Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Hamlets müssen Späße treiben wie Prinz Hal. Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt.
    Plötzlich betrat Mr. Podgers den Raum. Als er Lord Arthur erblickte, wich er zurück, sein aufgedunsenes Gesicht verfärbte sich. Die Augen der beiden Männer begegneten sich. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen im Raum.
    »Die Herzogin hat einen ihrer Handschuhe liegenlassen, Lord Arthur. Sie hat mich gebeten, ihn für sie zu suchen«, sagte Mr. Podgers endlich. »Ah, dort drüben auf dem Sofa liegt er ja! Guten Abend.«
    »Mr. Podgers, ich muß darauf bestehen, daß Sie mir auf die Frage, die ich Ihnen gleich stellen werde, eine ehrliche Antwort geben.«
    »Ein anderes Mal, Lord Arthur, die Herzogin wartet auf mich. Ich muß jetzt leider gehen.«
    »Sie werden nicht gehen. Die Herzogin hat es nicht eilig.«
    »Man sollte Damen nie warten lassen, Lord Arthur«, sagte Mr. Podgers mit einem verunglückten Lächeln. »Das schöne Geschlecht wird leicht ungeduldig.«
    Lord Arthurs feingemeißelte Lippen verzogen sich voller Verachtung. In diesem Augenblick erschien ihm die Herzogin von geringer Bedeutung. Er durchquerte den Raum und ging mit ausgestreckter Hand auf Mr. Podgers zu.
    »Sagen Sie mir, was Sie gesehen haben«, befahl er. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Ich muß sie erfahren, ich bin kein Kind mehr.«
    Mr. Podgers Augen blinzelten nervös hinter der goldgeränderten Brille. Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen; dabei spielten seine Finger mit der Uhrkette an seiner Weste.
    »Wieso glauben Sie, daß ich in Ihrer Hand irgend etwas gelesen hätte, Lord Arthur, mehr, als ich Ihnen verraten habe?«
    »Ich weiß es, und ich bestehe darauf, daß Sie es mir sagen. Ich werde Sie dafür bezahlen. Ich gebe Ihnen einen Scheck über einhundert Pfund.«
    Einen Augenblick blitzten die grünen Augen auf, dann kniff Mr. Podgers sie aber wieder hastig zusammen.
    »Guineas?« fragte er endlich leise.
    »Selbstverständlich. Ich werde Ihnen morgen den Scheck zu schicken. Wie heißt Ihr Klub?«
    »Ich bin in keinem Klub. Jedenfalls nicht im Augenblick. Meine Adresse ist – aber erlauben Sie mir, Ihnen meine Visitenkarte zu überreichen.« Er zog eine mit Goldschnitt versehene Karte aus seiner Hüfttasche und reichte sie Lord Arthur mit einer Verbeugung. Darauf stand:
     
    Mr. Septimus R. Podgers
    Chiromant
    103a West Moon Street
     
    »Besuchsstunden habe ich von zehn bis vier«, murmelte Mr. Podgers. »Bei Familien lasse ich den Preis etwas nach.«
    »Schnell!« rief Lord Arthur und streckte wieder die Hand aus. Er war sehr blaß geworden.
    Mr. Podgers warf einen nervösen Blick durch den Raum und zog die schwere Portiere vor der Tür zu.
    »Es wird etwas länger dauern, Lord Arthur. Sie setzen sich besser hin.«
    »Machen Sie schnell«, drängte Lord Arthur und stampfte dabei wütend mit dem Fuß auf den polierten Boden.
    Mr. Podgers lächelte. Er zog ein kleines Vergrößerungsglas aus der Westentasche und wischte es sorgfältig mit dem Taschentuch ab.
    »Ich bin bereit«, sagte er.
     
     
2
     
    Zehn Minuten später rannte Lord Arthur Savile mit leichenblasser Miene und vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen aus dem Haus und bahnte sich einen Weg durch die in Pelze gekleideten Diener, die vor dem Eingang warteten. Er schien weder etwas zu sehen noch zu hören. Es war eine eiskalte Nacht, die Gaslaternen in den Straßen flackerten in dem eisigen Wind, aber seine Hände waren fiebrig heiß, und seine Stirn brannte wie Feuer. Er taumelte durch die leeren Gassen wie ein Betrunkener. Ein Polizist blickte ihm neugierig nach, und ein Bettler, der sich aus einer Toreinfahrt reckte, um um Almosen zu bitten, zuckte erschreckt zurück, als er die Verzweiflung in dem Gesicht des anderen sah. Lord Arthur vermeinte beinahe, Blut an seinen Händen kleben zu sehen, und von seinen zitternden Lippen brach ein verzweifelter Aufschrei.
    Mord! Das hatte der Chiromant gesehen. Mord! Die finstere Nacht schien es zu wissen, und der eisige Wind schien es in seine Ohren zu heulen. Die dunklen Winkel der Straßen waren voll davon. Es grinste ihm von den Dächern der Häuser entgegen.
    Er kam zu einem Park, dessen Bäume ihn anzuziehen schienen. Er lehnte sich gegen das Gitter, kühlte seine Stirn an dem kalten Eisen und lauschte in die Stille der Bäume hinein. »Mord! Mord!« wiederholte er immer wieder, als könnte er dadurch das Schreckliche dieses Wortes vermindern. Er verspürte den wahnsinnigen Wunsch, Passanten

Weitere Kostenlose Bücher