Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
sehr freuen.« Als er sich umwandte, um zu gehen, rief ich ihm noch nach: »Mr. Huntington, es tut mir sehr leid.«
»Aber ich bitte Sie, das braucht Ihnen nicht leid zu tun. Fühlen Sie niemals ... Bedauern, Miss Brown.«
Er brachte einen anderen Strauß Blumen, und ich schlief fest bis zum nächsten Morgen.
Beim Frühstück gesellte sich Gregory zu uns, was er nie zu vor getan hatte. »Ich mag Sie gern, Miss Brown«, verkündete er plötzlich, wobei er eine Handvoll Haferschleim gegen den Kronleuchter warf. »Ich mag Sie sehr gern.«
»Darüber bin ich sehr froh, Gregory«, erwiderte ich. »Und jetzt zeig mir, wie gern du mich hast, indem du deinen Haferbrei wie ein guter, braver Junge ißt.«
»Aber er schmeckt wie – wie Kleister!«
»Darin hast du ganz recht, mein lieber Junge, aber deswegen mußt du mit deinem Vater sprechen.«
»Wieso? Was meinen Sie?« fragte Mr. Huntington und blickte von seinem Teller auf. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber trotzdem antwortete ich ihm. »Es tut mir leid, Mr. Huntington. Aber ein menschlicher Koch ist sehr viel besser als eine Maschine, wissen Sie.«
Gregory stieß ein schrilles Lachen aus. Ich sah eigentlich keinen Grund für seine Belustigung.
»Ja, Maschinen sind unvollkommen«, erwiderte der Mann langsam, »aber vielleicht erwartet man einfach zuviel von ihnen.«
»Wenn Sie an den Magen Ihres heranwachsenden Jungen denken, dann sollten Sie sich wirklich überlegen, ob Sie nicht lieber einen menschlichen Koch einstellen wollen.«
»Unmöglich. Ich könnte mir keine weiteren ... Angestellten leisten. Wir sind nicht sehr wohlhabend, Miss Brown.«
Ich war sehr verlegen. »Aber warum haben Sie mich dann eingestellt?« rief ich. »Sicherlich verursache ich Ihnen große Kosten.«
»Weil meine liebe Mama wollte, daß ich eine lebende Erzieherin habe!« erklärte Gregory höhnisch.
Zorn stieg in mir auf; ich stand auf und stieß meinen Stuhl zurück. »Ich mache jetzt meinen Morgenspaziergang.«
Gregory sprang auf und umklammerte mich an den Beinen. »Nein, nein, verlassen Sie mich nicht, liebe Miss Brown!« heulte er. »Es tut mir leid, daß ich ungezogen und gemein war. Verlassen Sie mich nicht. Gehen Sie niemals von mir fort!«
Ich zwang mich, seinen Kopf zu streicheln. »Ich gehe nicht fort, Gregory. Ich will nur meinen üblichen Spaziergang machen.«
»Gehen Sie nicht! Sie kommen bestimmt nicht zurück.«
»Sei nicht albern, Gregory, natürlich komme ich zurück.«
»Vielleicht könnten Sie auf Ihren Spaziergang dieses eine Mal verzichten«, bat Mr. Huntington. »Der Junge ist ... über reizt. Ihre Gegenwart wird ihn beruhigen.«
»Nein, Mr. Huntington, ich werde keine Rücksicht auf Gregorys Launen nehmen. Verzeihen Sie, daß ich dies sage, aber er ist bisher zu nachsichtig behandelt worden. Gestern war ich streng mit ihm, und Sie können bemerken, wie bewundernswert gut er sich heute benimmt. Ich gehe immer zu dieser Tageszeit spazieren, weil es mir guttut. Und heute werde ich es mehr denn je benötigen, denn ich fürchte, daß diese Szene meinem Magen schlecht bekommen wird.«
»Ich lasse Sie nicht gehen! Ich lasse Sie nicht gehen! Ich erlaube es nicht!« kreischte Gregory und klammerte sich an mich.
Ich versuchte mich von ihm zu lösen, aber er war erstaunlich stark.
»Gregory, du läßt Miss Brown sofort los«, befahl sein Vater. »Wenn du dich weiterhin so benimmst, wird sie noch glauben, daß du ... geistig nicht ausgeglichen bist, und dann wird sie sicher weggehen und niemals zurückkommen.«
»Mr. Huntington«, fuhr ich auf, »ich dulde es nicht, daß Sie auf diese Weise mit dem Kind umgehen! Es ist genauso normal und geistig gesund, wie ich es bin!«
Gregory tat den Mund auf, um etwas zu sagen, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
»Siehst du, Gregory«, bemerkte Mr. Huntington mit seiner monotonen Stimme, »Miss Brown liebt dich. Sie wird zurückkommen. Du mußt an sie glauben.«
Zögernd ließ mich der Junge los, und ich konnte aus dem Zimmer schlüpfen; trotzdem war ich so in Gedanken versunken, daß ich vergaß, mir meine Überschuhe anzuziehen! Erst als ich in den dicken Schnee trat, bemerkte ich es, aber ich ging nicht noch einmal zurück.
»Ich hatte schon geglaubt, Sie würden nicht mehr kommen«, begrüßte mich der Blinde.
»Ach nein, mein Zeitplan ist nur etwas durcheinandergeraten. Ich habe in der letzten Nacht nicht viel geschlafen.«
»Wurden Sie gestört?« Seine
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