Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
auch die Umschulungsanstalten waren nicht besser als Gefängnisse, denn sie bedeuteten den Entzug der persönlichen Freiheit. Mervin sah nicht ein, warum er ein Gefängnis mit dem anderen vertauschen sollte.
    Es gab wirklich keinen Ausweg aus der Misere, wenn er kein Risiko eingehen wollte. Auf der anderen Seite war ihm der Gedanke unerträglich, bis zum Ende seines Lebens an der Seite einer Frau zu leben, die er bereits zu hassen begann.
    Er stöhnte auf. Zum Glück trug Doreen ja die Kopfhörer, und wenn sie etwas hörte, dann nur das Programm. Nur mit Mühe konzentrierte sich Mervin wieder auf das Gerät und sah auf den Bildschirm.
    Jetzt kam, wie an jedem Abend, der Mann im weißen Mantel. Er sah wirklich wie ein Wissenschaftler aus, und wie immer berichtete er über den neuesten Stand der Technik und Forschung.
    »Ist es nicht so«, sagte er, »daß wir alle unter der Langeweile zu leiden haben? In vierzig Minuten erreichen wir jeden Punkt des Erdballs und an einem Wochenende reisen wir bequem quer durch das Sonnensystem. Es gibt sogar Erholungsflüge in die Einsamkeit des interstellaren Raumes. Doch nun gibt es neue Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben. Sie sind für jene da, die das Wagnis lieben und die das notwendige Geld besitzen. Wenn wir die bisherigen Reisen als horizontale bezeichnen, so möchte ich die neue Art als vertikale Reise verstanden wissen. Sie können jetzt nicht nur den Mond oder Alpha Centauri besuchen, sondern auch die Vergangenheit. Jawohl, Sie haben richtig gehört: die Zeitreise ist Wirklichkeit geworden! Sie können nun dem Begräbnis der Pharaonen beiwohnen, Zeuge der Ermordung Cäsars werden, die Krönung Napoleons zum Kaiser erleben und bei Amtseinführung des ersten Weltpräsidenten im Jahre zweitausendfünfundsechzig dabei sein. Nicht auf dem Bildschirm, sondern in Wirklichkeit! Sie können in Ihre Geburtsstadt zurückkehren, selbst wenn sie heute vom Erdboden verschwunden ist. Sie können längst ausgestorbene Tiere in Naturparks jagen oder in richtigen Flüssen fischen. Sie können Ihre eigene Jugend noch einmal erleben.«
    Mervin glaubte zu träumen, aber der Sprecher ließ ihm keine Zeit, über das Gehörte nachzudenken. Er sprach weiter:
    »Die Geschichte unseres Planeten lebt wieder auf. Sie können verstorbene noch einmal sehen. Mit ihnen sprechen ...«
    Mervin zwang sich nun doch, nicht mehr hinzuhören. Der Mann im weißen Mantel zählte noch viele Beispiele auf, aber die bereits vernommenen regten Mervins Phantasie genügend an. Wie versteinert hockte er in seinem Sessel. Er wußte, daß seit fünf Jahren mit der Zeitreise experimentiert wurde. Haffen und Ngumbo waren die Entdecker des erstaunlichen Prinzips. Der erste Temperonaut war nach intensivem Training zehn Jahre in die Vergangenheit zurückgeschickt worden und kehrte heil zurück. Mehr wußte niemand, denn das Projekt war geheim und äußerst kompliziert zu handhaben und zu verwirklichen. Mervin hätte vielleicht überhaupt nichts darüber erfahren, wenn nicht in seinem Betrieb einige Fäden zusammengelaufen wären, die aber nur Andeutungen und keinen Überblick ermöglichten.
    Doch nun war die Geheimnistuerei endgültig vorbei. Die Verwirklichung der Zeitreise wurde offiziell im Fernsehprogramm bekanntgegeben. Und wie es schien, waren ihr keine Grenzen gesetzt.
    Mervin spürte plötzlich, wie ihm ganz heiß wurde. Natürlich, ganz so einfach würde es nicht sein. Es würde fast unerschwinglich teuer sein, außerdem gab es bestimmt Regeln, an die man sich zu halten hatte. Die Vergangenheit durfte nicht verändert werden, um die Gegenwart nicht zu gefährden.
    Aber wenn seine Ersparnisse ausreichten, konnte er vielleicht irgendwo – oder irgendwann – in der Vergangenheit untertauchen, um nie mehr zurückzukehren. Niemand würde ihn finden. Er mußte nur so weit zurückkehren, daß er Doreen niemals mehr begegnete ...
    Er seufzte auf und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Es würde nicht einfach sein, sich in einer Zeit sein Geld zu verdienen, in der es seinen Beruf noch nicht gab. Außerdem würde ihn die Polizei der Gegenwart suchen und finden, wenn er nicht zur vereinbarten Zeit zurückkehrte. Auch behagte es ihm nicht, die primitiven Lebensbedingungen eines vergangenen Jahrhunderts auf sich zu nehmen.
    Erneut wandte er seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu.
    »... sind wir uns darüber klar«, sagte der Mann im weißen Mantel gerade, »daß tausend Fragen auftauchen, die Sie gern beantwortet haben

Weitere Kostenlose Bücher