Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt
Überlegenheit über die kapitalistisch-imperialistisch-bürgerlichen Kräfte gezeigt hat. Der Satellit des Sowjetischen Projekts befindet sich seit Stunden in der geplanten Kreisbahn.«
Und wir Kommunisten klatschten jubelnden Beifall.
Programm für Fred Eins
James Ransom
Die Nacht senkt sich über die Laboratorien der Klinik. Die Schatten breiten sich auf den Tischen aus. Die automatische Heizung schaltet sich ein. Lampen flackern auf und verlöschen, Schritte schlürfen durch die Korridore, beräderte Wannen mit Desinfektionsmitteln rollen hin und her; Wischtücher schwappen über die Böden. Dann wird es still – nur die Instrumente leuchten kalt in der Dunkelheit.
Inmitten des Raums 17B – Experimentelle Psychologie: Erwin Allen, Ph. D. – steht ein Gestell mit zwölf Käfigen, die von den Brutstationen im Souterrain heraufgebracht worden sind. Jeder Käfig enthält acht Ratten, die meisten sind weiß, mit rosa Schwänzen und Augen. Nur einige von ihnen sind gescheckt oder haben auf dem Rücken oder zwischen den Augen braune und schwarze Flecken. An sechs der Käfige ist ein Etikett mit der Aufschrift »m« angebracht, an den übrigen ein »f« – das steht für männliche und weibliche Exemplare und ist der hervorstechendste Punkt der Unterscheidung bei den Tieren. Die anderen Unterschiede sind nicht von Bedeutung – außerdem wären sie für die Experimentatoren in diesem Versuchsstadium und bei diesen besonderen Ratten nicht erkennbar. Die Ratten hingegen merken die Unterschiede sehr wohl.
Die zwölf Käfige sind in drei Reihen zu je vier übereinander aufgebaut – wie das große Appartement-Haus, das kürzlich im Zentrum der Stadt errichtet wurde. In dem obersten Käfig des einen Stoßes schiebt sich eine Ratte männlichen Geschlechts aufrecht stellend an dem Gitter bis in die Ecke, läßt einen Blick über das dunkle Labor gleiten und drängt sich über schlafende Körper zu einem zusammengerollten, weißen Artgenossen, der auf dem Bauch in einer Ecke des Käfigs liegt.
»Fred Eins?«
»Was gibt's?« murmelte der Weiße leise, als wollte er die Schlafenden nicht wecken.
»Ich kann noch nichts erkennen. Bist du Fred Eins?«
»Ja.«
»Ich bin Fred Drei, aber wenn ich es richtig betrachte, bin ich vielleicht doch Zwei. Ich glaube nicht, daß sich in einem der anderen Käfige ein Zwei befindet.«
»Hast du dich schon einmal danach erkundigt?«
»Ja. Denn ich will mich bestimmt nicht unberechtigt vordrängen.«
»Also schön, dann bist du eben Zwei. Wie sieht es da draußen aus?«
»Ich kann nicht viel sehen. Es scheint ein Labor zu sein. Ich habe auf unserem Weg hierher die Orientierung verloren, und ich weiß auch nicht genau, auf welcher Seite des Gebäudes wir uns jetzt befinden. Vielleicht kann ich mehr sagen, wenn der Mond aufgegangen ist.«
»Oder die Sonne.«
»Nein, ich zweifle daran, daß die Sonne uns noch helfen kann.« Fred Drei – jetzt Fred Zwei – sträubte die Barthaare und ließ sich in einem angemessenen Abstand von Eins nieder. »Ich habe von dir gehört«, sagte er.
Fred Eins zuckte die Achseln und warf Zwei, der nervös in dem zerwühlten Nest hockte, einen flüchtigen Blick zu. Einer von diesen Verbitterten, dachte er, von jenen typischen Zweiern. Er würde hart an ihm arbeiten müssen, wenn er hoffen wollte, den anderen zu helfen, aber ihm blieb nicht viel Zeit. Durch die Windstöße, die an den Fenstern rüttelten, hatte Eins herausgefunden, wo sie sich befanden, und er wußte, daß der Mond bald genügend Licht verbreiten würde, so daß sie feststellen konnten, welche Einrichtungen sich im Labor befanden.
»Kannst du etwas riechen, Zwei?«
»Nur Wasser.«
»Sonst nichts?«
»Nein, keine Nahrung, nur Wasser.«
»Wasser gibt es in allen Labors, Zwei.«
»Ich weiß. Sie benutzen es, um die Reagenzgläser auszuspülen.«
»Ja, das stimmt.«
Fred Zwei nickte, um zu verstehen zu geben, daß er die grausame Verwendung kannte, die Wasser in bestimmten Arten von Experimenten fand.
»Bei wie vielen Versuchen warst du schon dabei, Zwei?«
»Dies ist mein vierter.«
»Für mich ist es der dreiundzwanzigste. Manche waren gar nicht so übel.«
Fred Zwei wurde neugierig.
»Erzähl mir davon, wie du die Lernkurve bis zu der Höhe eines erwachsenen Menschen ausgedehnt hast«, bat er.
»Das ist schon lange her.« Fred Eins schüttelte den Kopf; er war etwas ungehalten über sich selbst, weil es ihm Vergnügen bereitete, wenn die Rede auf seine
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