Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Sie an.«
»Also dann ...«, Craigo zögerte eine Sekunde, »... es war einmal ein Mann, der ging spazieren, und da sah er plötzlich einen Hund mit drei Beinen ...«
Er redete und redete, aber selbst für einen Mann wie Craigo, der die Hälfte seines Lebens in Hotels und Wirtschaften verbrachte, ging der Vorrat an Witzen einmal zur Neige, ihm fielen noch ein paar sehr unanständige ein, aber dann war wirklich Schluß. Himmel, was tun ...? Reden halten, klar, das war schon immer seine Stärke gewesen. Themen gab es genug. Er sprach über die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft, über die Altersversorgung ihrer Angestellten, über den Wohltätigkeitsfonds, über die sozialen Probleme der Angestellten und so fort ...
Dann war er es leid. Auch war er schon heiser und spürte, daß er es nicht mehr lange aushielt. Er brach ab und ließ Taina wieder reden. Sie las ihre Kritiken vor, die sie mit aufs Schiff genommen hatte, kommentierte sie mit beißender Ironie und zerriß die Kritiker, die ihr nicht genügend Lob gespendet hatten. Schließlich, um überhaupt etwas zu sagen, beschimpfte sie ihre Kollegen und Dirigenten.
Craigo war wieder an der Reihe. Er berichtete eingehend über seine Abenteuer mit den Frauen, und diesmal dauerte es schon länger, bis er einen trockenen Hals bekam.
Dann war wieder Taina an der Reihe.
»Sie müssen verstehen, was ich damit sagen will«, fuhr der Chefingenieur in seiner Erzählung fort, als er den gelangweilten Blick seines Assistenten bemerkte. »Die beiden begannen sich allmählich zu hassen. Sie haßten sich so, wie sich nie zuvor zwei Menschen gehaßt haben. Stellen Sie sich vor: die beiden hängen irgendwo im Weltraum und suchen sich, sie reden und reden und reden – über Schiffe, Schuhe, über sich selbst, über ihre guten und schlechten Taten, über Selbstmorde, die in Wirklichkeit geschickt ausgeführte Morde waren, über brutale Methoden, mit denen man sich über alles hinwegsetzte, über Triumphe und Niederlagen – über alles, was ihnen in den Sinn kam. Sie mußten reden, denn ihr Leben und ihre Karriere hingen davon ab. Sie mußten reden, bis sie sich gefunden hatten.«
Sie fanden sich nicht. Nicht nach fünf, und nicht nach zehn oder zwanzig Stunden. Dreimal mußte Craigo allen Ernstes damit drohen, Taina im Stich zu lassen. Er machte ihr klar, daß ihr dann die ganze Stimme überhaupt nichts mehr nütze, wenn sie überhaupt eine solche besitze.
Die Wut stachelte Taina wieder an.
Endlich, nach neunundzwanzig Stunden ununterbrochenen Redens, sah Craigo das andere Schiff. Seine Augen waren blutunterlaufen und seine Stimme heiser. Sein Vorrat an Worten war erschöpft. Er war fertig.
Und da sah er das andere Schiff.
Es stand vor ihm, scheinbar bewegungslos, und verdeckte die Sterne.
Die Suche war vorbei.
Der Chefingenieur hörte auf zu sprechen. Er ließ sich ein neues Glas Whisky geben und trank es aus. Das viele Reden hatte ihn durstig gemacht.
»Na und?« Die Stimme des Assistenten klang ungeduldig. Unberührt stand das Glas mit dem Champagnercocktail vor ihm auf der Theke. »Und was geschah dann?«
»Dann«, sagte der Chef und wischte sich genußvoll über die Lippen, »dann haben die beiden geheiratet.«
»Geheiratet!?«
Der Assistent starrte seinen Vorgesetzten an, als sähe er ein Gespenst.
»Natürlich nicht sofort. Sie mußten warten, bis sie die Venus erreichten und dort einen Mann fanden, der die Trauung vornehmen konnte. Sie können mir glauben, daß die beiden keine Zeit verloren. Nicht eine Sekunde.« Er lachte. »Und da wollen Sie behaupten, ein Knopfdrücker tauge zu nichts.«
»Möchte wissen, was das damit zu tun hat ...«
»Eine ganze Menge. Der Autopilot, der den Schiff-zu-Schiff-Kurs ausarbeitet und korrigiert, lag direkt vor Craigos Nase. Er hätte den Knopf nur einzudrücken brauchen, und die automatische Steuerung hätte ihn ganz bis in die Nähe des anderen Schiffes gebracht, ohne daß er ein Wort zu sagen gehabt hätte. Darum sage ich, man soll nicht über die Knopfdrücker spotten. Nicht das Drücken an sich ist entscheidend, sondern das Wissen darum, welcher Knopf gedrückt werden muß. Und zu welcher Zeit!«
»Der Teufel soll die ganze Geschichte holen«, fluchte der Assistent. »Was ich wissen möchte, ist: warum haben die beiden denn geheiratet, wenn sie sich so haßten?«
»Sie konnten es sich nicht erlauben, unverheiratet zu bleiben. Eine Frau kann niemals gegen ihren Ehemann als Zeuge auftreten – und umgekehrt. In
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