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Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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kleinen Stadt an einem See.
    Es war eine sehr schöne Stadt. Yvette Ackenbaugh brauchte nun nicht mehr zu arbeiten und verbrachte den ganzen Tag zu Hause. Stundenlang lag sie in der Sonne oder ging baden. Nach und nach verlor sie einige ihrer überflüssigen Fettpolster, und sie spürte, wie ihre Lebenslust zunahm. Sie fühlte sich frisch und gesund. Sie sah plötzlich um einige Jahre jünger aus.
    Ab und zu dachte sie dann auch ohne besonderes Bedauern an Mr. Crumb zurück. Aber die Gegenwart war zu schön, und sie genoß das erste Jahr des neuen Daseins in vollen Zügen.
    Und dann, eines Tages, kam Mr. Clarence Crumb zu Besuch. Sein Arzt hatte ihm geraten, ein wenig auszuspannen, damit der Blutdruck nicht noch mehr anstieg. Es war daher nicht verwunderlich, daß er beschlossen hatte, die Ackenbaughs wiederzusehen. Er brachte einen netten Brief von seiner Gattin mit, in dem zu lesen stand, daß auch sie gern gekommen wäre, es jedoch für notwendig hielt, getrennten Urlaub zu machen.
    Als Yvette Mr. Crumb wiedersah, riß die alte Wunde auf. Mehr denn je war sie in ihn verliebt. Hinzu kam, daß sie sich jünger und schöner fühlte, voller Glut und Leidenschaft für den heimlich Geliebten.
    Da sie beide den ganzen Tag nichts zu tun hatten, lagen sie am See in der Sonne, plauderten zusammen und schwammen gelegentlich ein Stück hinaus. Das Gespräch konzentrierte sich immer mehr auf sie selbst, und wenn Mr. Ackenbaugh nachmittags zu ihnen stieß, mußten sie sich zusammennehmen um in die Gegenwart zurückzufinden.
    Eines Tages sagte Mr. Crumb etwa folgendes:
    »Wenn du so in der Sonne liegst, könnte man meinen, du wärest aus Gold oder Bronze.«
    Er sagte noch mehr, und Yvette wußte plötzlich, daß auch er sie liebte. Deshalb also war er allein gekommen und hatte seine Frau daheim gelassen. Von nun an war das Beisammensein noch schöner als bisher, und wenn sie in seinen Armen lag, dann flüsterten beide unsinniges Zeug, wie es eben Verliebte tun.
    Doch dann kam der Tag des Abschieds. Sein Urlaub war zu Ende, der Blutdruck wieder normal, und außerdem rief seine Frau täglich an, um sich behutsam nach seinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Yvette und Mr. Crumb nahmen mit einem bitteren Gefühl voneinander Abschied. Sie kannten sich noch nicht gut genug, um genau zu wissen, ob es nun das Ende oder erst der Anfang ihrer heimlichen Liebe war.
    Als Mrs. Ackenbaugh sich damals in Mr. Crumb verliebt hatte, war rein äußerlich nichts geschehen. Sie hatte sich ihren Träumereien hingegeben, aber das war auch alles. Doch als sie sicher sein durfte, daß ihre Liebe erwidert wurde, war alles ganz anders. Sie fühlte sich nicht nur bezaubert, sondern sie bezauberte selbst. Sie hatte Macht über einen anderen Menschen, und sie war plötzlich schön geworden.
    Selbst Mr. Ackenbaugh schien die Veränderung zu bemerken, und natürlich bezog er sie auf sich. Er wurde ihr gegenüber aufmerksamer, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und zeigte ihr seine eheliche Zuneigung mehr als bisher. Yvette fühlte sich zwischen Abneigung und Leidenschaft für ihn hin und her gerissen.
    Sie wußte bald nicht mehr, was sie tun sollte. Manchmal wurde der Wunsch übergroß in ihr, einfach Mr. Crumb anzurufen und ihn zu bitten, zu ihr zu kommen. Sie wollte mit ihm irgendwohin gehen, wo sie allein waren. Aber dann sah sie wieder ihren Gatten, wenn er an seinem Schreibtisch saß und die Arbeiten seiner Studenten korrigierte, sah seinen liebevollen und zufriedenen Blick – und dann brachte sie es nicht übers Herz, einfach davonzulaufen. Auch entsann sie sich ihres letzten Gespräches mit Mr. Crumb. Beide waren sich darüber einig gewesen, daß sie viel zu klug und intelligent waren, um ihrer Liebe wegen zwei Ehen zu zerstören. Sie konnte das Abkommen jetzt nicht einfach brechen, ohne vor ihm als Schwächling und Egoistin dazustehen. Außerdem war sie sich nicht ganz sicher, wie Mr. Crumb entscheiden würde, wäre er vor die Wahl gestellt.
    Nach außen hin reagierte sie ihr Schuldgefühl durch immer größere Zärtlichkeiten ihrem Mann gegenüber ab. Sie half ihm nun sogar bei seiner Arbeit. Abend für Abend saßen sie so zusammen, und zum erstenmal in ihrem Leben zwang sie sich dazu, Bücher zu lesen.
    Fast gegen ihren Willen interessierte sie sich für seine Vorlesungen. Besonders für jene, die geschichtlichen Charakter hatten und von Zauberei und Hexenglauben im Mittelalter handelten. Fasziniert las sie seine Abhandlung über das packende

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