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Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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seinen Männern mit dem Schlitten hoch, um nicht von heranschleichenden Wilden überrascht zu werden. Er selbst ging direkt hinter den Frauen und ließ die Kinder nicht aus den Augen.
    Erst jetzt fühlte er plötzlich, wie erschöpft er war, und er wußte auch, warum.
    Es ging zurück in die Stadt.
    Er behielt seine Gefühle für sich. Die anderen hatten es leichter. Sie hatten eine Aufgabe erfüllt und kehrten wieder heim. Sie waren froh und voller Genugtuung. Er aber, Earl, war alles andere als froh. Er durfte nie zeigen, was er wirklich dachte und fühlte. Er war anders als die anderen.
    Die Kinder taten ihm leid. Die armen Würmer wußten nicht, welchem Schicksal sie entgegengingen.
    Sie erreichten die Schlitten, stillten die Babys und begannen den Rückzug. Es wurde schnell dunkel, und am Himmel stand der silberne, zunehmende Mond. Dann wurde es Tag, aber erst am folgenden Morgen landeten sie in der Nähe des Tunnels. Sie blieben im Versteck und warteten bis zum Abend. Dann marschierten sie los und erreichten gegen Mitternacht den Eingang des unterirdischen Ganges, der in die Stadt hineinführte.
    Am anderen Ende aber warteten bereits Owen Meissners Sicherheitspolizisten auf sie.
     
    Helen Sanderson suchte vergeblich nach einem winzigen Hoffnungsstrahl. Sie wirkte ruhig und gelassen, aber vor zwei Wochen, als das Syndikat ihr mitteilte, daß die letzte Expedition ein Mißerfolg gewesen war und daß man selbst für ein Vermögen kein Kind bekommen konnte, war sie fast zusammengebrochen.
    Doch das war nun vorbei.
    Vielleicht half die neue Medizin, vielleicht auch nicht.
    Es spielte keine Rolle.
    Sie hatte Larry versprochen, ein Laboratoriumskind anzunehmen, aber sie wußte, daß sie ihr Versprechen niemals halten würde. Die Babys aus den Embryotanks lebten höchstens ein oder zwei Monate, dann starben sie. Gerade dann, wenn man sich an sie gewöhnt hatte.
    Nein, niemals! Sie wollte das nicht noch einmal mitmachen.
    Sie saß im verlassenen Kinderzimmer auf dem blau bezogenen Bett. Hier kannte sie jeden Gegenstand, jedes Spielzeug. Es war eine glückliche Zeit gewesen, damals. Vorsichtig streichelte sie den kleinen, braunen Bären, mit dem Bobby immer so gern gespielt hatte. Dann stand sie auf und wanderte mit nackten Fußsohlen durch die leere, stille Wohnung.
    So viele Räume, dachte sie, und alle sind leer.
    Sie kam ins Wohnzimmer und schaltete das Aufnahmegerät ein, Bild und Ton. Ihre Hand war ganz ruhig und zitterte nicht. Sie setzte sich vor das Gerät und sah direkt in die Kamera. Darunter war das Mikrophon.
    »Ich bin Helen Sanderson«, sagte sie mit sicherer Stimme. »Ich erkläre, daß ich bei Sinnen und klarem Verstand bin und mich entschlossen habe, von meinem Recht der freien Willensentscheidung Gebrauch zu machen. Ich trage die volle Verantwortung für das, was ich tue. Ich schwöre, daß niemand einen Druck auf mich ausübt und daß meine Entscheidung freiwillig ist.« Nach einer winzigen Pause fügte sie hinzu: »Ich war Helen Sanderson.«
    Sie schaltete das Gerät ab. Es würde automatisch das Datum und die genaue Zeit aufzeichnen. Natürlich nur eine reine Formsache, aber sie ersparte Larry unter Umständen eine Menge Ärger.
    Lautlos huschte sie ins Bad und nahm aus dem Medizinschrank eine schwarze Schachtel. Sie öffnete sie, und darinnen lagen zwei rote Kapseln. Sie nahm eine heraus, schluckte sie und trank ein Glas Wasser hinterher. Dann legte sie die schwarze Schachtel mit der verbleibenden Kapsel in den Schrank zurück.
    Noch spürte sie nichts. Sie wußte, daß sie nie mehr etwas spüren würde. Es war, als ginge man schlafen und wachte nie mehr auf.
    Sie legte sich ins Bett und beugte sich dann zu ihrem schlafenden Mann hinüber. Zärtlich küßte sie ihn. Er bewegte sich, wurde aber nicht richtig wach.
    »Lebwohl, Larry«, sagte sie. »Es tut mir ja so leid ...«
    Dann schloß sie die Augen und wartete.
    Es dauerte nicht lange.
     
    Alex Norfolk saß allein in seinem Büro und dachte nach.
    Er war in seinem Leben viel allein gewesen und zog die Einsamkeit geselligem Beisammensein vor. Heute nacht jedoch schien ihm alles ganz anders zu sein.
    Er hätte sich gern mit Earl Stuart unterhalten.
    Natürlich war das unmöglich. Selbst dem Chef des Wissenschaftlichen Instituts waren Grenzen gesetzt, und einen überführten Verbrecher am Abend seiner Behandlung besuchen zu wollen, war eine dieser Grenzen.
    Morgen würde Earl Stuart nicht mehr Earl Stuart sein, sondern ein anderer. Er würde

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