Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element
umklammert, in dem in zwei Monaten Korn wachsen würde. Der siebenjährige Junge beobachtete ihn mit einem Gefühl von Abneigung, Abscheu und Haß, das so stark war, daß er sich in seinem Versteck übergeben mußte, an der Ecke des Feldes, unter den Bäumen. Der Mann wehrte sich nicht, als sie kamen, um ihn abzuholen, aber seine Hände krampften sich um die beiden zusammengepreßten Erdklumpen.
Rod fuhr sich mit der Hand über die Augen, bis das Bild verblaßte. Er dachte, der Mann hätte inzwischen abgeschaltet, aber die Stimme ertönte noch einmal.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Tut mir leid, daß Sie es waren, daß es überhaupt jemand war.« Er verabschiedete sich nicht, aber Rod wußte, daß er nicht mehr da war, daß er nicht mehr antworten würde.
Die Landung verlief weich, und die geringe Gravitation machte sich bemerkbar. Rod blickte nicht zu Sitz Dreizehn, als die Passagiere auf die geschwungene Tür, die auf den Ausgang zum Deimos-Hafen hinführte, zuströmten.
Als er schon dicht davor stand, schnappte er ärgerlich mit den Fingern.
»Meine Proben«, murmelte er und ging zurück zu seinem Stuhl. Zwei in Plastiksäcken verpackte Klumpen Sand von der Erde, die den erbarmungslosen atmosphärischen Bedingungen des Mars ausgesetzt werden sollten, lagen auf dem Sitz. Er hob sie auf und steckte sie in die Tasche. Benton drehte sich an der Tür noch einmal um und winkte ihm zu.
Rod ging dicht an Sitz Dreizehn vorbei und ließ unauffällig eines der kleinen Päckchen mit Lehm aus Iowa darauf fallen. An der Tür blickte er sich um, und einen Augenblick lang schienen die blassen grauen Augen aufzustrahlen, vielleicht als Zeichen des Wiedererkennens oder sogar der Vergebung, und dann hob sich die Hand und zog den Vorhang um die Liegestatt.
Rod trat aus dem Schiff und blickte durch die durchsichtige Luftkuppel auf die Welt, die ihn erwartete. Er sah sich nicht mehr nach dem Schiff um. Wer ihn beobachtete, mochte glauben, er spräche mit sich selbst über die große, trostlose Welt, die über seinem Kopf hing. Aber seine Gedanken gingen andere Wege: »Er versteht. Ein Mann muß tun, was von ihm erwartet wird, und fähig sein, damit weiterzuleben.«
Das Brennen in seinen Augen ließ nach, graue Augen wie die seines Vaters, als er rasch und zuversichtlich durch die Luftschleuse davonschritt.
Das letzte Element
Hugo Correa
Große leuchtende Flecken, grün, rot und blau, prangten auf dem Planeten. Am reichsten waren sie zwischen den Wendekreisen, nach den Polen hin verringerten sie sich. Sie sahen aus wie Geschwüre auf einer dunklen, faltigen Haut. Die alte Welt war ein Leichnam. Die Sonne sandte blutrote Strahlen darauf nieder.
»Fünfundzwanzig Minuten bis zur Landung, Captain! Die Strahlung hat nachgelassen. Sie kommt hauptsächlich von jenen Sümpfen.«
»Was macht das schon, Juan? Die Fahrt ist ein Erfolg, oder etwa nicht?«
»Ich wiederhole meinen Vorschlag, Captain: Es wäre besser, ein paar Tage in der Planetenbahn zu bleiben, bis wir die Intensitätsänderung der Radioaktivität genau bestimmt haben. Ihre Unstetigkeit ist verdächtig.«
»Nein. Dafür haben wir keine Zeit. Das Element Z kommt hier ganz bestimmt in seinem natürlichen Zustand vor, und wir brauchen es dringend, um die Rebellen zu überwältigen. Wir müssen uns beeilen.«
Beim Näherkommen konnte man das von der untergehenden Sonne rot übergossene Land deutlicher erkennen. Kein Zeichen von Lebewesen, weder von Tieren noch von Pflanzen. Uralte Gebirgsketten, ausgespült durch Millionen Jahre währende Erosion. Weite Ebenen. Enorme Felsformationen, in niedrigen Ringen um die Strahlenzonen angeordnet. Wolken von weißem Gase schwebten über das Land, streckten sich dicht über dem Boden zu langen Schwaden und krochen fast unmerklich weiter.
»Wird die Erde auf diese Weise enden, Juan?«
»Ich weiß es nicht!«
»Was ist los, Juan?«
»Ich habe ein ungutes Gefühl, Captain. Da unten ist irgend etwas, das mich nervös macht. Was wohl dort geschieht?«
»Bald werden wir es erfahren. Und was deine Gefühle angeht – traue ihnen nicht. Meistens täuschen sie dich. Im übrigen sind unsere Instrumente unfehlbar. Auf sie können wir uns verlassen!«
Die Rakete hob ihren spitzen Bug in den Himmel – wie ein umgekipptes Weinglas. Im Norden konnte man die ersten Hänge einer runden Gebirgskette erkennen; dahinter lag das seltsame, vielfarbige Glühen.
»Max und Juan! Nehmt den Traktor und seht euch den Sumpf da
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