Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
über eine Stimme«, kam es beleidigt zurück.
»Also gut«, sagte Craigo. »Dann benutzen Sie Ihre Stimme und singen. In das Mikrophon. Ich steuere das Schiff jetzt von Hand. Wenn Ihre Stimme leiser wird, gehe ich auf den alten Kurs zurück. Wird sie lauter, behalte ich die Richtung bei. Dann komme ich auf Sie zu. Kapiert?«
»Ja, ich habe Sie verstanden«, bestätigte Taina, trällerte ein paar Takte, um sich einzusingen, und begann dann mit einer Arie aus Tosca. Sie ließ den Troubadour folgen, schmetterte die Carmen und beendete ihr Konzert mit einigen starken Partien von Wagner. Sie fühlte sich ausgezeichnet in Stimmung, und schaltete automatisch auf Empfang, um zwischendurch ihren Applaus einzuheimsen.
»... Nein ... nein! Um Himmels willen, hören Sie auf!« hörte sie Craigo verzweifelt schreien. »Wie kann ich eine Veränderung der Lautstärke feststellen, wenn Sie so herumkreischen? Das hält ja kein Mensch aus! Singen Sie lieber nicht mehr. Sprechen Sie. Sprechen Sie nur noch, und versuchen Sie, gleichmäßig laut zu bleiben.«
Craigo schaltete wieder auf Empfang und sah zu dem Lautsprecher hoch.
Der war für eine Weile sprachlos. Die Beleidigung war ungeheuerlich gewesen. Kreischen, hatte Craigo gesagt. Kreischen!
»Und was wünschen Sie, was ich sprechen soll?« fragte Taina schließlich giftig.
»Mir egal, wenn Sie bloß nicht singen«, erwiderte Craigo unhöflich.
Für ihn gab es eigentlich zwei Arten von Frauen – solche, die man nicht bei jeder Gelegenheit auf die Finger klopfen mußte, und solche, bei denen man es tun mußte. Er hatte Taina bereits in die zweite Gruppe eingereiht, ohne allerdings zu bemerken, daß sie weder zur ersten noch zur zweiten gehörte. Er war weit davon entfernt, die Frauen zu kennen, geschweige denn eine Taina Scarloff. Zum Beispiel war ihm völlig entgangen, daß Taina mehr als die Hälfte seiner fürchterlichen Beleidigungen schweigend hingenommen hatte – einfach deshalb, weil sie sie nicht verstand. Sie hatte niemals den Dialekt von Chikago kennengelernt, ebensowenig wie sie je in ihrem Leben auf die Idee gekommen war, Chinesisch oder die Sprache der Eskimos zu erlernen.
Sie begann also zu reden. Und da ihr gerade kein besseres Thema einfiel, oder um Craigo zu ärgern, hielt sie einen Vortrag über die letzte Damenmode. Sie machte jedoch ebenfalls einen Fehler. In Craigos Meinung herrschte die Auffassung, daß Frauen nicht sprachen, sondern nur sinnloses Geräusch verursachten. Er verlangte also durchaus keine sinnvollen und lehrreichen Darlegungen, sondern wollte ein möglichst gleichmäßiges Geräusch, um dessen Lautstärke messen und vergleichen zu können. Nun, was er bekam, war ein Geräusch. Die Worte, die dabei gesprochen wurden, waren ihm höchst gleichgültig, vorerst wenigstens. Später allerdings würde sich das ändern. Wenn man zu lange auf einen Menschen einredet, tritt nach gewisser Zeit der Augenblick ein, an dem er auch zuhört.
In der Zwischenzeit jedoch sprach sie, und er manövrierte sein Schiff kreuz und quer durch den Raum, um ihr endlich näher zu kommen. Einige Stunden verrannen, dann war er davon überzeugt, daß die beiden Schiffe nicht mehr so weit wie vorher voneinander entfernt waren. Seine Bemühungen waren erfolgreich, wenn es auch verdammt langsam ging, bis man ...
Er hörte, daß Taina plötzlich zu reden aufhörte. Mitten im Satz brach sie ab.
»Was ist los?« rief er wütend.
»Meine Stimme ... Ich kann nicht mehr! Ich muß meine Stimmbänder ausruhen.«
»Ausruhen!« Craigo brüllte es voller Hohn und Empörung. »Sind Sie wahnsinnig geworden? Wollen Sie sich ausruhen, oder wollen Sie nun gerettet werden? Reden Sie weiter!«
Das war nun etwas, wogegen er nicht ankam. Gegen eine instinktive Opposition war nichts zu machen, und für Taina bedeutete die Erhaltung ihrer Stimme mehr als nur ein Reflex. Ihr ganzes weiteres Leben hing von dieser Stimme ab, und sie konnte darauf ebensowenig verzichten wie Craigo auf seinen Posten bei der Interplanetaren Handelsgesellschaft. Sie stritten eine halbe Stunde hin und her, bis Craigo endlich nachgab. Er erklärte ihr die Handhabung der Kontrollen, mit denen sie ihr Schiff direkt steuern konnte. Es war einfach genug, wenn man nur nach der Lautstärke im Radio zu gehen brauchte, ohne auf den wirklichen Kurs zu achten. Er würde also nun reden, während sie versuchte, ihr Schiff näher an das seine heranzubringen.
»Also gut«, knurrte er unwillig. »Alles klar?«
»Ja. Fangen
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