Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Männer mit dem Boot fort waren und die restlichen, die im Augenblick nicht zu arbeiten brauchten, die Angelegenheit immer wieder diskutierten, war Jimsy darauf bedacht, daß der Dolmetscher ihre Gespräche belauschte. Sein Bericht war höchst zufriedenstellend. Man war, so schien es, übereingekommen, daß ein Wunder nur von Gott kommen konnte; daß, obgleich dieses Wunder einen Mann getötet hatte, Gott ihn zu einem Wesen von höchster Schönheit und Würde gemacht hatte; die Instrumente, die diese Veränderung hervorgerufen hatten, mußten die Mittel eines Heiligen sein; und das richtige würde es sein, die Gruft als christlichen Schrein zu weihen, über Michali einen Baldachin zu spannen, die Reliquien in einen Korb einzuschließen und diese Stätte zum Ziel von Pilgerfahrten zu machen, um dem Himmel für die Ehre, die er der Insel Phorkos erwiesen hatte, zu danken. Der Dolmetscher hatte sogar einmal das Wort ›Touristen‹ flüstern hören.
All dies paßte Jimsy sehr gut in den Plan. Denn Dr. Makkas' Voraussage, daß die Öffentlichkeit ihn zwingen würde, Michali in einem Sarg zu begraben, hätte ihn in eine fatale Lage gebracht. Die zerbrochenen Steinfiguren wären zwar noch immer da, aber niemand, der nicht Michali in Lebensgröße vor sich gesehen hätte, würde an die Medusenaugen glauben. Jetzt aber schien es so, als würde die öffentliche Meinung Jimsy den Weg ebnen.
Sechsunddreißig Stunden später kehrten die Abgeordneten von Stheno zurück, ihre Zahl hatte sich vergrößert und nahm mehrere Boote in Anspruch. Mit ihnen kam nicht nur ein Priester, sondern auch der Bürgermeister; und nicht nur der Bürgermeister, sondern auch, auf einer Bahre, der arthritische Onkel. Und noch bevor die Boote am Ufer festgemacht hatten, erreichte eine Menge von Neugierigen das Lager. Sie waren von dem Landweg durstig und hungrig, aber Jimsy hatte Hinweise auf alle möglichen Gefahren ausgestreut, so daß sie nicht zu zahlreich und zu lästig wurden.
Der Priester, der ein einfacher Bauer war, fand keine Schwierigkeit, das Wunder zu akzeptieren; und nachdem man Michali in ein Nachthemd gekleidet hatte, führte er die vorgeschriebenen Bestattungszeremonien aus. Die Gruft war hell mit Kerzen erleuchtet, sogar eine Art Altar war aufgestellt worden. Jimsy beobachtete mit heimlicher Zufriedenheit die wachsende Verwirrung in den Gehirnen der knien den Gemeinde; ein oder zwei der Anwesenden knieten vor Michali nieder, bevor sie die Gruft verließen. Was die Zukunft betraf, so hatte der Priester keine besonderen Vorschläge. Das, so sagte er, läge in den Händen der höheren Instanzen, denen er sofort Bericht erstatten würde. Er fragte jedoch Jimsy, ob er die ›Reliquien‹, wie er sie nannte, ihm selbst anvertrauen wolle. Er versprach, sie auf gebührende Weise aufzuheben, bis er die Entscheidung der kirchlichen Autoritäten erfuhr. Der Bürgermeister, der anwesend war, blinzelte Jimsy zu, als das Wort ›Reliquien‹ fiel. Denn im Gegensatz zu dem Priester war er selbst einigermaßen gebildet, und der Gedanke eines Schreins für St. Medusa sagte ihm sehr zu. Aber er äußerte sich nicht. Denn er war klug genug, sofort einzusehen, daß, falls die Geschichte, die Jimsy ihm an vertraut hatte, wahr und Michali tatsächlich von den Medusenaugen versteinert worden war, die Wahrheit zu erstaunlich schien, um geglaubt zu werden. Aber ein Wunder – nun, wenn man bedachte, was in Lourdes geschehen war! Die Gedanken des Bürgermeisters eilten voraus – in eine fantastische und ertragreiche Zukunft.
Es gelang Jimsy, den Priester zu vertrösten, indem er erklärte, daß die ›Reliquien‹ nicht zu seiner Verfügung ständen – er gestand nicht ein, daß er sie in der Hüfttasche trug, eingewickelt in einen alten, schäbigen Tabaksbeutel. Im Augenblick gehörten sie noch dem Eigentümer der Burg. Außerdem bestand da ein Gesetz in bezug auf archäologische Funde. Der Priester könne versichert sein, daß sie wohl aufgehoben waren.
Befriedigt darüber, daß sein kostbarer Ausstellungsgegenstand für einige Zeit sicher war, entschloß sich Jimsy, mit dem Priester und dem Bürgermeister nach Stheno zurückzukehren. Ohne Schwierigkeit gelang es ihm, den Bürgermeister dazu zu bringen, mehrere Warnschilder um das Lager aufzustellen und die jetzt arbeitslose Mannschaft mit Armbinden zu versehen, die sie in einen halboffiziellen Status als Wache erhob. Niemand durfte die Gruft ohne eine schriftliche Erlaubnis des Bürgermeisters oder
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