Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
daß er etwas errechnet hatte, das ihnen wieder weiterhelfen würde. Und da saß mein Sohn nun ganz allein – niemand, der ihm beistand – niemand, der mit ihm hinaus in den Raum gehen würde, deshalb versprach ich ihm, herauszukommen und ihm zu helfen. Wir konnten von meiner Pension leben. Wir mußten es sogar, denn all unser anderes Geld hatten wir für das Schiff ausgegeben, und noch viel mehr. Ich weiß nicht, wie es anfing oder wer die Idee hatte, wer die Pläne zeichnete oder wer von ihnen die Berechnungen anstellte, damit es funktionierte, aber sie waren zusammen beim Militär, und da müssen sie eine Menge Zeug organisiert haben. Vielleicht hatten sie deshalb solche Angst, daß die Regierung dahinterkommen würde. Ich bin nicht für unehrliche Sachen, und mein Sohn sonst auch nicht, aber er steckte nun einmal mit den anderen da drin, und ich glaube, er wollte lieber zum Mond als alle anderen zusammen. Wie ein Fieber hatte es ihn gepackt. Er pflegte immer zu sagen: ›Wenn ich es nicht lebendig machen kann, dann will ich es im Tode machen. Was für ein Begräbnis! Die Schwärze des äußeren Raums als Leichentuch – Hunderttausende von Sternen als Kerzen und die Musik der Sphären als Requiem!‹ Und jetzt liegt er hier – im Dunkeln ...« Toms Körper zitterte heftig, und er sank neben mir zusammen.
    »Ich hörte den Einsturz«, flüsterte er hastig. »Ich hörte, wie die Decke einbrach. Ich hörte ihn schreien: ›NEIN! Nicht hier unten!‹ und ich sah ihn auf das Schiff zu hinfallen, und ich sah die Felsen herniederstürzen und den Staub aufwirbeln ...« Seine Stimme war kaum noch vernehmbar, er schlug die Hände vors Gesicht. »Das Licht ging nicht aus. Es ist an der anderen Wand befestigt. Nachdem der Staub sich gelegt hatte, sah ich – sah ich meinen Sohn. Nur seine Hand – nur seine Hand, die nach dem Raum und den Hundertmillionen Sternen zu greifen versuchte. Greifend – bittend – fordernd.« Er wandte sich zu mir, sein Gesicht war von Tränen überströmt. »Ich konnte den Felsen nicht von der Stelle bewegen. Ich konnte ihn nicht wieder zum Leben erwecken. Ich konnte meinen Sohn nicht retten, aber ich habe mir geschworen, daß ich sein Schiff in den Raum bringen würde – daß ich etwas von ihm mitnehmen würde, um sagen zu können, daß er es auch geschafft hat. Deshalb habe ich hier die Flagge aufgepflanzt – er beabsichtigte, sie dort aufzustellen, wo die andere Mondrakete gelandet war. ›Schmutzige Wanzen!‹ nannte er sie, weil sie den Mond verdorben hatten. Er wollte seine Flagge dort aufstellen, die so klein war, daß sie die Landschaft nicht verunstalten würde. Deshalb hält er sie nun die ganze Zeit – und sobald Remy und ich das Schiff in Gang gebracht haben, nehmen wir die Flagge und – und ...«
    Seine Augen leuchteten, und ich half ihm auf die Füße, mich fest gegen ihn abschirmend. »Du kannst auch mitkommen, wenn du eine Menge von dem Zitronenpudding mitbringst!« Er hatte seinen Kummer wieder einmal überstanden und zwängte sich an den Versturzblöcken vorbei.
    »Den heben wir uns lieber auf, bis wir zurückkommen«, sagte ich.
    »Zurückkommen?« Er lächelte mir über die Schulter zu. »Wir kommen nicht zurück. Wir haben ein Funkgerät, um alle Informationen zurückzuschicken, und einen Empfänger, um so lange wie möglich mit der Erde in Verbindung zu bleiben, aber wir haben nie etwas über eine Rückkehr besprochen. Warum auch? Wann sollten wir je zurückkommen?«
    Betäubt starrte ich ihm nach. Ich lehnte mich gegen die Wand und wartete, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann blickte ich zu dem kleinen Erdhügel und der schlaff niederhängenden Flagge. »Damit können wir nicht allein fertigwerden! Nicht mit einem Flug ohne Rückkehr!« rief ich in plötzlicher Panik aus.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund, aber Tom war schon verschwunden. Ich eilte hinter ihm her, das Echo meiner Schritte hallte von den Felswänden wider und übertönte den furchtbaren Schall meiner Stimme.
    Als ich Tom den Gang hinunter folgte, versuchte ich krampfhaft einen Weg aus dieser schrecklichen Situation zu finden. Endlich lächelte ich erleichtert. »Wir werden einfach nicht fahren«, sagte ich laut vor mich hin. »Wir werden nicht fahren ...«
    Und dann sah ich das Schiff, das sich im sanften Schwung nach oben von der Dunkelheit abzeichnete. Es war wie ein Wiedererkennen, seine gelassene, vollkommene Schönheit, klein, fest, wundervoll, und ich blickte hinein, bis ins Innerste wo

Weitere Kostenlose Bücher