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Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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als Mensch der Erde, die Invasion nach Möglichkeit zu verhindern. Und deshalb erzählte ich Captain John, was ich wußte.
    »Ich danke dir, Amelia«, sagte er und versuchte wieder, mich zu umarmen. »Wir haben genug Zeit, ihre Pläne zu durchkreuzen. Aber bevor ich gehe, muß ich dir noch etwas sagen, mein Liebling. Ich habe deine Mutter heimlich verehrt – hoffnungslos, selbstlos. Als sie damals da draußen von diesen Monstern ermordet wurde, glaubte ich, selbst sterben zu müssen. Statt dessen widmete ich mich der Aufgabe, ihren Tod zu rächen. Dann, als ich dich, als Blinder verkleidet, immer wieder sah, wußte ich, daß ich einen Grund zum Leben hatte – denn du bist ganz und gar wie deine Mutter, Amelia ... Ich liebe dich.«
    »Ich bin nicht im geringsten so wie sie!« fuhr ich ihn an.
    »Bei einer gewissen Beleuchtung – vor allem in der Dämmerung – bist du wie sie. Natürlich besitzt du nicht ihre Schönheit, aber wer könnte das auch? Du besitzt ihren Charakter, Amelia, ihre Würde, ihr Pflichtbewußtsein, ihren alles umfassenden Geist.«
    »Mein Name ist Miss Brown«, erwiderte ich kalt.
    Er drückte meine kalte Hand. »Dummes Mädchen«, murmelte er; dann eilte er mit kräftigen Schritten die Treppe hinunter. Auch er glich meinem Vater sehr, und er benahm sich auch ganz bewußt so. Mr. Huntington war von seinen Schöpfern in diese Form gezwängt worden – die Fremden hatten die Bilder von meinem Vater als Vorlage benutzt.
    Langsam folgte ich Captain John die Treppe hinunter, Stufe für Stufe, es war mir, als wöge ich jetzt selbst eine Tonne.
    »Warte hier auf mich, Amelia«, sagte er. »Ich bin zurück, sobald ich kann.« Er hielt inne, um auf die Überbleibsel von Mr. Huntington hinabzublicken. »Paß bitte auf das Zeug hier für mich auf, meine Liebe. Paß auf, daß nichts damit geschieht. Vielleicht können wir das Ding wieder zusammenbauen.« Er lachte. »Wenn wir die Robotik der Fremden enträtseln, dann haben wir mehr gewonnen, als uns die Bomben kosten, mit denen wir sie zerstören werden.«
    »Ich werde aufpassen«, antwortete ich. Er küßte mich auf die eiskalten Lippen. Ich begleitete ihn bis vor die Haustür und winkte ihm zum Abschied zu, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte – und noch ein wenig länger, ganz mechanisch, als befänden sich in meinem Körper Drähte und Spulen und Relais, die mich zwangen, die bedeutungslose Geste mit dem Arm zu vollführen.
    Aus der Ferne konnte ich das Rattern des Pferdekarrens und den Ruf des Altwarenhändlers hören: »Lumpen, alte Flaschen, Altmetall. Lumpen, alte Flaschen, Altmetall ...«
    Als er näherkam, beugte ich mich vor und winkte ihm zu. »Kommen Sie herein«, sagte ich. »Ich habe ... Altmetall für Sie ...«
     

Lord Arthurs Verbrechen
     
Oscar Wilde
     
     
1
     
    Lady Windermere gab ihren letzten Empfang vor Ostern, und es hatten sich noch mehr Gäste in Bentinck House eingefunden als sonst. Sechs hohe Regierungsbeamte, mit sämtlichen Orden geschmückt, waren erschienen; die hübschen Damen trugen ihre elegantesten Kleider, und am Ende der Gemäldegalerie stand Prinzessin Sophie von Karlsruhe, eine untersetzte Frau mit mongolischen Gesichtszügen, winzigen schwarzen Augen und mit funkelnden Smaragden behängt; sie sprach mit lauter Stimme schlechtes Französisch und lachte schrill, wenn jemand das Wort an sie richtete. Die Gesellschaft war wirklich sehr gemischt. Prächtig gekleidete Damen des Hochadels plauderten leutselig mit radikalen Politikern, berühmte Priester drückten sich an Skeptikern vorbei, ein ganzer Schwarm von Bischöfen folgte einer Primadonna von einem Saal zum anderen; auf der Treppe standen mehrere Mitglieder der Königlichen Akademie, und es hieß, daß sich im Speisesaal die Genies geradezu drängten. In der Tat, dies war eine der erfolgreichsten Parties von Lady Windermere – sogar die Prinzessin blieb bis um halb zwölf.
    Gleich nachdem sie gegangen war, kehrte Lady Windermere in die Gemäldegalerie zurück, wo ein gefeierter Wirtschaftspolitiker einem entrüsteten Virtuosen aus Ungarn voller Ernst die wissenschaftliche Theorie der Musik erklärte. Lady Windermere unterhielt sich mit der Herzogin von Paisley. Gladys Windermere sah bezaubernd schön aus – mit ihrer schlanken elfenbeinfarbenen Kehle, den großen blauen Vergißmeinnicht-Augen und den dicken goldenen Locken. Sie besaß einen höchst erstaunlichen Charakter. Schon früh in ihrem Leben hatte sie entdeckt, daß nichts so unschuldig wirkt wie

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