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Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Vielleicht, so erklärte er Anna, würde er später einmal einen Generator in Gang bringen, wenn er genügend über Elektrizität und Mechanik wußte. Im Augenblick beschäftigte er sich nur mit den theoretischen Wissenschaften.
    Anna saß still und abwartend auf einem Stuhl. Es war feucht hier unten. Und kalt. In den Wänden waren lange Risse. Sie sah zu, wie Leslie Schubladen öffnete und Akten herausnahm.
    »Was hast du vor, Leslie?«
    »Da sind gewisse Vorbereitungen, die wir zu treffen haben«, erwiderte er, ohne ihrem Blick zu begegnen. Er nahm Papier aus den Aktenheftern, breitete sie auf dem Tisch aus und rückte die Kerzen näher heran. Dann ging er zu Anna, strich ihr sanft über das Haar und die Wangen.
    Sie zitterte und schloß für einen Moment die Augen.
    »Wie lange wird es dauern, Leslie?«
    »Ein paar Stunden.«
    »Wir müssen uns beeilen, Leslie.«
    »Es geht schnell, Anna.« Er beugte sich herab und blies in ihr Haar. »Dann gehen wir in das Gewölbe zurück. Dort bleiben wir, nicht wahr? Wir werden vielleicht eine ganze Woche nicht mehr herauskommen, Anna.«
    Sie lächelte und wurde rot.
    »Was hast du eigentlich wirklich vor, Leslie? Eine Art Hochzeitszeremonie?«
    Er kehrte zum Tisch zurück, als habe er ihre Frage nicht gehört.
    Wenig später gab er ihr ein Brett und einige Blätter mit kleinen Karos. Irgendwo hatte er auch einen zweiten Bleistift aufgetrieben. Dann rückte er eine Kerze so, daß sie sehen konnte.
    »Da sind Fragen, du mußt sie beantworten. Schreibe es auf. Nimm dir Zeit, Anna.«
    Sie starrte auf das Papier.
    »Zeit haben wir ja genug, Leslie. Alle Zeit der Welt.«
    Leslie saß auf der anderen Seite des Raumes. Auch er hatte Papier und Bleistift.
    »Wir haben beide die gleichen Fragen.« Seine Stimme klang so, als wolle er sie überzeugen.
    In ihren Augen schimmerte Angst, als sie zu schreiben begann.
    Zwei Stunden später beendete er das Examen.
    Anna war ebenfalls fertig. Leslie nahm die Papiere und setzte sich an den Tisch, nachdem er die Kerzen richtig geschoben hatte. Eine Stunde lang verglich er die Prüfungsaufgaben und die Ergebnisse. Auf einem separaten Papier zeichnete er graphische Kurven ein. Ebenfalls auf einem zweiten. Es war sehr dünnes und fast durchsichtiges Papier.
    Anna sah ihm über die Schulter, als er die beiden Papiere aufeinanderlegte. Beide Kurven waren deutlich gegen das Kerzenlicht zu erkennen. Sie versuchte, den Sinn herauszufinden. Was verstand sie schon von Kurven, Gleichungen und Statistiken?
    »Was bedeutet das, Leslie?«
    Er gab keine Antwort. Er ließ das Papier und den Bleistift auf die Tischplatte fallen, dann ging er rückwärts bis zur Tür. Anna kam hinter ihm her.
    »Stehenbleiben!« befahl er. »Mach es nicht noch schlimmer! Bleib, wo du bist!«
    »Leslie, um Gottes willen, was ist denn passiert?«
    Er stand nun neben der Tür.
    »Was habe ich denn getan, Leslie?«
    »Nichts, Anna. Zum Glück haben wir beide nichts getan.«
    »Ich verstehe nicht. Wo willst du hin, Leslie? Warte doch ...«
    »Folge mir nicht!« schrie er heiser.
    Sie sah seine Gestalt vor der Tür stehen, vom Schatten fast verschlungen. Sein Gesicht war ein verschwommener, weißer Fleck.
    »Ein wissenschaftlicher Verträglichkeitstest, Anna. Er ist absolut sicher. Kleine Differenzen kann man ruhig übersehen; sie gleichen sich mit der Zeit aus. Aber ich fürchte, wir beide sind zu verschieden.«
    »Zu verschieden?«
    »Tests lügen nicht. Die Vergangenheit hat es bewiesen.«
    »Was bedeuten schon solche Tests, wann ... wenn ...«
    »Du sollst stehenbleiben! Wir passen nicht zusammen, das mußt du begreifen. Wir leben in einer leeren Welt, aber wir kämen niemals richtig zusammen. Es ist so, als wolle einer den anderen einholen und liefe in der entgegengesetzten Richtung.«
    »Mein Gott«, flüsterte sie tränenerstickt. »Mein Gott ...«
    Er fühlte die Bitterkeit, aber er konnte ihr nicht helfen. Sie wollte einfach nicht verstehen. Ihr fehlte das logische Denken. Dabei war sie allein besser dran, aber das würde sie nie begreifen.
    »Zur Hölle mit allen Tests!« schrie sie plötzlich auf. »Wir sind allein auf der Welt. Wir sind die letzten Menschen! Was bedeuten da alle Unterschiede oder Übereinstimmungen?«
    »Wir dürfen nicht«, sagte er ausdruckslos. »Der Test hat es bewiesen. Alles würde noch einmal von vorn beginnen, die ganze Geschichte, die mit Tod und Verderben endete. Unsere Nachkommen würden uns verfluchen. Wir beide, du und ich, würden uns nie

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