Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
seinen Retter nicht, als er zu Chuck gekrochen kam, aus mehreren Wunden blutend und offensichtlich erschöpft.
»Gehen wir weiter?« fragte er.
Chuck sah zu dem Tomah, der das zweite Tier zerlegte.
»Warten wir nicht lieber, bis er fertig gegessen hat?«
»Warum?« fragte Binichi. »Es ist doch schließlich seine Sache, wenn er zurückbleibt. Was gehen uns die Tomah an?«
Er kroch weiter.
Chuck schüttelte fassungslos den Kopf und schritt langsam hinter ihm her.
Es dauerte nicht lange, dann holte der Tomah sie ein. Sie wanderten so lange, bis die Sonnenstrahlen schräg durch die Baumwipfel fielen. Der Wald erinnerte an eine Kathedrale.
Am Ufer eines kleinen Sees schlugen sie ihr Nachtlager auf. Es kam Chuck so vor, als würde die Sonne schneller als gestern untergehen, und dann begann er plötzlich zu frieren. Seine Zähne klapperten aufeinander, während er ein Feuer anzündete und Brennholz sammelte.
Binichi war längst im dunklen Wasser des Sees verschwunden und tauchte auch nicht mehr auf. Die Stunden vergingen nur langsam und qualvoll. Chuck nährte das Feuer und sog begierig die von ihm ausgestrahlte Wärme auf. Ihm gegenüber lag der Tomah. Durch die Flammen hindurch bemerkte Chuck den seltsamen Blick, mit dem das Insekt ihn beobachtete.
Gegen morgen erst schlief er ein, und als er wieder erwachte, hatte Binichi längst den See verlassen und wartete geduldig auf das Zeichen zum Aufbruch. Chuck fühlte sich wieder besser, wenn die Glieder auch immer noch steif waren und schmerzten. Aber das Schwindelgefühl war verschwunden. Es dauerte nur so schrecklich lange, bis seine Arme oder Beine einen Befehl ausführten, der ihnen vom Gehirn gegeben wurde.
Chuck ging wie bisher in der Mitte. Der Wald lichtete sich und machte einer Grassteppe mit vereinzelten Baumgruppen Platz. Es ging sich leichter als bisher. Erst nach einer Stunde fiel Chuck ein, daß er nicht gefrühstückt hatte. Er verspürte auch jetzt noch keinen Appetit. Ihm wurde sogar übel, wenn er an die spärlichen Vorräte in seinen Taschen dachte.
Er fand sich nun nicht mehr im Gelände zurecht. Irgendwo mußte das Gebirge mit dem Stützpunkt sein, vorher noch die Luftkontrollpunkte. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Bäume und Wiesen verschwammen vor seinem Blick, wenn er genauer hinsah oder sich anstrengte. Auch mit den Gesichtern der beiden Wandergefährten ging eine Veränderung vor.
Besonders der Tomah schien ihm ständig zuzublinzeln, als wolle er ihm eine geheime Botschaft übermitteln. Natürlich war das eine Täuschung, aber so sicher war Chuck sich nicht. Die Sonne stieg höher, und es wurde wärmer.
Bald entdeckte Chuck, daß er allein ging. Der Tomah und der Lugh waren ein Stück voraus und gingen dicht nebeneinander, als hätten sie etwas zu besprechen, das er nicht hören sollte.
Ihm konnte das egal sein.
Das Gelände wurde wieder unübersichtlicher, aber vielleicht kam ihm das auch nur so vor. Runde und tiefe Löcher, die an Brunnen erinnerten, unterbrachen die sonst ebene Oberfläche. Rund herum wuchsen Büsche, so daß Chuck sehr aufpassen mußte, um nicht in einen solchen Schacht zu stürzen.
Und doch geschah es.
Er mußte vom Pfad abgekommen sein, denn er sah den Tomah und Binichi ziemlich seitwärts gehen. Sie drehten sich nicht einmal um und verringerten auch nicht ihre Marschgeschwindigkeit.
Plötzlich verlor Chuck den Boden unter den Füßen, stürzte und landete hart auf nacktem Fels. Der Aufschlag preßte die Luft aus seinen Lungen, dann spürte er den Schmerz. Es war ein heftiges Stechen im Bein.
Er lag auf dem Rücken in einem etwa vier Meter tiefen und nahezu runden Schacht. Oben waren die Randbüsche und der Himmel zu sehen. Er versuchte sich aufzurichten, aber stöhnend sank er wieder in die ursprüngliche Lage zurück. Der stechende Schmerz im Bein war unerträglich und verriet ihm, was geschehen war.
Schlimmer als der Schmerz war die plötzlich auftretende Angst.
»Hilfe!« rief er, so laut er konnte. Seine Stimme war heiser und krächzend. »Hilfe!«
Immer und immer wieder rief er, bis endlich – nach unendlich langer Zeit – der Kopf des Tomah am Rand des Schachtes erschien. Neugierig sah das Insekt in die Tiefe.
»Hilf mir hier heraus!« rief Chuck ihm zu.
Wortlos starrte der Tomah zu ihm herab.
»Reich mir die Hand, allein kann ich nicht klettern. Ich habe mich verletzt.«
»Ich verstehe nicht«, sagte der Tomah.
»Ich habe mir das Bein gebrochen«, erklärte Chuck ungeduldig und halb
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