Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
Gladys, eigentlich finde ich es wirklich nicht schicklich«, sagte die Herzogin, tat aber, wie ihr geheißen.
»Das ist etwas wirklich Interessantes niemals«, antwortete Lady Windermere, » on á fait le monde ainsi. Aber ich muß Sie noch miteinander bekannt machen. Herzogin, das ist Mr. Podgers, mein Haus-Chiromant. Mr. Podgers, dies ist die Herzogin von Paisley, und falls Sie etwa sagen, daß sie einen größeren Mondberg hat als ich, dann werde ich Ihnen nie wieder etwas glauben.«
»Ich bin sicher, liebe Gladys, daß in meiner Hand nichts Derartiges zu lesen ist«, bemerkte die Herzogin ernst.
»Eure Hoheit hat ganz recht«, sagte Mr. Podgers und blickte auf die kleine, fette Hand mit den kurzen runden Fingern. »Der Mondberg ist nicht entwickelt. Die Lebenslinie ist jedoch ausgezeichnet. Bitte, haben Sie die Freundlichkeit, Ihr Handgelenk etwas zu drehen. Danke. Drei deutliche Linien auf der rascette! Sie werden ein hohes Alter erreichen, Herzogin, und sehr glücklich sein. Ehrgeiz – sehr gering, die intellektuelle Linie nicht übertrieben deutlich, die Liebeslinie ...«
»Bitte, Mr. Podgers, seien Sie indiskret«, rief Lady Windermere.
»Nichts würde mir ein größeres Vergnügen bereiten«, antwortete Mr. Podgers mit einer tiefen Verbeugung, »wenn ich bei der Herzogin irgend etwas finden könnte; aber es tut mir leid, sagen zu müssen, daß ich eine große Beständigkeit in der Zuneigung sehe, verbunden mit einem strengen Pflichtgefühl.«
»Bitte, weiter, Mr. Podgers«, bat die Herzogin mit zufriedener Miene.
»Die Sparsamkeit ist nicht einer der geringsten Werte Eurer Hoheit«, fuhr Mr. Podgers fort, und Lady Windermere brach in kicherndes Gelächter aus.
»Sparsamkeit ist etwas sehr Gutes«, bemerkte die Herzogin selbstzufrieden. »Als ich Paisley heiratete, besaß er elf Schlösser, aber kein einziges Haus, in dem man hätte leben können.«
»Und jetzt besitzt er zwölf Häuser und kein einziges Schloß«, rief Lady Windermere.
»Nun, meine Liebe«, sagte die Herzogin, »ich liebe ...«
»Bequemlichkeit«, unterbrach Mr. Podgers, »und moderne Einrichtungen, fließendes heißes Wasser in jedem Schlafzimmer. Eure Hoheit hat völlig recht. Bequemlichkeit ist das einzige, das unsere Zivilisation uns zu bieten vermag.«
»Sie haben den Charakter der Herzogin ganz bewundernswert aufgezeichnet, Mr. Podgers, und jetzt müssen Sie uns den von Lady Flora verraten.«
Auf ein Nicken der lächelnden Gastgeberin hin trat ein hochgewachsenes Mädchen mit eckigen Schultern hinter einem Sofa hervor und streckte eine schmale, sehnige Hand mit langen Fingern vor.
»Oh, eine Pianistin!« rief Mr. Podgers. »Ich sehe eine aus gezeichnete Klavierspielerin. Sehr zurückhaltend, sehr ehrlich und mit einer großen Liebe für Tiere.«
»Stimmt genau!« rief die Herzogin und wandte sich zu Lady Windermere. »Völlig richtig! Flora hält sich zwei Dutzend schottische Schäferhunde in Macloskie. Sie würde unsere Stadtwohnung in eine Menagerie umwandeln, wenn ihr Vater das zuließe.«
»Nun, das tue ich ja mit meinem Haus an jedem Donnerstag abend«, rief Lady Windermere lachend. »Nur liegen mir Salonlöwen mehr als Schäferhunde.«
»Das ist Ihr Fehler, Lady Windermere«, sagte Mr. Podgers mit einer großartigen Verbeugung.
»Eine richtige Frau sollte es verstehen, ihre Fehler mit Charme zu begehen«, war die Antwort. »Aber Sie müssen noch ein paar andere Hände für uns lesen. Kommen Sie, Sir Thomas, zeigen Sie Mr. Podgers Ihre Hand.«
Ein freundlicher alter Herr in weißer Weste trat vor und streckte eine dicke, zerfurchte Hand mit einem sehr langen Mittelfinger aus.
»Eine Abenteurernatur. Vier große Reisen in der Vergangenheit und eine in der Zukunft. Dreimal Schiffbruch erlitten. Nein, nur zweimal, aber auf Ihrer nächsten Reise besteht die Gefahr, daß Ihr Schiff in Seenot gerät. Streng konservativ, sehr pünktlich. Sie sammeln leidenschaftlich seltene Dinge. Zwischen dem Alter von sechzehn und achtzehn waren Sie ernsthaft krank. Sie erbten ein Vermögen, als Sie ungefähr dreißig waren. Sie haben eine starke Aversion gegen Katzen und den Radikalismus.«
»Ausgezeichnet!« rief Sir Thomas. »Sie müssen unbedingt auch die Hand meiner Frau lesen.«
»Die Ihrer zweiten«, erwiderte Mr. Podgers ruhig und hielt dabei immer noch die Hand von Sir Thomas in der seinen. »Die Ihrer zweiten Frau Gemahlin. Es wird mir ein Vergnügen sein.«
Aber Lady Marval, eine Frau mit melancholischen Augen,
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