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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ihn fest, während er die Kleidung aufriß und ein Ei an die Brust des fassungslosen Mönchs heftete. Carmody war es gelungen, sich nach dieser seltsamen Prozedur zu befreien und davonzulaufen. Das Ei aber war nicht mehr zu entfernen. Es hatte regelrecht Wurzeln geschlagen, die sich in das Fleisch senkten und es so verankerten.
    Die Zoodirektion klärte ihn auf. Die weiblichen Horowitz, sagten sie, legten ihre Eier bei anderen Horowitz an, und wenn kein Horowitz in der Nähe war, suchten sie sich ein anderes Opfer. Carmody war unglücklich genug gewesen, ein solches Opfer zu werden. Natürlich waren die Zoologen sehr froh darüber, denn endlich würde sich ihnen die Gelegenheit bieten, das Wachsen des Embryos zu studieren und festzustellen, wie er seine Nahrung aus dem Gastkörper holte. Das war nämlich unbekannt. Die ganze Rasse der Horowitz war so gut wie unbekannt. Man hielt sie für teilweise sehr intelligent und traute ihnen sogar eine Art Sprache zu. Carmody mit dem Ei auf der Brust war eine einmalige Gelegenheit. Sie boten ihm Geld, wenn er sich ihnen zur Verfügung stellte. Die Vorgesetzten des Mönchs willigten ein. So kam es, daß Carmody nun, als Horowitz verkleidet, über die Steppe von Feral wanderte.
    Tausende kleinerer Vogelarten bevölkerten den Himmel. Im nahen Gebüsch rumorte ein Tier, das so groß wie ein Elefant war, sich aber nicht um Carmody kümmerte. Aber dann, einige hundert Meter weiter, begegnete ihm ein Tier, vor dem man ihn gewarnt hatte. Es war ein Raubtier, das gefährlichste, das es angeblich auf Feral gab.
    Es erinnerte sehr an einen Löwen und war auch genauso groß. Immerhin fehlten die Haare. Es fletschte die mächtigen Zähne und betrachtete den vermeintlichen Horowitz mit sichtbarem Wohlgefallen. Carmodys Hand glitt unter den Federgürtel und umspannte den Griff der dort verborgenen Waffe.
    Der Löwe von Feral gähnte. Carmody atmete auf. Vielleicht war der Appetit des Raubtiers doch nicht so groß, um die Arbeit des Rupfens lohnend erscheinen zu lassen. Langsam ging er weiter, ohne die Bestie aus den Augen zu lassen. Sie sah ihm nach, mehr nicht.
    In diesem Augenblick jedoch brach aus dem nahen Dickicht ein junger Horowitz und rannte davon. Der Löwe setzte sich sofort in Trab und machte sich an die Verfolgung. Der Abstand wurde schnell geringer. Der flugunfähige Vogel schrie in verzweifelter Todesangst.
    Ohne lange zu überlegen, zog Carmody seine Pistole und schoß. Mehrere Geschosse trafen den Löwen und zerfetzten seinen Leib. Von der Seite her kam ein zweiter Horowitz, diesmal ein erwachsener. In seinen Klauen hielt er eine Keule, mit der er dem jungen Artgenossen zu Hilfe eilen wollte.
    Vorbei an dem toten Löwen holte er das Junge ein, ließ die Keule fallen und nahm es auf seine Arme. Ohne sich noch einmal nach Carmody umzudrehen, lief er dann mit seiner Last zu dem Gebüsch zurück.
    Carmody lud die Waffe nach und zuckte die Schultern.
    »Möglicherweise kann ich den Zwischenfall als Pluspunkt verbuchen«, murmelte er vor sich hin. »Wenn sie so etwas wie Dankbarkeit kennen, werden sie mich mit offenen Armen bei sich aufnehmen. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch sein, daß sie Furcht vor mir empfinden und mich angreifen. Na, wir werden ja sehen.«
     
    Er näherte sich dem Wäldchen. Überall waren weibliche Horowitz und ihre Jungen, während die Männchen Wache hielten. Eins davon, offensichtlich der Anführer der Gruppe, kam ihm mit steifbeinigen Schritten entgegen. Carmody war nicht sicher, aber er hätte schwören können, daß er genau der Horowitz war, dessen Kind er vor den Klauen des Ferallöwen gerettet hatte.
    Carmody blieb stehen und sprach ihn an. Der Horowitz neigte den Kopf und hörte zu, genau wie ein Vogel zuhören würde. Etwas größer als die anderen überragte er Carmody um eine ganze Kopfeslänge. An den Füßen waren drei Zehen, die Beine selbst dick und kräftig, damit sie das Körpergewicht tragen konnten. Er erinnerte an einen Strauß, besaß aber keine Flügel, dafür jedoch zwei Arme mit gut entwickelten Händen und fünf Fingern. Der Nacken war kräftig, der Kopf wohlgeformt und hoch. Ein Gehirn hatte da schon Platz. Der etwas gebogene Schnabel war schwarz, kurz und mit Zähnen gespickt. Der Federkamm war üppig und bunt.
    Der Horowitz antwortete, aber natürlich verstand Carmody kein einziges Wort. Vielleicht waren es auch keine Worte, denn es fehlte die Melodie einer richtigen Sprache, der Rhythmus, die Wiederholungen. Aber es

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