Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Orangen mitgebracht.«
»Mutter – bitte!« stieß Cremona hervor. »Ich kümmere mich später um dich! – Also, General, das ist doch ganz klar. Im Moment ist der Pluto weniger als vier Milliarden Meilen entfernt. Funkwellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, brauchen sechs Stunden, um dorthin zu gelangen. Wenn wir etwas senden, müssen wir zwölf Stunden warten, bis wir eine Antwort erhalten. Wenn sie etwas senden, und wir verstehen es nicht richtig und fragen: Wie bitte?, dann müssen sie alles wiederholen – peng, dann ist bereits wieder ein Tag vergangen.«
»Und es gibt keine Möglichkeit, die Sache zu beschleunigen?« fragte der General.
»Nein. Das ist nun mal das grundlegende Gesetz der Kommunikation. Keine Information kann schneller als mit Lichtgeschwindigkeit befördert werden. Es würde Monate dauern, mit dem Pluto eine Unterhaltung zu führen, wie wir es jetzt gerade tun.«
»Ich verstehe. Und Sie glauben wirklich, daß außerterrestrische Wesen mit der Sache zu tun haben?«
»Ich bin davon überzeugt. Um ehrlich zu sein – nicht alle hier sind mit mir einer Meinung. Trotzdem setzen wir alles daran, irgendeine Methode zu ersinnen, um die Kommunikation zu beschleunigen. Wir müssen so viele Bits pro Sekunde wie möglich hineinjagen und beten, daß wir erhalten, was wir brauchen, bevor der Kontakt wieder verlorengeht. Und deshalb benötige ich Multivac und Ihre Leute. Es muß doch irgendeine Kommunikationsstrategie geben, die Anzahl der Signale, die wir hinausschicken, auf ein Minimum zu verringern. Selbst um zehn Prozent verbesserte Methoden können uns eine ganze Woche gewinnen helfen.«
Wieder mischte sich die sanfte Stimme ein. »Verstehe ich recht, Gerard – du willst jemandem so viel wie möglich mitteilen?«
»Mutter! Ich bitte dich!«
»Aber du packst die Sache nicht richtig an. Wirklich!«
»Mutter!« Cremonas Stimme hatte einen hysterischen Unterton.
»Na ja, ich bin ja schon still. Aber wenn du etwas sagen willst, und dann zwölf Stunden auf die Antwort wartest – das finde ich doch albern. Das solltest du wirklich nicht tun!«
Der General schnaubte wütend durch die Nase. »Dr. Cremona, wollen wir etwa –«
»Einen Moment mal, General«, unterbrach ihn Cremona. »Worauf willst du hinaus, Mutter?«
»Während du auf die Antwort wartest«, erklärte Frau Cremona ernsthaft, »sende doch einfach weiter und fordere sie auf, dasselbe zu tun. Du sagst ihnen alles, was du mitteilen willst, und die anderen tun dasselbe. Du hast jemanden, der die ganze Zeit zuhört, und die anderen ebenso. Wenn einer von euch beiden irgend etwas hört, auf das eine Antwort notwendig wird, könnt ihr sie ja am Ende mit einflechten, aber wahrscheinlich erfährst du auch ohne dies alles, was du wissen möchtest.«
Die beiden Männer starrten sie entgeistert an.
»Aber, natürlich«, flüsterte Cremona heiser. »Fortwährende Unterhaltung. Nur mit zwölf Stunden Phasenverschiebung – das ist alles. Wir müssen sofort beginnen.«
Er zog den General mit sich aus dem Zimmer, kam aber gleich darauf noch einmal herein.
»Bitte, entschuldige mich, Mutter«, sagte er, »das wird jetzt ein paar Stunden dauern, denke ich. Ich schicke dir ein paar Zeitungen, damit du was zu lesen hast. Oder du kannst auch ein bißchen schlafen, wenn du willst.«
»Mach dir um mich keine Sorgen«, bat Frau Cremona.
»Eins noch, Mutter: Wie bist du eigentlich auf diese Idee gekommen? Was hat dich auf die Lösung des Problems gebracht?«
»Aber, Gerard, das weiß doch jede Frau. Wenn sich zwei Frauen miteinander unterhalten – ganz gleich, ob über das Videophon, über Stratodraht oder von Angesicht zu Angesicht –, so sind sie sich dessen bewußt, daß das ganze Geheimnis, Neuigkeiten zu verbreiten, darin besteht, einfach immer weiterzureden, ohne sich unterbrechen zu lassen. Keine Frau wartet auf das, was die andere antwortet. Sie redet einfach, und redet und redet ...«
Cremona versuchte zu lächeln. Mit zuckender Unterlippe drehte er sich um und ging hinaus.
Stolz blickte Frau Cremona ihm nach. Er war ein feiner Mann, ihr Sohn, der Physiker. So groß und bedeutend, wie er war – er vergaß dabei doch nie, daß ein Junge stets auf seine Mutter hören sollte.
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Sonya bewegte sich auf dem warmen, dicken und weichen Teppich des Motelzimmers hin und her, als wollte sie dadurch demonstrieren, wieviel Jahre hindurch ein Körper schön und anziehend wirken kann, wenn
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