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Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Blick wieder auf die Uhr.
    Er fuhr in die Hosen, streifte die Socken über, dann das Hemd, und bemühte sich vergeblich, den Schlips zu binden – einunddreißig Jahre alt und noch immer konnte er keinen richtigen Knoten binden! Ein flüchtiges Bürsten der Zähne und dann hinunter, hinaus auf die geräuschvolle Straße.
    Als er aus dem Haus trat, sah er gerade, wie der Bus um die Ecke davonfuhr. »He!« rief er und begann zu laufen. Vielleicht konnte er ihn am nächsten Häuserblock einholen.
    Er zwängte sich zwischen den Menschen auf dem Bürgersteig hindurch, gebrauchte die Ellbogen, wich hier aus und stieß dort einen beiseite. Der Bus hielt am Ende der Straße, drei Männer und ein Mädchen stiegen gerade ein. Vielleicht schaffte er es noch.
    Und dann sah er den kleinen Mann mit dem grünen Derbyhut direkt auf sich zukommen.
    Irgend etwas warnte Spender davor, daß der kleine Mann nicht ausweichen würde. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, auch der grüne Hut, aber Spender hatte keine Zeit, diesen Gedanken nachzuhängen. Statt dessen überlegte er, wie er dem kleinen Burschen ausweichen könnte, der ihm den Weg versperrte. Er mußte innerlich lachen. Vielleicht könnte er den grünen Hut auf die Straße werfen.
    Spender machte ein paar Schritte nach links, aber der kleine Mann verstellte ihm direkt den Weg. Spender wich nach rechts aus. Auch dorthin folgte ihm der kleine Mann. Als er stehen blieb, blieb auch Spender stehen und fragte sich, warum.
    Der kleine Mann hob grüßend die Finger an den Hut. »Harry Spender?«
    »Ja. Ich ...«
    Spender hatte keine Gelegenheit, das was er sagen wollte zu beenden. Denn in dem Bruchteil einer Sekunde umklammerten Hände von übermenschlicher Stärke seine Schultern und stießen ihn auf das Straßenpflaster. Frauen kreischten, und Autos kamen quietschend zum Stehen. Ein Auto raste mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf ihn zu, und dann hatte er das Gefühl, zermalmt zu werden ...
    Spender wachte auf. Tageslicht zwängte sich unter seinen geschlossenen Augenlidern hindurch. Er kniff die Augen fester zu. Er hörte Geräusche, die vom Verkehr herrühren mochten. Es erinnerte ihn an ... ja, an was eigentlich? Sein Körper lag im Bett, aber das Gefühl des Lakens auf seinem Rücken erinnerte auch an etwas anderes.
    Man bedeckt die Toten im Leichenhaus mit einem einfachen Laken, dachte er.
    Aber das Licht! Mit einem Ruck öffnete er die Augen. In Leichenhäusern gab es kein Licht. Und er lag auch auf etwas Weichem. Särge oder Steinplatten sind nicht weich.
    Er atmete erleichtert auf. Bett. Dann mußte er geträumt haben. Er hatte sich gerade vorgestellt, daß er ... was war es eigentlich, das er sich vorgestellt hatte? Ein Traum, irgend etwas mit einem grünen Hut? Er konnte sich nicht daran erinnern.
    Dann wurde er sich der Sonnenstrahlen bewußt, die durch das Fenster einfielen. Für diese Tageszeit war es viel zu hell – neun Uhr fünfzig zeigte die Uhr an.
    Neun Uhr fünfzig. Er dachte an Medwin und lachte. Er befühlte sein Gesicht. Wenigstens brauchte er sich nicht zu rasieren. Das hatte er gestern abend getan, bevor ... Laura.
    Im blauen Negligé. Auf dem blauen Bettzeug. Ihre lächerlich krumme Nase im Büro. Büro!
    Eilig zog er sich an und lief die Treppe hinunter. Gerade, als er durch die Haustür getreten war, fuhr der Bus davon.
    »He!«
    Er rannte, stieß mit den Ellbogen um sich, wich aus. An der nächsten Ecke stiegen Leute gerade in den Bus. Vielleicht schaffte er es ...
    Dann erblickte er plötzlich einen kleinen Mann mit einem grünen Hut.
    Irgend etwas überzeugte Spender davon, daß der kleine Mann ihn nicht vorbeilassen würde. Die Augen des Mannes hefteten sich auf Spender, als dieser sich näherte. Und als der Mann stehenblieb, blieb auch Spender stehen. Irgend etwas kam ihm an dieser ganzen Sache unheimlich bekannt vor ...
    »Harry Spender?«
    »Eh, ja. Ich ...«
    Hände umklammerten Spender. Er fiel hin. Eine Frau kreischte, Bremsen quietschten. Ein Auto näherte sich. Und dann ein zermalmendes Gewicht.
     
    Er wachte plötzlich auf, grelles Tageslicht drängte sich durch seine geschlossenen Augenlider, von der Straße her drangen die Geräusche des Verkehrs.
    Er lag im Bett. Aber noch vor einem kurzen Augenblick war das nicht der Fall gewesen. Er war ... verdammt, er war ... irgend etwas hatte gelärmt, er konnte es noch immer hören. Jetzt wurde es still. Er konnte sich nicht mehr rechtzeitig erinnern.
    Zeit.
    Uhr. Neun Uhr fünfzig. Spät!
    Rasieren.

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