Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
hatte die erstaunlichste archäologische Entdeckung aller Zeiten gemacht, etwas, das im wahrsten Sinne des Wortes unbegreiflich war. Und er konnte es beweisen; niemand würde es leugnen können; sollten alle kommen und es sich selbst ansehen! Wenn sie glaubten, eine Erklärung für die Steinfiguren finden zu können, wie wollten sie dann die versteinerte Gestalt von Michali erklären? Er würde sogar in der Lage sein, es ihnen zu zeigen – oder nein, das wäre nicht möglich – dieses monströse Ding in der Gruft durfte niemals wieder gesehen werden – oder etwa vielleicht doch? Hatte es Perseus nicht als Reflektion in seinem Schild erblickt? (Perseus! – Seltsam, daß der alte Bursche in der Burg von Stheno – Stheno? Hatte er diesen Namen nicht schon einmal irgendwo gehört? – in Anspruch nahm, ein Nachkomme Perseus' zu sein, des Bezwingers der Gorgonen.) Jimsy hatte keinen glänzenden Schild, aber er hatte etwas Besseres! Eine kleine Anordnung von Spiegeln – großer Gott, er mußte vorsichtig vorgehen! – Und das Ding könnte gezeigt werden.
Jimsy begeisterte sich an diesem Gedanken immer mehr, er vergaß darüber ganz die Tragödie des armen Michali, der das Ausstellungsstück Nummer eins sein würde – für die erstaunte, begeisterte Menge der Archäologen aus aller Welt.
Jimsys neue Hoffnung auf Ruhm wurde durch Geräusche vom Lager her unterbrochen. Dort machte man sich auf, um die Tagesarbeit zu beginnen. Er mußte Makkas ins Vertrauen ziehen; aber zuerst einmal mußte er den Zugang zum Grab unmöglich machen. Zum Glück war der einzige mögliche Weg zum Eingang der durch die Passage zwischen den beiden Mauerwänden. Jimsy weckte den Dolmetscher, ließ sich von ihm die Worte ›Zutritt strengstens verboten‹ ins Griechische übersetzen und pinselte sie auf eine Tafel, die er an einem Draht quer über den schmalen Eingang zur Gruft hängte. Von hier aus war die Höhle, selbst bei vollem Tageslicht, nichts als ein schwarzes Loch. Dann ging er zurück zur Hütte, die er mit Dr. Makkas teilte.
Jemand, der monatelang an der offenen Luft der ägäischen Sonne gearbeitet hat, kann nicht gerade bleich werden, aber Dr. Makkas' Gesicht nahm doch eine hellere Färbung an, als er Jimsys Geschichte lauschte. Sein Verstand arbeitete schnell, und so überblickte er die ganze Kette von Konsequenzen dieser Begebenheit; die Entdeckung, die für ihn etwas Häßliches, Erschreckendes war, erfaßte er in ihrer ganzen Tragweite viel schneller als Jimsy. Als Jimsy die Frage, die ganze Geschichte zu vertuschen, beiseite schob, nickte Dr. Makkas; aber als er seine Träume für die Zukunft vor ihm ausbreitete, schüttelte er den Kopf. Und dann, als Jimsy Dr. Makkas einlud, mit ihm zur Gruft zu kommen, um mit Hilfe eines Rasierspiegels das geheimnisvolle Ding zu besichtigen, schrie Dr. Makkas entsetzt auf. »Niemals, niemals, niemals!« rief er.
Verdammter Kerl, dachte Jimsy, er hat Angst.
»Wenn wir uns vorsehen, besteht überhaupt keine Gefahr«, sagte er.
Aber Dr. Makkas fürchtete nicht für sein Leben. Zitternd erklärte er Jimsy in seinem schlechten Englisch, daß er zu Hause Weib und Kind besäße; daß er am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere stand, daß aber diese Karriere ein schnelles Ende finden würde, wenn er, ein schon jetzt hochqualifizierter Archäologe, Zeuge von Tatsachen werden würde, die, wenngleich wahr, niemals Glauben finden würden noch könnten. Er war weit davon entfernt, sich selbst durch Augenschein zu überzeugen; im Gegenteil: er würde Stheno sofort verlassen, und er bat Jimsy im Namen der Menschlichkeit, ihm einen Brief zu geben, datiert vom vorhergehenden Tag, der bestätigte, daß er nicht mehr hier anwesend war oder, falls Jimsy dies vorzog, daß er ihn sogar hinausgeworfen hätte. Er würde seinen Lohn zurückzahlen; er würde Jimsy als großen Entdecker und Ausgraber bezeichnen, aber er wollte gehen. Jimsy versuchte ihn vergebens davon zu überzeugen, daß die Versteinerung Michalis eine Tatsache war, die sich nicht widerlegen ließ; dazu kamen die zerbrochenen Steinfiguren. Makkas erwiderte, daß Michali Papastavros niemals der Öffentlichkeit gezeigt werden könnte; daß Jimsy sein Leben aufs Spiel setzte, wenn er ihn nicht sofort in aller Stille irgendwo begraben ließ und verlautbarte, daß er das Opfer eines Unfalls geworden wäre.
Daran hatte Jimsy noch gar nicht gedacht. Das war ein Problem. Inzwischen aber war er sich darüber klar, daß er Makkas gehen lassen und
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