Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit
mir als Lagerplatz geeignet erschien. Ein Bach wand sich durch das gleichmäßig hohe Gras und verbreiterte sich in der Nähe des Waldrandes zu einem kleinen Teich.
Das Teichwasser leuchtete rubinrot im Widerschein der roten Büsche. Der Uferstreifen war übersät mit den Abdrücken kleiner geteilter Hufe und den Spuren eines ziemlich kleinen Klauenfüßlers. Irgendwo auf diesem Kontinent lebten also Säugetiere, lebten und hatten Angst, fraßen einander, vermehrten sich, starben.
Das Fehlen eßbarer Vegetation beunruhigte mich. Vielleicht ließ sich im Wald etwas Verwertbares finden. Doch auch hier gab es nur das kurze Gras und die rotblättrigen Büsche. Ich holte eine Schaufel aus der Maschine und stach damit in den Boden. Die lose Erde war voller brauner Würmer und beinloser Raupen. Keine Ameisen oder Käfer. In jeder vergleichbaren irdischen Klimazone wäre ich auf Hunderte von Insektengattungen gestoßen. Grashüpfer wären um mich aufgesprungen, Bienen und Fliegen hätten mich umsummt, Käfer wären von der Schaufel gehüpft, und Tausende winziger Mäuler hätten die Grashalme durchlöchert.
Keine Insekten. Es ging natürlich auch ohne.
Die dunkle Erde unter dem Gras sah fruchtbar aus und duftete angenehm. Wir mußten uns noch näher damit beschäftigen. Ich füllte eine Wasserprobe ab und kehrte zu den anderen zurück. Das war gegen Mittag des zweiten Tages. Am Abend waren wir bereits auf die Lichtung umgezogen und hatten unsere leichte Schutzkuppel errichtet. Diese Unterkunft war erstaunlich groß und konnte allen Belastungen widerstehen, die sich die Erbauer vorstellen konnten. Sie war vor allem als Schutz gegen extreme Witterungseinflüsse gedacht.
Unser Kaninchenpaar erhielt ein kleines Gehege im Freien. Neben einigen Mäusen und Ratten waren die beiden Kaninchen die einzigen Tiere, die an unserer Expedition teilnahmen. Die Galileo führte natürlich weitere Nutztiere mit – Schafe, Hühner und einige wertvolle Stück Vieh –, die erst mit der Kolonie landen würden. Außerdem hatten wir uns auf ein relativ unbekanntes biologisches Gebiet gewagt und eine Anzahl gefrorener Keimzellen an Bord der Galileo mitgenommen, die wir eines Tages zum Leben zu erwecken hofften.
Unsere Kaninchen waren Kundschafterkaninchen. Die drei anderen Paare mußten sich so lange mit ihren Galileo -Rationen zufriedengeben, bis wir der positiven Entwicklung des ersten Paares sicher waren. Laurette errichtete ihr Miniatur-Laboratorium für Boden- und Wasseruntersuchungen. Paul Cutter grub, bis der Abend hereinbrach. Ich sah, daß wir gut vorankamen und fühlte mich zufrieden und ausgefüllt. Miranda schien es ähnlich zu gehen, und sie nahm ihre Aufgaben mit großem Schwung in Angriff.
Doch ehe der Morgen des dritten Tages dämmerte, war sie krank ...
Sie weckte mich vor Sonnenaufgang, während Paul auf Wache war. Ich konnte ihr Gesicht kaum erkennen. Sie sprach nüchtern und langsam, als beschriebe sie die Krankheitssymptome eines anderen – Schmerzen im rechten Bein, der rechte Fuß taub, einsetzende Fieberschauer, Kopfschmerzen, Übelkeit.
Im Licht der Lampe sah ihre rechte Fußsohle entzündet aus, aber die Haut war anscheinend unverletzt. Das Bein war bis zum Knie hinauf gerötet. Sie schien einer Ohnmacht nahe zu sein, denn ihre Stimme klang ganz entfernt. Aber selbst jetzt war sie noch geistesgegenwärtig genug, sich daran zu erinnern, wie sie den Schuh ausgezogen hatte und mit dem bloßen Fuß in den Sand getreten war.
Als die Zeit unseres nächsten Berichtes an die Galileo heranrückte, war sie ohnmächtig. Aber sie schien wenigstens keine Schmerzen zu haben.
Wir hatten ihr MH-12 gegeben, da wir nichts anderes hatten. Dann stürzte sich Laurette auf die medizinischen Informationen unserer »Bücherei«, einem winzigen Ableger des Mikrofilm-Archivs der Galileo . Doch von dieser Seite war kaum eine Hilfe zu erwarten, denn die irdischen Krankheiten hatten wohl mit dieser nichts zu tun. Immerhin stieß Laurette auf einige interessante Einzelheiten über das irdische Tropenfieber, und ich griff nach einem Vergrößerungsglas und untersuchte Mirandas Fuß ein zweites Mal. Und jetzt fand ich die winzige Wunde, die ich mit bloßem Auge vollkommen übersehen hatte. Vielleicht war es ein Einschnitt, der von einem winzigen Holz- oder Gesteinssplitter verursacht worden war und ein gefährliches Gift in den Blutkreislauf einschleuste. Vielleicht war es auch der Biß eines Lebewesens, das im Sand verborgen lebte und zu
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