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Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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nicht gemeint. Du mußt verstehen, es ist zuviel auf einmal für mich. Ich kann es dir nicht erklären. Immer habe ich geglaubt, ich wäre der einzige Überlebende. Es war hart, aber ich gewöhnte mich daran. Und nun – ist alles ganz anders. Ich muß von vorn anfangen.«
    Ihre Stimme war verständnisvoll und sanft, als sie antwortete:
    »Es ist schon gut, Leslie. Wir haben uns gefunden, daran können wir nun nichts mehr ändern. Gibt es noch etwas Wichtigeres auf dieser Welt? Wir sind zusammen, das ist die Hauptsache.«
    »Ich war davon überzeugt, daß es niemand sonst mehr gab.«
    »Ich nicht. Immer glaubte ich, jemand zu finden. Ich habe gesucht. Es mußte außer mir einfach jemand geben, Leslie.«
    »Und ich habe auch jahrelang gesucht und den ganzen Kontinent durchquert. Ich mußte schließlich zu der Erkenntnis gelangen, daß ich allein war. Es war nicht leicht, glaube mir.«
    »Vergiß es, Leslie. Wir fanden uns. Vielleicht war es ein Wunder, aber wir fanden uns.«
    Er spürte Erleichterung.
    »Ja, ein Wunder. Das ist es wirklich, Anna. Ob wir die letzten Menschen auf der Welt sind?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht leben irgendwo noch andere, verstreut und auch allein. Ich bin überall in den Staaten gewesen, von Kanada bis Mexiko. Niemand ist mir begegnet. Eine große Welt, Leslie, aber sie ist leer. Und wenn in ihr noch jemand lebt, außer uns, meine ich, wird er nicht mehr lange leben. Wir müssen praktisch denken, Leslie. Der Fortbestand unserer Rasse hängt allein von uns ab.«
    »Ja, praktisch denken ...!« Es klang bitter.
    Sie kuschelte sich an ihn.
    »Wer bist du eigentlich, Leslie?«
    »Student – wenigstens war ich es. Hier, in dieser Gegend. Ich sah mir die Welt an, dann wollte ich Lehrer werden. Ich habe den Plan nie aufgegeben. Jeden Tag halte ich mir selbst Vorlesungen und studiere weiter. Bis heute habe ich kein Semester ausgelassen.«
    Sie kicherte und streichelte über seinen Arm.
    »Wirklich, ich habe keine Stunde ausgelassen.«
    »Ich war nur die Tochter eines kleinen Farmers, in der Nähe von Fresno.« Ihre Stimme war tief und wohlklingend. »Leslie, ich hatte nur den Wunsch, eines Tages zu heiraten und Kinder zu bekommen. Ein ganzes Dutzend.« Sie kicherte wieder. »War das sehr dumm von mir, Leslie?«
    »Warum sollte es dumm sein?«
    »Nun, man sprach doch immer von der Gefahr einer Überbevölkerung. Mein Gott! Überbevölkerung!«
    Ganz ruhig und steif saß er da im Dämmerlicht und hörte ihr zu. Sie schmiegte sich jetzt wieder an ihn und küßte ihn.
    »Leslie, ich will dich ...«
    »Anna, ich ...«
    »Leslie, bitte ...! Bitte, Leslie ...«
    Er machte sich mit einem Ruck frei und stand auf. Sie blieb hocken, und er hörte sie atmen, schwer und voller Enttäuschung. Vielleicht war sie sogar in ihrem Stolz verletzt.
    Was war denn nur mit ihm los? Hatte er Angst? Vor ihr? Vor sich selbst? Waren es seine selbst aufgestellten Gesetze und Prinzipien, vor denen er sich fürchtete?
    Er fand ihre Hand. Sie war kalt und zitterte.
    »Gehen wir nach oben, Anna. Der Wind hat sich gelegt.«
     
    Er zeigte ihr die Ruinenstadt und die Umgebung. Sie ging mit ihm, manchmal hielt sie ihn bei der Hand. Ein seltsamer Zug war um ihren Mund. Wenn er sie ansah, lächelte sie jedoch schnell.
    Kurz vor Sonnenuntergang saßen sie auf einer Steinbank in den verwilderten Resten des ehemaligen Shakespeare-Gartens bei der Sonnenuhr und aßen von ihren Vorräten, die Leslie in einem der vielen Atomschutzbunker gefunden hatte. Als sie gegessen hatten, rückte sie näher an ihn heran, bis ihre Körper sich berührten.
    »Leslie ...?« Ihre Stimme war dunkel und voller Lockung. »Was ist eigentlich mit dir los?«
    Er lächelte flüchtig.
    »Nichts, Anna. Was sollte los sein?«
    »Das möchte ich ja wissen.«
    Sie stand auf und ließ sich vor ihm ins Gras nieder. Die Strahlen der untergehenden Sonne vergoldeten ihr blondes Haar, als sie zu ihm aufblickte.
    Sie studiert mich, dachte er. Sie denkt darüber nach, ob ich stark und kräftig bin – was sollte eine Frau wohl anders denken? Wenn Frauen überhaupt denken! Sie sind wie vertrocknete Erde, die auf den Regen wartet.
    »Hast du fertig gegessen?« fragte sie.
    Er nickte stumm.
    »Dann komm her und leg dich neben mich. Das Gras ist trocken und weich.«
    Ihre Stimme – oh, ihre Stimme! Sie verriet alles.
    Er stand auf und beugte sich zu ihr hinab. Seine Knie zitterten.
    »Leslie ... bitte! Tu es, um Himmels willen, tu es, bitte ...!«
    Begehren flackerte in ihm

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