Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
Veränderung eintritt. Der erste Preis für die Verwirklichung dieser Vereinbarung ist, daß sie niemals mehr rückgängig gemacht werden kann.«
»Als ob ich das jemals wünschen würde!«
»Also gut. Der zweite Preis ist die Tatsache, daß es einen dritten Preis gibt, von dem du allerdings erst dann erfahren wirst, wenn es zu spät ist.«
Der Teufel lachte, und es war ein sehr unerfreuliches Lachen. Mrs. Ackenbaugh schauderte unwillkürlich zusammen.
»Das hört sich sehr geheimnisvoll an, es klingt sogar dumm, aber ich bin auch damit einverstanden.« Sie lehnte sich vor. »Willst du mir nicht verraten, wie es geschehen soll?«
Er lachte leise.
»Du wirst es selbst sehen, vielleicht schneller, als dir lieb ist. Morgen früh, wenn du im Bett erwachst, wirst du sehr überrascht sein, wie sich die Dinge gewandelt haben.«
Plötzlich war er verschwunden.
Der Fleck, an dem er gestanden hatte, war leer.
Yvette hörte nur noch verhallendes Gelächter.
In dieser Nacht schlief sie so fest, als hätte sie ein Betäubungsmittel zu sich genommen. Sie erwachte erst, als sie warme Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht verspürte. Im ersten Augenblick glaubte sie, George habe verschlafen, aber dann fiel ihr ein, daß ja Sonnabend war.
Da war etwas in ihrem Unterbewußtsein, das ihr keine Ruhe ließ. Eine böse Vorahnung, eine Art Warnung – was war das nur? Dann, als die Erinnerung zurückkehrte, wurde sie mit einem Schlag hellwach.
Sie öffnete die Augen.
Die Decke über dem Bett war ihr fremd. Die Wände des Schlafzimmers hatten eine andere Farbe. Vorsichtig richtete sie sich auf dem Ellenbogen auf und sah nach George. Sie starrte in das Gesicht von Mr. Crumb, dessen Mund im Schlaf weit geöffnet war.
Wie sehr er in diesem Zustand doch George ähnlich sah! Yvette verspürte das Bedürfnis, ihn wachzurütteln und ihm zu sagen, er solle den Mund schließen.
Dann aber kam ihr das Wunder erst richtig zu Bewußtsein. Langsam sank sie in die Kissen zurück und versuchte zu begreifen, was geschehen war.
Sie war wirklich bei Clarence! Sie lag neben ihm im Bett.
Kurz und bedauernd dachte sie an George, der heute allein aufwachen würde. Und was war mit Ruth Crumb geschehen? Wo war sie jetzt?
Später werde ich mir darüber Gedanken machen, dachte sie und streckte die Hand aus, um Mr. Crumb zu wecken.
Sie hielt inne und betrachtete ihren Arm.
Kleine, schwarze Haare wuchsen da, wo nie Haare gewesen waren. Auch schien ihr, daß die sonst so schlanken Finger plumper und kürzer geworden waren.
Mit einem Satz war sie aus dem Bett. Sie rannte zum Spiegel, aber noch bevor sie hineinblicken konnte, wußte sie schon, was sie zu sehen bekommen würde: Ruth Crumbs rundes, gutmütiges Gesicht auf Ruth Crumbs fülligem und häßlichem Körper.
Hinter ihr wälzte sich Mr. Crumb schwerfällig aus dem Bett. Er beachtete sie kaum, grunzte nur abfällig und wickelte sich in den Bademantel.
In diesem Augenblick schrillte das Telefon.
Clarence nahm den Hörer ab, meldete sich brummig und verschlafen. Aber dann leuchteten seine Augen auf. Er reichte Yvette den Hörer.
»Es ist Yvette«, sagte er.
Yvette nahm den Hörer. Sie vernahm ihre eigene, helle Stimme am anderen Ende.
»Hallo, Ruth, meine Liebe – ich wurde mitten in der Nacht wach, und da kam mir eine glänzende Idee. George hat jetzt Ferien, und ich möchte dich und Clarence doch so gern einmal wiedersehen. Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir für ein paar Wochen zu euch kämen?«
Die ehemalige Mrs. Ackenbaugh hörte sich antworten:
»Aber natürlich nicht, meine liebste Yvette. Wir freuen uns schrecklich, wenn ihr kommt ...«
Sie legte den Hörer auf die Gabel zurück.
Dann kehrte sie ins Schlafzimmer zurück und setzte sich aufs Bett.
Sie stützte ihr rundes, nichtssagendes Gesicht in die plumpen, kurzen Hände.
Jetzt wußte sie, was der dritte Preis war.
Lemminge
(Lemmings)
Richard Matheson
»Wo kommen sie alle her?« fragte Reordon.
»Von überall«, antwortete Carmack.
Sie standen auf der Autobahn, die an der Küste vorbeiführte. Soweit das Auge reichte, war die breite Straße mit Autos verstopft. Tausende von ihnen standen Stoßdämpfer an Stoßdämpfer und Seite an Seite. Zwischen ihnen war kein Platz mehr.
»Da kommen noch welche«, sagte Carmack.
Die beiden Polizisten sahen zu, wie die Leute aus ihren Fahrzeugen stiegen und zum Strand gingen. Viele lachten und unterhielten sich, andere wiederum schwiegen und machten ernste
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