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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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vorbeifegte; dann begann das ganze Schiff zu beben, schwankte hin und her und wurde flüssig. Drei Herzschläge lang blieb es so, und dann verhärtete es sich wieder, weich, ohne Nähte, eine Einheit von der Spitze bis zum Heck, nur unterbrochen durch die runden Einstiegsluken entlang der Seite.
    Nacheinander wurden die Schiffe zu einem Ganzen gemacht, aber die Unterbrechungen zwischen den einzelnen Schiffen hielten immer länger an, denn unsere Kräfte ließen nach, und bevor wir fertig waren, war die Sonne hinter einer Wolke verschwunden, und wir glichen alle Schatten, die sich über Schatten beugten und wie diese undeutlich hin und her tanzten.
    Schwäche überfiel mich, als das letzte Schiff vollendet war. David fing mich auf, als ich langsam nach unten sank. Er legte mich auf das kühle Gras und saß schwer atmend neben mir. Ich lag da, als wäre ich selbst flüssig geworden, und wußte, daß aus meinem Inneren mehr entwichen war als die Müdigkeit der Aufgabe, die wir gerade beendet hatten. »Aber ich muß stark sein!« sagte ich verzweifelt, denn ich wußte, daß Schwäche zwischen den Sternen keine Berechtigung hatte. Ich starrte hinauf zu dem grauen Himmel und wischte mir mit kalten Fingern die Tränen aus den Augen.
    »Wir sind eben nicht daran gewöhnt, die Kräfte zu benutzen«, sagte David tröstend. »Ich weiß«, antwortete ich. Ich schloß die Augen und fühlte, wie Schneeflocken über mein Gesicht tanzten und sich in warme Tränen auflösten.
     
    Lytha blickte abwechselnd zu mir und zu David, ihre Augen waren weit und ungläubig aufgerissen. »Aber du hast es doch gewußt, Vater. Ich habe es dir gesagt! Ich habe es dir am Erntetag gesagt!«
    »Es tut mir leid, Lytha«, antwortete David. »Es gab keine andere Möglichkeit. Timmys Familie wird in einem anderen Schiff sein als wir.«
    »Dann laß mich mit in sein Schiff gehen, oder laß ihn mit zu uns!« rief sie mit roten Wangen.
    »Familien müssen zusammenbleiben«, sagte ich mit gebrochenem Herzen. »Jedes Schiff verläßt die Heimat in der Annahme, daß es allein ist. Wenn du mit dem anderen Schiff führest, sähen wir uns vielleicht nie wieder.«
    »Aber Timmy und ich – wir werden eines Tages selbst eine Familie bilden! Wir werden –« Lytha schluchzte. Sie preßte die Hände gegen ihre Wangen und schwieg. Nach einer Weile fuhr sie mit ruhiger Stimme fort: »Aber selbst wenn das nicht sein könnte, so würde ich doch mit Timmy gehen.«
    Chell und David wechselten verzweifelte Blicke. »Es ist nicht einmal für einen von euch Platz, das Schiff zu wechseln. Die Ladungen sind ausgerechnet, alles ist arrangiert«, sagte ich und kam mir vor, als hätte ich Lytha geschlagen.
    »Und außerdem«, sagte Chell und ergriff Lythas Hände, »liebt Timmy und du einander ja noch gar nicht richtig. Ihr habt euch doch gerade erst kennengelernt. O Lytha, es ist noch gar nicht so lange her, seit du deinen glücklichen Tag gehabt hast. Beeile dich nicht so mit dem Erwachsenwerden!«
    »Aber wenn ich euch doch sage, daß Timmy und ich uns lieben!« rief Lytha.
    »Bist du dessen ganz sicher, Lytha?« fragte Chell. »Und kannst du beschwören, daß Timmy auch fühlt, daß er dich wirklich liebt?«
    Lytha senkte den Blick. »Nicht ganz sicher«, flüsterte sie. »Aber mit der Zeit –« Ungeduldig warf sie den Kopf zurück. »Es ist nicht fair! Wir haben nicht genug Zeit gehabt!« rief sie. »Warum mußte dies alles so schnell geschehen? Warum nicht später? Oder früher? Bevor wir uns kennenlernten? Wenn wir uns jetzt trennen, wissen wir es vielleicht nie – oder wir leben unser Leben ohne Liebe, weil er wirklich – weil ich –« Sie drehte sich um und lief mit abgewandtem Gesicht aus dem Zimmer.
    Ich seufzte und stand auf. »Ich bin alt, David«, sagte ich. »Ich spüre mein Alter in allen Knochen. Dinge wie diese ermüden mich sehr.«
     
    Es war kurz nach Mitternacht, als ich plötzlich fühlte, daß Neil mich rief. Die Dringlichkeit seines Rufs ließ mich aufspringen und nach dem Umhang greifen. Hastig eilte ich nach draußen, um die anderen nicht zu stören. »Evi.« Seine Hände, die meine Schultern berührten, waren kalt, und der ungewohnt frostige Wind schlug mir den Rocksaum um die Waden. »Ist Lytha zu Hause?«
    »Lytha?« Diese unerwartete Frage vertrieb den letzten Schlaf aus meinen Gedanken. »Natürlich, warum?«
    »Ich glaube nicht, daß sie hier ist«, meinte Neil. »Timmy ist mit unserer ganzen Campingausrüstung verschwunden, und ich glaube,

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