Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
menschliches Wesen fähig wäre, eine derartige Gefühlsregung zu verstehen.«
»Ich stelle fest, daß Sie die menschlichen Gefühle sorgfältig studiert haben«, antwortete ich mit erstickter Stimme. Dann erinnerte ich mich an die lebenswichtige Information, die ich erfahren hatte, und lief, so schnell ich konnte, auf die Tür zu, aber Gregory war schneller als ich. Schwer atmend versuchte ich, mich seinem harten Griff zu entwinden. »Ich nehme an, Sie werden mich jetzt töten?«
»Unsinn!« erwiderte er lächelnd. »Warum sollte ich Sie dafür bestrafen, daß Sie versucht haben, Ihre Pflicht zu tun? Das ist doch sehr lobenswert von Ihnen. Nach der Eroberung Ihrer Welt brauche ich Verbindungsleute, und ich habe mich schon an Sie gewöhnt, Miss Brown. Es wäre unlogisch, Sie zu töten.«
Er schob mich die Treppe hinauf zu meinem Zimmer und verschloß die Tür. Jetzt verstand ich, warum die Fenster vergittert waren. Ich hörte, wie sich seine Schritte die Treppe hinauf zum Dachgeschoß entfernten, das laute Aufheulen der Maschinen und dann Stille.
Ich blickte auf die Uhr. Noch fünf Stunden, bis die fremden Schiffe landen würden. Aber was nützten schon fünf Stunden, wenn die Tür und das Fenster allen meinen Anstrengungen nicht nachgaben. Ich warf mich schluchzend auf das Bett. Ich zerknitterte die schöne Decke, aber es kümmerte mich nicht.
Dann erinnerte ich mich an den Blinden und an seinen Glücksring. Es war phantastisch, aber war nicht die ganze Situation sowieso phantastisch? Ich drehte den Stein dreimal. »Abrakadabra«, sagte ich.
»Hier Abrakadabra«, kam es leise aus dem Ring. Es war unverkennbar die Stimme des Blinden. »Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht.«
Es kostete mich Mühe zu sprechen. »Ich bin ganz allein im Haus. Gregory hat mich eingesperrt und sein Spähschiff genommen, um sich der Flotte zuzugesellen. Ich nehme an, Sie wissen Bescheid. Ich glaube nicht, daß Sie so sorgfältige Vorkehrungen getroffen hätten, nur um mich zu beschützen.«
»Wir hatten den Verdacht, daß es extrasolarische Wesen sind«, sagte er, meinen letzten Satz ignorierend, »als wir den Roboter während der Nacht Möbel stehlen sahen. Ich hatte den Verdacht, daß sie auf irgendeine Weise mit diesen Schiffen in Verbindung standen, und habe deshalb die Polizei aufgefordert, sie nicht festzunehmen, solange ich persönlich Wache hielt.«
»Sie haben tatsächlich etwas mit den extrasolaren Schiffen zu tun«, sagte ich. »Das Ding oben im Dachgeschoß war eins. Gregory – der kleine Gregory –«, plötzlich erfüllte mich Erstaunen, »– ist ihr Befehlshaber. Und ich habe ihn verhauen.«
»Eine Erinnerung, an die zu denken sich lohnt«, erwiderte die Stimme aus dem Ring. »Und der Roboter? Was geschah mit ihm? Wir sind sehr scharf darauf, ihn in die Hände zu bekommen.«
»Mr. Huntington ist tot«, sagte ich.
Er lachte – er lachte wirklich so, als hätte ich etwas sehr Komisches gesagt.
Eine Viertelstunde später wurde die Tür zu meinem Zimmer eingeschlagen, und eine kräftige Gestalt sprang auf mich zu, während die Hand den Bart und die dunkle Brille abriß. Vor mir tauchte das in aller Welt bekannte Gesicht von Captain John Truesdell von der Raumpatrouille auf.
»Amelia, mein Liebling«, rief Captain John und zog mich mit seinen starken Armen an sich. »Kannst du mir je vergeben, dich in eine derartige Gefahr gebracht zu haben? Aber wir brauchten unbedingt einen Kontaktmann im Haus ...«
»So«, sagte ich und machte mich los, »ich glaube nicht, daß wir einander je vorgestellt worden sind.«
Aber er sprach weiter, ohne sich beirren zu lassen: »Und als Miss Frisbie uns davon benachrichtigte, daß die Fremden sie gebeten hatten, eine Erzieherin zu finden, schickten wir dich. Wir wußten, daß die Tochter von Sebastian und Lavinia Hathaway-Brown sich an den Mördern ihrer Eltern würde rächen wollen; es war nicht notwendig, sie extra darum zu bitten.«
Nicht notwendig und auch gefährlich, dachte ich voll Bitterkeit, und Gregorys Leute waren keine Mörder gewesen. Auch sie hatten Bilder aufgenommen; entweder waren sie zusammengestoßen – oder vielleicht hatten ihre fotografischen Methoden einen tödlichen Effekt auf Menschen. Falls Gregory gewann, sollte ich ihm gegenüber diese Tatsache vielleicht erwähnen. Aber warum sollte ich das? Leute, die sich gern fotografieren ließen, die auf ihr vorteilhaftes Aussehen stolz waren, verdienten den Tod.
Andererseits aber war es meine Pflicht
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