Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Pferde gewannen. Als er die Rennbahn verließ, besaß er siebentausend Dollar, die er mühsam in seinen Taschen untergebracht hatte. Unter dem Hemd aber steckte das Blatt Papier, sein größter Reichtum und sein größter Schatz. Ein Geschenk, das er sich selbst aus der Zukunft gemacht hatte.
Während der nun folgenden zwei Monate gewannen alle Pferde, die auf der Liste aufgeführt waren, wo immer die Rennen auch stattfanden. Die bezeichneten Aktien kletterten in die Höhe und brachten unerhörte Gewinne. George ging sehr vorsichtig zu Werke und vermied es, zu häufig gesehen zu werden. Er buchte seine Wetten meist per Telefon und wechselte öfters seinen Aufenthaltsort. Schon innerhalb von fünf Wochen war er Millionär.
Eine Viertelmillion Dollar kassierte er allein beim Baseball. Der Buchmacher hatte Pech, denn George wettete einhunterttausend Dollar auf seine Mannschaft. Er bekam seinen Gewinn nicht voll ausgezahlt, denn der Buchmacher ging dabei pleite. Als Ersatz bot er George seine Luxusjacht an, die in Key West vor Anker lag.
George akzeptierte das Angebot. Es lag eben in der Natur der geheimnisvollen Dinge, daß er am neunten Oktober an Bord eines kleinen Schiffes sein mußte, mindestens hundert Kilometer von der Küste entfernt und mit einem Telefon in der Kabine. Er würde an diesem Tag einen Anruf erhalten.
Von seiner Seite aus gab es keine Schwierigkeiten. Eine Woche später rief ihn die Telefongesellschaft an und erkundigte sich ob er auch weiterhin den Apparat an Bord der Jacht wünschte. George sagte ja und fügte hinzu, daß er es gern sähe, wenn man ihm seine alte Nummer aus Miami geben könnte. Die Kosten spielten keine Rolle, wenn er nur die Nummer nicht zu ändern brauche. Seine Freunde wären sie gewohnt, und ehe man ihnen die Nummer der Schiffsverbindung ...
Wie die gewünschte Nummer sei?
BE-8-5883.
So, das wäre erledigt.
Etwas später schloß er seine letzte Wette ab und wimmelte die Buchmacher ab, die ihm keine Ruhe ließen. Er mietete sich einen Wagen und ließ sich nach Key West bringen, aber er fuhr nicht allein. Mit ihm waren zwei äußerst attraktive Mädchen und ein Freund, ein Vorrat an eingefrorenen Steaks, eine Kiste teuersten Whiskys – und ein Paket Zeitungen.
Auf der Fahrt nach Key West wurde getrunken. George unterhielt sich mit seinen Begleitern, aber allmählich stellte sich die Wirkung des Alkohols ein. Er begann nachzudenken. In seinem umnebelten Zustand kam ihm eine unwahrscheinliche Idee. Er stellte sich vor, was wohl geschehen würde, wenn er jetzt gar nicht auf sein Boot ging.
Es war nicht so einfach, sich das vorzustellen. Er mußte ja auf dem Boot sein, und zwar am neunten Oktober, in einem gewissen Sinn war er bereits am neunten Oktober darauf gewesen. Dieser Teil seiner Zukunft gehörte bereits zur Vergangenheit, und die Vergangenheit, schloß er, ließ sich nicht ändern. Die Zukunft allerdings mußte sich beeinflussen lassen, wenn man es sich folgerichtig überlegte. Auf der anderen Seite, wenn man die Zukunft änderte, würde die Vergangenheit ...
Er gab es vorerst auf und widmete sich erneut dem Whisky und den Mädchen. Er wollte den Gedanken vergessen, der ihm da eben gekommen war. So wichtig war das nun auch wieder nicht. Wichtig waren nur seine Platinuhr, die vierhundert Dollar gekostet hatte, das Geld, das er in der Tasche trug, und die zahlreichen Bankkonten. Ja, das waren zwei erfolgreiche Monate gewesen – das allein zählte.
Eins der Mädchen, sie hieß Lili, kuschelte sich an ihn. Er streichelte ihre Haare und beschloß, alle Probleme des Zeltparadoxons zu vergessen.
Die Jacht erinnerte an die teuren Anzeigen in den besten Magazinen. Sie war groß, schnittig, frisch überholt und mit allem Komfort ausgestattet. Georges Herz schlug höher, als er am Kai stand und das Wunder bestaunte. An seinem Arm hing Lili. Dann gingen sie an Bord. Die Bar aus Mahagoni fand allgemeine Zustimmung. Lili und ihre Freundin kicherten vergnügt, als sie die breiten Schlafkojen besichtigten und schließlich in die kleine aber moderne Küche gerieten. George wurde plötzlich von einer unerklärlichen Unruhe ergriffen. Er bat Lili, an der Bar einige Drinks zu mixen und die Hi-Fi-Anlage in Gang zu bringen, dann verschwand er in Richtung der kleinen Kommandobrücke, um sich dort umzusehen.
Als er die Kapitänskajüte betrat, erschrak er aus einem unerfindlichen Grund. Auf einem kleinen Tisch, vor dem ein bequemer Ledersessel stand, war ein knallrotes Telefon.
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