Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
allein weitermachen mußte. Wenn Makkas dumm genug war, seinen Anteil an Jimsys künftigem Ruhm zu verweigern, dann war dies seine eigene Schuld. Mit einem gleichgültigen Achselzucken schrieb er den zurückdatierten Entlassungsbrief, zahlte Makkas sein kärgliches Gehalt aus und ließ ihn ziehen. Was Makkas den Arbeitern als Grund für seine plötzliche Abreise angeben würde, interessierte ihn nicht. Als er ihn dann aber eine halbe Stunde später den schmalen Pfad zum Kai hinuntergehen sah, fühlte er sich plötzlich einsam. Der einzige Mensch in der Welt zu sein, der die Wahrheit einer unglaublichen Sage entdeckt hatte, war äußerst erregend; aber die alleinige Verantwortung zu tragen und die Marmorstatue des verstorbenen Michali Papastavros zu entfernen, der jetzt in der offenen Gruft stand, nur wenige Meter von seinen ahnungslosen Kameraden entfernt, das war nicht gerade erfreulich. Im Augenblick jedoch mußte dieses Problem zurückgestellt werden; viel dringender war es, sich der Sache, die ihn in Stein verwandelt hatte, an zunehmen.
Zum Glück hatte Jimsy in seiner Hütte zwei Spiegel, einen in Holz gerahmten und einen runden Rasierspiegel auf einem Aluminiumstand, der aufgestellt, aber auch aufgehängt werden konnte. Jimsy bedachte noch einmal, mit welcher Sicherheit Perseus das Gesicht der Medusa, das sich in seinem Schild reflektierte, hatte ansehen können, und er vertraute darauf, daß er mit Hilfe dieser beiden Spiegel ohne großes Risiko jenes geheimnisvolle Ding untersuchen könnte, das in dem Loch verborgen war und die große Macht der Gorgonen dargestellt hatte. Er verpackte die Spiegel in zwei Kartons und machte sich auf den Weg zum Grab.
Daß er sich nur mit allergrößter Vorsicht der Steinfigur näherte, war selbstverständlich. Zum erstenmal aber bemerkte er jetzt das runde Loch zu Füßen des toten Michali. Auf dem Bauche liegend kroch er vorwärts, ergriff die Spitzhacke und ließ sie in das Loch hinuntersinken, um abzumessen, wie tief es war. Es war nicht tiefer als etwa zwanzig Zentimeter. Es war mehr eine Angelegenheit der Vorsicht als der Schwierigkeit, seine Spiegel so aufzustellen, daß sie so neben dem Loch angebracht waren, daß sich jedes Objekt am Boden der Aushöhlung im Rasierglas widerspiegeln würde, das mit der Rückseite zu Jimsy stand, und das Bild in den gegenüberliegenden Spiegel werfen würde, in den Jimsy von seiner sicheren Lage aus blicken konnte. Nachdem er alles richtig arrangiert hatte, brauchte er nur noch seine Stablampe an dem Griff der Spitzhacke zu befestigen, diese über die Öffnung des Loches zu schieben und in den gegenüberliegenden Spiegel zu blicken, was immer es dort zu sehen gab. Wie sich alsbald herausstellte, war dies nicht gerade viel, was den Umfang des Objektes betraf. Er sah eine Menge grauen Staub und in dessen Mitte, wie Eier in einem Nest, zwei kleine, runde Metallgegenstände. Sie glänzten schwach im Schein der Lampe.
Die Augen der Medusa, dachte Jimsy, etwas enttäuscht darüber, daß die Schlangenhaare die dreitausend Jahre nicht überstanden hatten. Als nächstes tauchte das Problem auf, wie er sie entfernen sollte. Da sich Perseus mit einem großen Teil seines Körpers den Augen ausgesetzt zu haben schien, war Jimsy sicher, daß er nichts zu befürchten hatte, solange er es vermied, die tödlichen, kleinen Objekte anzusehen. Aber Perseus hatte vor langer Zeit gelebt, und eine Sage brauchte nicht immer voll und ganz zu stimmen. Andererseits aber, wenn er keinen Körperteil den marmorartigen Augen aussetzen durfte, konnte er nichts anderes tun, als das Loch wieder zu verschließen und sie so zu lassen, wie sie waren. Aber einen derartig feigen Gedanken faßte Jimsy auch nicht eine Sekunde lang.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die Steinaugen Michalis genau auf den Boden des Lochs blickten, entschied er sich, das Risiko einzugehen, mit dem kleinen Finger darüberzufahren. Die Berührung eines Steins mit dem kleinen Finger würde noch nicht zu einem Unglück führen können, ganz im Gegenteil, es würde ihm sozusagen handgreiflich beweisen, daß seine Entdeckung Wirklichkeit war. Er schob den kleinen Finger seiner linken Hand über den Rand der Aushöhlung. Nichts geschah. Deshalb schloß Jimsy die Augen, schob sich noch weiter nach vorn, griff mit der rechten Hand tief in das Loch, packte die beiden runden Kugeln und steckte sie in seine rechte Hosentasche.
Als er sich aufrichtete, fühlte er sich wie ein Gott. In seiner
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