Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Treiben in dem gewaltigen Regierungsgebäude um sie herum noch greller zutage.
Ein junges Mädchen hastete an ihr vorbei, blieb mit einem Ruck stehen und warf ihr einen erstaunen Blick zu. »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?«
Die Frau lächelte. »Ich möchte gern zu meinem Sohn, dem Physiker.«
»Zu Ihrem Sohn, dem –«
»Eigentlich ist er ein Kommunikationsingenieur. Senior-Physiker Gerard Cremona.«
»Dr. Cremona! Ach so, er ist ... Haben Sie einen Besucherschein?«
»Hier ist er. Ich bin seine Mutter.«
»Tja, Frau Cremona, ich weiß nicht recht. Ich muß ... Sein Büro liegt da hinten, diesen Gang entlang. Fragen Sie einfach jemanden nach ihm.« Eilig lief sie davon.
Frau Cremona schüttelte bedächtig den Kopf. Irgend etwas mußte vorgefallen sein. Hoffentlich war mit Gerard alles in Ordnung!
Weiter hinten im Korridor ertönten Stimmen, und sie lächelte erleichtert vor sich hin. Eine von ihnen gehörte Gerard.
Sie betrat ein Zimmer und sagte: »Guten Tag, Gerard.«
Gerard war ein hochgewachsener Mann mit dichtem Haar, das aber an einigen wenigen Stellen schon leicht angegraut war, den er benutzte kein Tönungsmittel. Er behauptete, dazu wäre er viel zu beschäftigt. Sie war auf ihn und seine gute Erscheinung sehr stolz.
Im Augenblick unterhielt er sich mit großer Gewandtheit mit einem Mann in Militäruniform. Sie hätte nicht sagen können, welchen Rang dieser einnahm, aber sie wußte mit Sicherheit, daß Gerard mit ihm fertigwerden könnte.
Gerard blickte auf und sagte: »Was wollen – Mutter! Was tust denn du hier?«
»Ich wollte dich besuchen.«
»Ist denn heute Donnerstag? Großer Gott, das hatte ich ja völlig vergessen. Setz dich, Mutter, ich habe jetzt keine Zeit für dich. Setz dich. Setz dich! – Sehen Sie, General – die Signale ...«
General Reiner blickte über die Schulter nach hinten und schlug mit der geballten Faust der einen in die offene Fläche der anderen Hand. »Ihre Mutter?«
»Ja.«
»Halten Sie es für angebracht, daß sie hier ist?«
»Im Moment nicht gerade, aber ich verbürge mich für sie. Sie kann nicht einmal ein Thermometer richtig ablesen, und was wir zu besprechen haben, wird ihr absolut gar nichts bedeuten. Hören Sie zu, General. Sie sind auf dem Pluto. Verstehen Sie? Sie befinden sich dort – daran besteht kein Zweifel. Die Funksignale können unmöglich eine natürliche Ursache haben, folglich müssen sie von menschlichen Wesen kommen, von unseren Männern. Das müssen Sie als eine Tatsache hinnehmen. Von all den Expeditionen, die wir über den Planetengürtel hinausgeschickt haben, hat eine es endlich geschafft. Sie hat den Pluto erreicht.«
»Ja, ich verstehe, was Sie meinen, aber ist es nicht trotzdem unmöglich? Die Männer, die sich jetzt angeblich auf dem Pluto befinden, starteten vor vier Jahren mit einer Ausrüstung, die sie nicht langer als ein Jahr am Leben zu halten vermag. Ihr Ziel war der Ganymed, aber sie scheinen achtmal so weit gelangt zu sein.«
»Richtig. Und wir müssen herausfinden, wie das geschehen konnte und warum. Vielleicht hat – ihnen – jemand – geholfen.«
»Aber wer? Und auf welche Art?«
Cremona preßte die Lippen aufeinander, als schicke er ein heimliches Stoßgebet zum Himmel. »General«, sagte er dann, »ich wage mich jetzt auf einen etwas glitschigen Pfad, aber es bestünde doch die Möglichkeit, daß nichtmenschliche Wesen mit im Spiel sind. Außerterrestrische Intelligenzen! Wir müssen das herausfinden. Wir wissen nicht, wie lange die Verbindung noch aufrechterhalten bleibt.«
»Sie wollen sagen«, (das ernste Gesicht verzog sich zu einem leicht verzerrten Grinsen), »daß die Männer aus der Gefangenschaft entflohen sind und jederzeit wieder geschnappt werden könnten.«
»Vielleicht! Wer weiß? Die Zukunft der gesamten menschlichen Rasse könnte davon abhängen, wenn wir erführen, mit wem wir es zu tun haben. Wenn wir es jetzt erführen!«
»Na, gut. Und was wollen Sie von mir?«
»Wir brauchen ab sofort die Multivac-Rechenanlage der Armee. Das Problem, an dem sie gerade arbeitet, muß unterbrochen werden. Wir müssen sie sofort mit unserem allgemeinen semantischen Problem programmieren. Jeder Kommunikationsingenieur, über den Sie verfügen, muß sich sofort zur Zusammenarbeit für diese eine Aufgabe zur Verfügung stellen.«
»Aber warum denn? Ich sehe da keine Verbindung.«
Eine sanfte Stimme mischte sich in die Unterhaltung. »General, möchten Sie etwas Obst? Ich habe ein paar
Weitere Kostenlose Bücher