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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Charing Cross Station. Es heißt Tom's Tavern.« Damit legte er auf.
    Ich dachte darüber erst einmal nach. Was ist das Beste, dachte ich? Der Sache auf den Grund zu gehen oder sich einfach ruhig zu verhalten? Was, wenn es nur ein Trick war, um mich aus dem Weg zu schaffen? Das wäre natürlich ganz klug angefangen gewesen. Aber für die meisten Dinge gibt es eine Kompromißlösung, und bald hatte ich Joe Lampton, den Polizisten, der gerade seine Runde machte, in meinen Stuhl plaziert und ihm eine Tasse Kaffee vorgesetzt. Dazu gab ich ihm eine Zeitung, und dann machte ich mich auf den Weg. »Nur für eine Stunde, Bill«, sagte er. »Du alter Casanova, du!«
    Es war etwa drei Uhr, als ich mein Motorrad vor dem Eingang zu Tom's Tavern abstellte, einer kleinen Kneipe mit zerbeulten Stühlen und zerkratzten Tischen, angeschlagenen Tassen und Prostituierten, die hier ein- und ausgingen, die Art Kneipe, in der kleinere Verbrechen wie Diebstahl und so ausgebrütet werden. Ich ging hinein und blickte mich im Raum um. Soweit ich sehen konnte, befanden sich nur drei Personen hier: ein Mann hinter der Theke, der eine Schürze trug, ein Junge, der vielleicht zwei Jahre in der Navy abgedient hatte, und eine füllige Superblondine, die wegblickte, als sie bemerkte, daß ich nicht interessiert war. Der Junge sagte: »Mach die verdammte Tür zu, Kamerad. Der Wind kühlt meinen Kaffee aus, ha ha.« Er kicherte über seinen eigenen Witz und warf einen Blick auf die Blondine, die auf dem Hocker am Ende der Bar saß. Sie kratzte sich am Knie, rümpfte die Nase, gähnte und warf den Kopf zurück.
    Ich bestellte mir eine Tasse Tee und setzte mich an die Bar. Der Mann mit der Schürze blickte über mich hinweg und rief: »He, Kumpel, willst du nicht noch was bestellen? Ich weiß, wir haben zwar die ganze Nacht über offen, aber ein Wartesaal sind wir deshalb noch lange nicht.« Ich drehte mich um, und der Jüngling grölte: »He, Großvater, wach auf. Hier ist eine hübsche junge Dame, die dir nicht abgeneigt ist. Nach drei Uhr kostet es nur noch die Hälfte.« Die Blondine rümpfte wieder die Nase, glitt von ihrem Hocker und wedelte hinaus, ein aufgeblähtes wackelndes Etwas mit zu viel Fleisch in zu enge Kleidung verpackt.
    Ich hatte ihn gar nicht bemerkt, als ich hereingekommen war. Er sah nämlich auf den ersten Blick wie ein Mantel aus, den irgend jemand auf einem Stuhl zurückgelassen hatte. Er hockte mit dem Rücken zu mir in einer Ecke, sein Kopf hing tief über der Tischplatte. Ich ging zu ihm hinüber. Er schlief. Sein kleiner Schnurrbart und die rot geäderten Augenlider paßten irgendwie nicht zusammen, im Gesicht hatte er ungesunde Farbflecken. Er wirkte völlig ausgelaugt und verzweifelt, ganz so wie die Stimme am Telefon.
    Ich setzte mich ihm gegenüber. Ich klapperte mit meiner Teetasse und rückte am Tisch. Die müden Augenlider hoben sich, senkten sich wieder und gaben dann Augen von kornblumenblauer Farbe frei, die ins Leere starrten.
    »Ich bin Bill Brewer«, sagte ich.
    »Bill Brewer?«
    »Ja. Wir haben uns vor einer Weile am Telefon unterhalten.«
    Er schien das nur mit großer Schwierigkeit zu verdauen, dann sagte er: »Sie haben lange auf sich warten lassen.«
    »Ich bin gekommen so schnell ich konnte«, entgegnete ich. »Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen und davonlaufen.«
    Er zitterte und zog seinen verknüllten Mantel fest um die Schultern. Darunter trug er einen dunklen Anzug und eine ziemlich zerknitterte Krawatte.
    Er schien allmählich wach zu werden und lehnte sich über den Tisch. »Sie müssen meine Nachricht unbedingt weitergeben. Hören Sie: Sie müssen. Ein Leben hängt davon ab.«
    »Wie heißen Sie?« Ich sprach leise, denn der Mann mit der Schürze und der Jüngling blickten voller Interesse zu uns herüber. »Wer sind Sie?«
    Ausdruckslos blickte er mich an. »Ich muß Mr. Prosser warnen«, sagte er.
    »Warum gehen Sie dann nicht in sein Büro?«
    »Ich kann nicht.«
    »Dann rufen Sie ihn doch an.«
    »Das habe ich ja getan. Aber er ist nie dort. Immer gerate ich an den gleichen Narren, der nichts versteht.«
    Vielen Dank, dachte ich. »Schließlich können Sie von Mr. Prosser nicht erwarten, daß er mitten in der Nacht im Büro ist, oder?«
    »Mitten in der Nacht? Geht er denn mitten in der Nacht in sein Büro?«
    Es hatte wirklich keinen Sinn, sich mit einem Mann wie ihm zu unterhalten. Ich sagte: »Ich schätze, Sie sollten mal einen Arzt aufsuchen.« Ich sagte es mit

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