarnote vor sich hin, überflog das Antragsformular und unterschrieb. Er sah auf und erblickte rechts und links von sich zwei weißgekleidete Männer; verärgert runzelte er die Stirn. Er setzte zum Sprechen an, aber der Uniformierte kam ihm zuvor. »Tut mir leid, mein Sohn. Sie haben nicht bestanden. Sie sind krank; Sie müssen behandelt werden.«
Die beiden Männer zogen Robert Proctor hoch. »Lassen Sie mich los«, sagte er. »Was soll das alles?«
»Niemand, der das, was Sie gerade durchgemacht haben, erlebt hat, sollte sich wünschen, einen Wagen zu steuern«, sagte der Mann in Uniform. »Eigentlich sollten Monate vergehen, bevor Sie den Gedanken ertragen können, am Steuer zu sitzen. Aber Sie – Sie sind schon jetzt dazu bereit. Es macht Ihnen nichts aus, andere Menschen zu töten. Leute wie Sie lassen wir heutzutage nicht mehr frei herumlaufen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, mein Sohn. Man wird sich Ihrer annehmen und Sie schon zurechtbiegen.« Er nickte den beiden Männern zu, die Robert Proctor hinausführten.
An der Tür öffnete er den Mund, und seine Worte waren so eindringlich, daß die Männer stehenblieben. Robert Proctor sagte: »Das kann doch nicht wahr sein. Ich träume doch noch, oder? Das gehört noch zur Prüfung, nicht wahr?«
»Woher sollen wir das wissen?« sagte der Uniformierte. Und sie zerrten Robert Proctor durch die Tür, seine Knie waren steif, die Füße schleiften auf dem Boden nach, die Gummisohlen seiner Schuhe rutschten über die beiden im Fußboden eingelassenen Rinnen.
Du bist dabei!
Will Stanton
»Die Tiefkühltruhe ist mal wieder nicht in Ordnung.« Kay Dobbs ließ sich in der Eßnische am gedeckten Frühstückstisch ihrem Mann gegenüber nieder. »Bitte, laß doch gleich vom Büro aus den Mann vom Kundendienst zum Reparieren kommen.«
Stanley Dobbs faltete die Zeitung auseinander, um den Leitartikel zu lesen. »Hm, ja.«
»Sag ihm, daß sie, seit er das letztemal hier war, nicht richtig funktioniert.« Sie langte quer über den Tisch und zog einen Zipfel der Zeitung näher, um sich eine Anzeige für Handtaschen anzusehen. »Hast du daran gedacht, deinen Freund wegen des Sprechers für P.T.A. anzurufen?«
»Ich werde es gleich tun.«
»Am besten setzt du dich dann auch mit dem Telefonamt in Verbindung. Du weißt schon – wegen des Ferngesprächs, das sie uns berechnet haben.«
»Ja, wird besorgt.«
»Ich glaube, wenn das ein Mann erledigt, macht es mehr Eindruck«, sagte Kay.
Stanley fuhr im Rückwärtsgang aus der Garage, Kay winkte ihm vom Blumenfenster aus zu. In Belle Acres war es üblich, daß die Frauen ihren Männern vom Blumenfenster aus winkten,
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