Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Als sich Herdman zum Kontrollraum hinstieß, fragte er sich böse, ob er vielleicht so trainiert und gezüchtet worden war, daß er nur in einer Richtung denken konnte – oder war er einfach von Natur aus dumm ...?
Er hatte die Werkzeugkiste noch nicht abgeworfen! Jetzt machte er sich hastig daran, die Schaltungen der Steuerung abzuschrauben und alles, was sich an der falschen Stelle befand, herauszureißen. Manche Teile waren für die Landung nicht notwendig, so daß er sie entfernen konnte, ohne sich um die Verbindungskabel zu kümmern. Andere Teile wieder brauchte er nur um wenige Zentimeter zu versetzen und mußte nur genau darauf achten, daß die Kontaktanschlüsse nicht abrissen. Manches paßte nicht ohne weiteres an die Stelle, wo Herdman es gern gehabt hätte, so daß er Klebestreifen, Drähte und Schrauben zu Hilfe nehmen mußte, damit die Stöße des Landemanövers nicht allzuviel Schaden anrichteten.
Bis zur Landung waren jetzt nur noch knapp fünf Stunden Zeit. Und er hatte noch so viel zu tun! Er mußte überlegen, wie er im schwerelosen Zustand Farben mischen konnte, mußte alles, was er verändert und bewegt hatte, noch einmal genau überprüfen und sicher befestigen, mußte noch einmal einen vollständigen Test aller Instrumente vornehmen und die Passagiere in ihren Anzügen versiegeln. Jede Sekunde war kostbar ...
Plötzlich befand sich Kapitän Ramsey bei ihm im Steuerraum. Mit brennenden Augen blickte er sich um. Der eine Arm steckte im Raumanzug, aber er krallte sich mit der freien Hand in Herdmans Gesicht fest. Herdman versuchte ihn abzuschütteln dabei kratzten ihm zwei der langen Nägel an Ramseys Fingern eine tiefe Wunde quer übers Gesicht.
»Verflucht seien Sie!« kreischte Ramsey dünn. »Mein Schiff! Mein Kontrollraum ...!«
Rasende Wut verlieh Ramsey die Kraft, sich auf Herdman zu stürzen. Dieser wollte ihn zurückstoßen, aber die klauenartige Hand Ramseys grub sich tief in sein Gesicht ein. Er versuchte dem Kapitän zu erklären, was er tat, aber der hörte gar nicht zu. Minuten vergingen, und Herdman mußte befürchten, eine Augenverletzung davonzutragen. Er ballte die Faust und zielte sorgfältig auf Ramseys Gesicht.
Die Öffnung des Helmes verhinderte einen Schlag auf das Kinn – ihm blieb nichts übrig, als Mund und Nase des anderen zu bearbeiten. Fünfmal mußte er zuschlagen – vorsichtig, fast behutsam, denn er wollte auf die Kopfverletzung des Kapitäns Rücksicht nehmen. Als Ramsey endlich ohnmächtig wurde, beugte sich Herdman über ihn. Die Schmerzen, die er im Gesicht und an den Handknöcheln verspürte, waren der geringste Grund für das Schluchzen, das er nicht zu unterdrücken versuchte.
Mit wildem Eifer stürzte er sich dann wieder in die Arbeit, um die verlorenen Minuten nachzuholen. Beim Verlangsamen würde der Druck nur wenig über dreiviertel g hinaus steigen, und Vibrationen würde es nur beim Eintauchen in die Atmosphäre geben; trotzdem machte er sich wegen des Klebstoffes Sorgen, den er zum Befestigen einiger Instrumente verwendet hatte. Noch einmal verglich er das Gewicht der Schalttafeln mit der Fläche an der sie durch das Klebemittel befestigt waren. Es würde riskant sein, darüber war er sich im klaren. Wenn die Steuerzentrale während des Landungsmanövers über ihm zusammenstürzte, würden ihn die Instrumente zwar kaum verletzen, aber der darauffolgende Absturz war tödlich. Er mußte einen Weg finden, das Risiko zu verringern, wenn auch nur um einen geringen Bruchteil.
Die graue Farbe, die er gemixt hatte und nun auf die Wände strich, war eher schmutzig als warm, auch das Braun auf den Schalttafeln und Instrumenten wirkte fleckig. Aber allmählich sah es jetzt schon wie im Kontrollraum der Herdman aus, und er fühlte sich wohl darin. Natürlich sagte ihm sein Verstand, daß es nicht die Herdman war, aber es war eher ein Gefühl gewesen und nicht Logik, das ihn zum Captain Herdman der Herdman gemacht hatte, und auch jetzt war es eine Gefühlssache, die ihn veranlaßte, aus der Ramsey die Herdman zu machen.
Die Nuß konnte sich nicht anpassen, dachte er, aber sie besaß die Macht, die Schale um sich zu schließen ...
Eine halbe Stunde vor dem Verlangsamen des Schiffes mußte er die Nägel der Passagiere schneiden und diese dann fest in ihre Anzüge einhüllen und versiegeln. Dabei kam ihm ein Gedanke, wie er die Wirksamkeit des Klebemittels erhöhen konnte.
Klebstoff wirkt zum Teil dadurch, daß er die Luft von der Fläche des
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