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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hergerichtet hatten, mit zwei Schlafstätten, die durch einen Vorhang voneinander getrennt waren. Als ich eintrat, hatten sich beide höflich erhoben, ihre Gesichter drückten Respekt vor einem Alten aus. Ich ließ mich auf dem Boden nieder, und auch sie setzten sich, ihre Hände ineinander verschlungen.
    »Es ist kaum noch Zeit zum Kampieren«, sagte ich und hob einen Finger zu den Glühern. Einer ließ sich herab und klammerte sich mit seinen kleinen Füßen an meine Hand. Sein Glühen verblaßte und flackerte wieder hell auf, so daß wir einander nicht deutlich sehen konnten. Ich fühlte die verzweifelten Ausrufe der beiden jungen Leute und suchte einen ehrenhaften Weg aus dieser Sackgasse. Würde ich ihn finden, oder müßten sie ...
    »Wir haben noch unser ganzes Leben vor uns.« Timmy hatte seine Stimme gut unter Kontrolle.
    »Ein sehr kurzes Leben, wenn ihr in der Heimat bleibt«, er klärte ich. »Wir müssen sie noch vor dem Wochenende verlassen.«
    »Das glauben wir nicht.« Lythas Stimme zitterte ein wenig.
    »Ich respektiere euren Glauben«, antwortete ich förmlich, »aber ich fürchte, ihr habt zuwenig Beweise, um ihn aufrechtzuerhalten.«
    »Und selbst wenn das so wäre«, ihre Stimme war nur ein kurzer Schluchzer, »selbst wenn es so wäre, wenn es nur für kurze Zeit wäre, dann können wir wenigstens zusammenbleiben –«
    »Ja, aber ohne eure Mütter und Väter, ohne irgend jemanden«, sagte ich ausdruckslos. »Und dann auch bald ohne die Heimat.
    Aber natürlich kann ich euren Standpunkt verstehen. Es ist nicht jedem gegeben, bei dem Tod einer Welt dabeizusein. Es ist nur schade, daß ihr es niemandem erzählen könnt. Denn das ist das Beste von allem, zu wissen und es zu erzählen, es mit anderen zu teilen.«
    Lythas Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an, und sie wandte sich von mir ab.
    »Und wenn die Heimat dann doch nicht stirbt«, fuhr ich fort, »so wäre das wirklich wie ein böser Witz. Wir könnten nicht einmal darüber lachen, denn wir wären gar nicht in der Lage, zurückzukommen, weil wir schon viele Tage von hier entfernt wären, ohne es zu wissen. Und dann werdet ihr die ganze Heimat für euch allein haben. Stellt euch das nur einmal vor! Eine ganze Welt! Eine neue Welt, um ganz von vorn zu beginnen – allein –« Ich sah, wie die beiden die Hände noch fester ineinanderschlangen. Timmy schluckte heftig. Ich wußte, was es bedeutete, eine neue Welt ganz von vorn aufzubauen – allein. So war es für mich gewesen, nachdem Thann abberufen worden war. »Und sehr viel Platz werdet ihr haben! Eine Leere von Horizont zu Horizont – von Pol zu Pol – von einem zum andern! Nirgends jemand anders – nirgends. Wenn die Heimat nicht stirbt –« Lytha zitterte jetzt am ganzen Körper. Und plötzlich wandten sich mir die beiden jungen Gesichter zu. Die Heftigkeit ihres Schmerzes ließ mich fast zurücktaumeln. Sie schütteten ihre Sehnsucht, ihre Ungewißheit, ihren Protest über mich aus. Nur die Jungen konnten so viel Kraft in sich anstauen. Endlich begann Timmy zu sprechen.
    »Wir möchten nur eine Chance. Ist das etwa zuviel verlangt? Warum sollte das uns passieren, gerade uns?«
    »Wer sind wir«, fragte ich mit fester Stimme, »um die Mächte nach dem ›Warum‹ zu fragen? Unser ganzes Leben lang haben wir Glück, Bequemlichkeit und Freude entgegengenommen, und nie haben wir gefragt, warum, aber jetzt, da Sorgen und Leid und die Trennung über uns hereinbrechen, Schmerz und Unbequemlichkeit, da fällt es uns ein, die Mächte nach dem Grund zu fragen. Wir haben alles, was wir erhalten haben, bedenkenlos angenommen, und jetzt müssen wir eben für eine Zeit da Leid annehmen, aber du weigerst dich, das zu tun, so wie ein dummes Baby die kalte Milch verweigert!«
    Eine Welle der Verzweiflung strömte von den beiden auf mich zu. »Aber glaubt etwa ja nicht, daß die Mächte euch vergessen haben. Sie wachen über euch – jetzt genauso wie stets zuvor. Habt ihr denn kein Vertrauen mehr? Ich verspreche es euch, daß, wo immer ihr auch hingehen mögt, zusammen oder getrennt, die Mächte euch Liebe schenken werden. Und selbst wenn sich herausstellt, daß ihr sie nicht gemeinsam findet, dann werdet ihr doch nie diese ersten Schritte vergessen, die ihr zusammen getan habt – auf eure wahre Liebe zu.«
    Ich verlieh meiner Stimme einen fröhlichen Klang. »Die Dinge ändern sich! Erinnere dich doch, Lytha, es ist noch gar nicht so lange her, daß Timmy für dich – bitte entschuldige den

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