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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Anscheinend konnte sie gewaschen, nicht aber getrocknet werden, und er nahm sich vor, daran zu denken, wenn er die Wäsche in die Schleuder legte.
    Wie unheimliche weiße Emailletiere standen ein paar leere Waschmaschinen an den Wänden. Jerry betrachtete sie aufmerksam, dann steckte er 25 Cents in einen der Schlitze. Ein gedämpftes Dröhnen ertönte, als die Maschine das Geld verschluckte. Hastig warf Jerry ein paar Wäschestücke hinein und schlug den Deckel zu. Dreimal wiederholte er diesen Vorgang. Die anderen Leute beobachteten ihn schweigend. Ein Stapel alter Sportzeitungen erweckte seine Aufmerksamkeit. Er nahm eine auf und setzte sich neben den Mann mit den dicken Schweißperlen auf der Stirn.
    Die Fenster waren so dicht mit Dampf bedeckt, daß Jerry nicht hinaussehen konnte. Das hohe Quietschen der Trockenschleudern schmerzte in den Ohren. Er blickte zu ihnen hinüber. Handtücher und Laken drehten sich in der durchsichtigen Glastrommel, wirbelten durcheinander wie Papierstücke in einem Hurrikan. Ihm wurde schwindlig; die Bewegung faszinierte und erschreckte ihn gleichermaßen. Niemand der Anwesenden sprach. Die Hitze machte auch Jerry müde, und um sich abzulenken, ließ er den Blick von einem Gesicht zum anderen gleiten. Niemand schien ihn zu beachten. Köpfe beugten sich über Zeitungen oder Illustrierte, und zwei Frauen dösten im Sitzen vor sich hin. Sie sahen fast tot aus, dachte Jerry voller Entsetzen. Das also tat die moderne Zivilisation dem Menschen an! – Sie machte ihn träge – körperlich betätigte sich niemand mehr. Fast gleichzeitig stellte er fest, daß er selbst mit jeder Minute müder und benommener wurde.
    Ein wenig zittrig stand er auf. Jeden Abend machte er einen Spaziergang rund um den Häuserblock. An diesem Abend hatte er ihn versäumt, und Sarah hatte ihm das Versprechen abgenommen, die Wäsche nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Aber die Hitze machte ihn fast wahnsinnig. Er fühlte sich eingesperrt. Er taumelte auf die Tür zu und versuchte, den Türknopf herumzudrehen. Er bewegte sich nicht. Noch einmal versuchte er es; Panik stieg in ihm auf, aber gleichzeitig schalt er sich wegen dieser lächerlichen, unbegründeten Regung. Die Leute hatten ihn anscheinend vergessen. Niemand beachtete ihn. Das Schwindelgefühl in ihm wurde stärker. Die Tür leuchtete matt auf. Verzweifelt versuchte er noch einmal, den Knauf herumzudrehen. »Die Tür geht nicht auf«, sagte er verlegen. Niemand antwortete ihm. Der Mann mit den Schweißperlen auf der Stirn schien zu schlafen.
    Gerade in diesem Augenblick hörte er draußen Schritte. Die Tür öffnete sich. Herein kam eine Frau, beladen mit Wäsche. Schnell glitt Jerry durch die geöffnete Tür, noch bevor die Frau eingetreten war. Die kalte Luft jagte ihm Schauer über den Rücken. Er schämte sich seiner Erleichterung, fast dankbar stand er in der kalten Nacht, zitterte am ganzen Körper und atmete die kühle Luft tief ein. Von außen konnte man nicht in den Waschomaten hineinsehen. Kleine Ströme von Dampf liefen unaufhörlich an den Glasfenstern herunter. Er mußte jetzt über seine frühere Angst lachen und schlenderte die Straße entlang.
    Trotzdem war es seltsam, wie schwach er sich fühlte. Jedermann, sogar seine Frau, schien sich in letzter Zeit schlapp zu fühlen, deshalb hatte er auch vor wenigen Monaten begonnen, jeden Abend einen Spaziergang zu machen. Junge, Junge, du bist wirklich nicht mehr in Form, schalt er sich voller Verachtung. Sieh nur, was das Büro aus dir gemacht hat. Trotzdem fühlte er sich jetzt besser. Die kühle Luft wirkte belebend. Er kam an ein paar Läden vorbei und bog in eine dunkle Seitenstraße ein, in der alte zweistöckige Häuser die Gehsteige aus Ziegelsteinen begrenzten.
    Der Waschomat befand sich an der Ecke. Er näherte sich ihm von hinten. Ein Geruch, als wüschen und bügelten eine Million Frauen auf einmal, wälzte sich ihm die Straße entlang entgegen. Ein Neonlicht flammte auf: »Geöffnet 24 Stunden am Tag.« Bestürzt blieb er stehen. Eine Welle der Panik erfaßte ihn. Wie er es haßte, dorthin zurück zu müssen! Er ging auf den Vordereingang zu und schimpfte sich einen Narren. Zugegeben, dieser Ort war schlimmer, als er sich je vorgestellt hatte. Die Leute in ihm benahmen sich so lethargisch wie Geisteskranke, und die Hitze war fast unerträglich. Nächste Woche würde er die Wäsche einfach in die Wäscherei schicken, wenn Sarah noch immer krank war! Ganz gleich, was sie auch sagte. Es

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