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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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gedacht«, erwiderte er würdevoll.
    »Nein? Weshalb sind Sie dann böse?«
    »Ich kann Frauen, die sich betrinken, nicht leiden.«
    »Wer war denn betrunken?«
    »Sie.«
    »Das war ich nicht«, antwortete sie entrüstet.
    »Nein? Wer mußte denn dann ausgezogen und ins Bett gelegt werden wie ein kleines Kind?«
    »Und wer war nicht fähig, mir die Perlenkette abzunehmen?« entgegnete sie ihm. »Sie ist kaputtgegangen, und ich habe die ganze Nacht auf den Kugeln geschlafen. Überall habe ich schwarze und blaue Flecken. Sehen Sie. Hier und da und da und –«
    »Linda«, unterbrach er sie ernst, »ich bin nur ein einfacher Mann aus New Haven. Ich kann verzogene Mädchen nicht gebrauchen, die Schulden machen, sich die ganze Zeit nur herausputzen und sich in diversen Bars vollaufen lassen.«
    »Wenn Sie mich nicht mögen, warum bleiben Sie dann hier?«
    »Ich werde gehen«, sagte er. Er kletterte aus dem Wasser und begann sich abzutrocknen. »Noch heute morgen werde ich nach Süden fahren.«
    »Viel Spaß beim Marschieren.«
    »Ich werde fahren.«
    »Was? Vielleicht einen Kinderwagen?«
    »Nein, den Chevrolet.«
    »Jim, das meinen Sie doch nicht ernst?« Erschreckt sprang sie aus dem Wasser. »Sie können doch noch gar nicht richtig fahren.«
    »Nein? Habe ich Sie nicht etwa gestern abend, als Sie völlig betrunken umfielen, nach Hause gefahren?«
    »Sie werden in furchtbare Schwierigkeiten geraten.«
    »Ich werde mir schon zu helfen wissen. Und im übrigen kann ich ja auch nicht ewig hier herumhängen. Sie sind ein nichtsnutziges Mädchen, Sie wollen nur immer spielen. Ich habe wichtigere Dinge im Kopf. Ich muß nach Süden fahren und jemanden finden, der über das Fernsehen Bescheid weiß.«
    »Sie haben mich falsch verstanden, Jim. Ich bin bestimmt nicht so, wie Sie glauben, sehen Sie mich doch an, wie ich mein Haus eingerichtet habe. Hätte ich das tun können, wenn ich die ganze Zeit nur immer getrunken hätte?«
    »Das haben Sie wirklich ganz nett hingekriegt«, gab er zu.
    »Bitte, fahren Sie noch nicht heute. Sie sind noch nicht soweit.«
    »Sie wollen nur, daß ich noch hierbleibe und Ihnen das Klavierspielen beibringe.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Sie. Gestern abend.«
    Sie runzelte die Stirn, zog sich die Kappe vom Kopf, hob ihr Handtuch auf und trocknete sich ab. Endlich sagte sie: »Jim, ich will ehrlich mit Ihnen sein. Natürlich möchte ich, daß Sie noch ein Weilchen hierbleiben, das will ich gar nicht leugnen. Aber ich möchte nicht, daß Sie für immer hierbleiben. Schließlich – was haben wir schon gemeinsam?«
    »Sie sind so verdammt städtisch«, brummte er.
    »Nein, nein, das ist es nicht. Es ist einfach deshalb, weil Sie ein Mann sind; und ich bin ein Mädchen, und wir haben einander nichts zu bieten. Wir sind verschieden. Wir haben verschiedene Geschmäcker und Interessen. Habe ich recht?«
    »Absolut.«
    »Aber Sie sind noch nicht so weit, daß Sie wegfahren können. Deshalb möchte ich Ihnen etwas sagen. Wir werden den ganzen Morgen damit verbringen, Autofahren zu üben, und danach werden wir uns vergnügen. Was möchten Sie gern tun? Schaufenster anschauen? Noch ein paar Sachen kaufen? Das Modern Museum besuchen? Irgendwo ein Picknick einnehmen?«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Wissen Sie was? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein Picknick mitgemacht. Einmal war ich zwar Barmixer in einem Zeltlager, aber das ist nicht das gleiche. Nicht, wie man es als Kind erlebt.«
    Sie war entzückt. »Dann werden wir ein richtiges Kinderpicknick veranstalten.«
    Sie nahm alle ihre Puppen mit. Sie hielt sie in den Armen, während Mayo den Picknickkorb zu dem Denkmal von ›Alice in Wonderland‹ schleppte. Die Statue erstaunte Mayo, der nie in seinem Leben von Lewis Carroll gehört hatte. Während Linda ihre Lieblinge niederlegte und das Picknick auspackte, erzählte sie Mayo kurz den Inhalt der Geschichte und beschrieb, wie die Bronzeköpfe von Alice und den anderen von einer Schar Kinder blank poliert worden waren.
    »Komisch, ich habe diese Geschichte nie gehört«, sagte er.
    »Ich glaube, Sie haben keine schöne Kindheit gehabt, Jim.«
    »Würden Sie sagen, daß ein –« Er hielt inne, hob den Kopf und lauschte angespannt.
    »Was ist los?« fragte Linda.
    »Hören Sie den Eichelhäher?«
    »Nein.«
    »Hören Sie doch. Er gibt einen komischen Laut von sich – wie Stahl.«
    »Stahl?«
    »Ja. Wie ... wie Schwerter in einem Duell.«
    »Sie machen wohl einen Witz?«
    »Nein.

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