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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Schweiß auf seiner Stirn, und er bedeckte das Mundstück des Hörers mit der Hand. Atemlos lauschte er.
    »Du hast mich doch wohl nicht für tot gehalten?« lachte Valerie.
    »Du warst so schnell von der Party verschwunden damals ...« Party? Damals? Bob dachte nach, und ihm fiel ein, daß er in der vergangenen Woche geschäftlich unterwegs gewesen war. Er hatte auswärts geschlafen und spät am Abend Val angerufen. Niemand hatte sich gemeldet. Am anderen Tag hatte sie ihm erklärt, sie hätte eine Schlaftablette genommen und das Telefon nicht gehört. Es war die einzige Nacht, in der sie nicht zu Hause gewesen sein konnte. Wenigstens nahm er das an. Er lauschte weiter auf die Stimmen, die aus dem Hörer kamen.
    Die Worte kamen ihm vertraut vor. So etwa hatte er mit Val gesprochen, bevor sie verheiratet waren. Aus seinem Unterbewußtsein stiegen Erinnerungen hoch, die plötzlich einen Sinn bekamen. Wie oft hatte sie Verabredungen nicht eingehalten oder war einfach davongelaufen? Nie hatte er etwas über ihre Vergangenheit erfahren, sie war allen solchen Fragen ausgewichen oder hatte geschwiegen. Auch dieser Marty wußte nichts von ihr, kannte ihre Adresse nicht und hatte keine Ahnung davon, daß sie verheiratet war.
    Hatten diese Sinnlosigkeiten doch einen Sinn? Bob runzelte die Stirn. Welchen Sinn wohl? Was steckte dahinter? Was sollte das alles bedeuten?
    Es fiel Bob schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Er hatte plötzlich Angst, ganz schreckliche Angst. Am liebsten wäre er einfach davongelaufen, weg von Valerie, die ihm unheimlich geworden war, ohne daß er hätte sagen können, warum. Sie war jung und schön und lebensfroh. Und er mußte weg von ihr, solange er noch denken konnte.
    Seine Hand zitterte, als er den Hörer vom Ohr wegnahm, aber er wagte es nicht, ihn auf die Gabel zu legen. Das Geräusch konnte ihn verraten. Er legte ihn unter das Kopfkissen und glitt vorsichtig aus dem Bett. Seine Beine schmerzten, und er humpelte bis zum Stuhl, auf dem seine Kleider lagen.
    Er mußte den Gürtel enger schnallen, und der Kragen war viel zu weit geworden. Er zog den Knoten des Binders so fest an, bis das Hemd saß. Das Haar fiel ihm in die Stirn, und im Mondlicht konnte Bob erkennen, daß es schneeweiß geworden war. Die Hand, mit der er es zurückstrich, war alt und nervig; blaue Adern durchzogen ihren Rücken. Er konnte sich nicht mehr bücken, um die Schnürriemen der Schuhe zu richten. Ihm war plötzlich übel.
    Er atmete schwer, und plötzlich fiel ihm auf, daß seine Sicht sich trübte. Das Augenlicht ließ rapide nach. Nur mit Mühe fand er die Tür und hielt sich am Griff fest, bis der Schwindelanfall vorüber war. Vorsichtig öffnete er dann die Tür und stolperte ins Wohnzimmer. Sein erster Blick galt der Veranda. Wie gebannt blieb er stehen. Die Furcht sprang ihn an wie ein wildes Tier.
    Gegen das Mondlicht zeichnete sich die Silhouette Valeries deutlich ab. Sie stand in der geöffneten Tür, das Gesicht dunkel und nicht zu erkennen; um ihren Kopf erstrahlte die goldene Aureole ihres Haares. Sie sah aus wie eine antike Rachegöttin.
    »Nanu, Bob«, sagte sie und kam langsam auf ihn zu. »Fühlst du dich wieder besser?«
    »Ja – das heißt nein, mir ist schwindelig.« Panik ergriff ihn. »Ich wollte nur frische Luft schöpfen, vielleicht ein Spaziergang.« Seine Stimme klang brüchig. Es war nicht mehr die Stimme, mit der Bob gestern noch gesprochen hatte. »Ja, ein kleiner Spaziergang würde mir vielleicht gut tun.«
    »Ich bringe dich auf die Terrasse. Es ist eine wunderbare Nacht heute.« Sie trat zu ihm und nahm seinen Arm. Er sah, wie sie lächelte – und auf ihn herab blickte.
    Er hätte nie geglaubt, daß Knochen so schnell austrocknen können. Er war kleiner geworden. Sein Anzug schlotterte am Körper. Er spürte Valerie, und wo ihr Fleisch das seine berührte brannte es wie Feuer. Ihr Parfüm roch stark und betäubend. Er versuchte, sich zu wehren, aber er hatte keine Kraft mehr. Willenlos ließ er sich auf die Veranda führen. Er stammelte ein paar unartikulierte Laute, und der Speichel tropfte aus seinem Mund, fiel auf den Rockaufschlag und zu Boden. Er konnte kaum noch sehen.
    Valerie brachte ihn zu einem Stuhl und wartete, bis er sich gesetzt hatte. Jetzt konnte er sie wieder sehen, denn das Mondlicht war hell und unbarmherzig.
    »Du bist nur müde«, sagte sie. »Ruhe dich aus.«
    Die Mattigkeit überflutete ihn wie eine Woge. Sie spülte über ihn hinweg und drang bis in das

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