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Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Blick; die widerstreitendsten Gefühle stürmten auf mich ein. »Und wie fühlen Sie für mich, Mr. Huntington?«
    »Das kann ich Ihnen, dem Anstand entsprechend, natürlich nicht sagen, solange Sie allein sind und sich unter meinem Dach befinden. Wenn Sie sich erholt haben, dann werde ich einen Weg finden, Sie von meinen Gefühlen zu überzeugen. Und jetzt, meine ... meine Liebe, müssen Sie versuchen, etwas zu schlafen.« Er blickte mich an – seine Augen waren so blau wie Saphire –, dann ging er hinaus.
    Plötzlich empfand ich meine Erkältung als gar nicht mehr schlimm. Ich stand auf und streifte ein Kleid über; dann setzte ich meine Brille auf und betrachtete mich im Spiegel. Zugegeben, ich war nicht sehr hübsch. Aber ich war auch nicht gerade häßlich. Ich war nur unscheinbar, nicht auffallend. Mr. Huntington jedoch besaß jene Qualitäten, die meine Eltern nicht besessen hatten.
    In diesem Augenblick wurde mir ganz deutlich klar, warum meine Eltern mich verabscheut hatten – nicht weil ich unscheinbar und unbegabt war, sondern weil ich mich von anderen Menschen in keiner Weise unterschied. Wäre ich außergewöhnlich häßlich gewesen oder verkrüppelt, dann hätten sie mich geliebt. Aber für diese beiden farbigen Persönlichkeiten war es ein großer Schock gewesen, ein völliges Nichts von einem Kind zu haben! Sie waren so töricht gewesen, nicht tiefer zu dringen, nicht gewahr zu werden, daß ich keine völlige Null war. Sie taten mir wegen ihrer Voreingenommenheit leid; und jetzt, da ich reifer war, konnte ich ihnen großzügig vergeben. Ich war froh, daß sie auffällig und mit großem Aufwand gestorben waren. Das paßte zu ihnen, das hatten sie sich gewünscht. Sie waren gestorben, als sie Fotos von den mutmaßlichen extrasolaren Flugkörpern gemacht hatten – Fotos, die später, zusammen mit ihren leblosen Körpern, in dem zertrümmerten Leib ihres Schiffes entdeckt worden waren. War es wirklich nur ein Meteor gewesen, der ihr Raumschiff zerstört hatte?
    Captain John Truesdell, der das Schiff fand, hatte in seinen Berichten eine andere Meinung vertreten. Auch ich stimmte mit ihm darin überein, obgleich ich mich geweigert hatte, mich mit ihm darüber zu unterhalten. Ich wollte ihn nicht kennenlernen – weder ihn noch einen anderen Freund meiner Eltern.
    Aber jetzt, da ich mich noch einmal an die Bilder zu erinnern suchte, sah ich sie in allen Einzelheiten vor mir. Ich wußte, daß das, was ich im Dachgeschoß gesehen hatte, ein fremdartiges Raumschiff war. Natürlich nur ein sehr kleines.
    Ich wußte auch, daß sich Mr. Huntington nur um mich bemüht hatte, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich wußte auch, was meine Pflicht war. Ich eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinauf, die zu den verbotenen Räumen führte.
    »Miss Brown!« rief Mr. Huntington dicht hinter mir. »Wohin wollen Sie?«
    »Zum Dachboden, Sie – Sie Verräter!« schrie ich und drehte mich um, um ihm ins Gesicht zu sehen.
    Aber dann erkannte ich, wie durch eine plötzliche Erleuchtung, daß er im Grunde genommen gar kein Verräter war.
    »Sie tragen Ihre Brille«, sagte er mit ausdrucksloser, mechanischer Stimme. »Ich hatte gehofft, Ihnen den Schock zu ersparen.« Sein Haar war eine Kappe aus goldenen Drähten; seine Augen waren wirklich zwei Saphire. Er war ein Mann aus Eisen, aus Stahl, aus Silizium.
    Doch ich wollte mich durch den Schock nicht von meinem Vorhaben abhalten lassen. »Ich will zum Dachboden!« rief ich, aber er hielt mich fest.
    »Tun Sie es nicht«, sagte er, »ich bitte Sie darum, tun Sie es nicht. Gregory wird Sie töten. Ich habe keine Kontrolle über ihn. Er kontrolliert mich, und ich muß ihm gehorchen.«
    Ich versuchte mich an ihm vorbeizudrängen, erwartete seinen Widerstand. Aber unglaublicherweise verlor er das Gleichgewicht. Er begann zu stolpern. Ich versuchte, ihn zu halten, aber er wog wenigstens eine Tonne. Polternd stürzte er die Treppe hinunter, schlug gegen das Geländer, rutschte auf den polierten Stufen entlang, endlos, wie mir schien; ich folgte ihm, unfähig zu helfen, unfähig, irgend etwas zu tun.
    Mit einem letzten lauten Aufprall blieb er am Fuß der Treppe liegen. Das ganze Haus schien zu erzittern. Und dann war von ihm nichts übrig als ein Haufen verzogenen Metalls nichts als Drähte und Plastik.
    Nur der Kopf war noch ganz. Während ich mich über den zertrümmerten Roboter beugte, verzerrte sich sein Gesicht zu einem Lächeln. »Nehmen Sie es nicht zu schwer, Miss

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