Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
war mit aller Energie vorangetrieben worden. Jetzt war nur noch die Anwesenheit des Königs erforderlich, damit der feierliche Durchbruch stattfinden konnte.
Aber jeder Anschein von Eile mußte unbedingt vermieden werden, damit das Geheimnis nicht vorzeitig bekannt wurde. Schließlich konnte niemand dafür garantieren, daß das Projekt Maulwurf ein Erfolg sein würde, selbst wenn der eigentliche Durchbruch gelang.
Bereits wenige Minuten nach der Landung des Königlichen Hubschraubers hatten sich die zuvor schon unerträglichen Verhältnisse in einer Weise verschlimmert, die jeder Beschreibung spottete.
Wie immer veränderte sich die Stimmung der Massen, als sie nacheinander an den drei Gestalten vorüberströmten, aus denen die Besuchergruppe bestand. Der König wurde mit offensichtlicher Zuneigung begrüßt, die Königin rief respektvolles Gemurmel hervor, aber der Wesir mußte die Beschwerden über sich ergehen lassen.
Einige Beschwerden waren eigentlich eher Empfehlungen und nahmen weniger als die Höchstzeit von fünfzehn Sekunden in Anspruch. Dazu gehörten Aufforderungen wie: »Geh zum Teufel, Jack!« oder »Du kannst uns alle ... du alter ...«
Der Wesir hatte nichts gegen diese kurzen Imperative einzuwenden, denn auf diese Weise holte er wieder etwas von der Zeit auf, die er verlor, wenn andere ihre Viertelminute ausnützten.
Ein anderer Vorschlag, den er in vergangenen Jahren öfters gehört hatte, lautete: »Fallt doch endlich in Brooklyn ein; dort gibt es noch viel Platz.«
Die Verhältnisse in Brooklyn waren vielleicht noch ungünstiger als in Manhattan, denn dort hatte die Übervölkerung schon Jahrzehnte früher begonnen. Obwohl keine offiziellen Bevölkerungsziffern veröffentlicht wurden, war es äußerst zweifelhaft, ob Manhattan einen Kampf Mann gegen Mann mit Brooklyn überstehen würde, vorausgesetzt, daß dieser undenkbare Fall einmal tatsächlich eintreten würde.
Vermutlich hatten die Befürworter eines Angriffs auf Brooklyn sich durch den abweichenden Titel des dortigen Herrschers zu der irrigen Annahme verführen lassen, Brooklyn sei leicht zu erobern. Dieser Irrtum beruhte höchstwahrscheinlich auf der Tatsache, daß Brooklyn nur von einem Fürsten regiert wurde. (Niemand schlug vor, die Bronx zu überfallen, wo ebenfalls ein König herrschte.)
Dieser Unterschied ging bis in die Zeit der Gründung der einzelnen Dynastien zurück, die ihren Ursprung in einer Zeitungskampagne hatten.
Eines Tages vor vielen Jahren hatte die Redaktion der größten Tageszeitung Daily News die ewigen Königinnen satt, die bisher aus verschiedensten Anlässen gewählt worden waren. Statt dessen machte sie ihren Lesern den begeistert aufgenommenen Vorschlag, einen König zu wählen.
Zufällig sah der Sieger nicht nur blendend aus, sondern verfügte auch über beträchtliche Intelligenz und eine gute Stimme. Deshalb war der Oberbürgermeister, den die Daily News öfters unterstützt hatte, sofort damit einverstanden, dem »König« einige seiner zahlreichen repräsentativen Pflichten abzutreten.
Von da an empfing der »König« die ausländische Prominenz, fuhr mit ihnen den Broadway entlang und winkte den begeisterten Massen während der Konfettiparade zu. Er sprach auch bei den Knights of Columbus, nahm an Wohltätigkeitsveranstaltungen teil, eröffnete Altersheime, legte Grundsteine und besuchte wichtige Baseballspiele. Auf diese Weise hatte der Oberbürgermeister mehr Zeit für seine eigentliche Arbeit und seine Familie.
Der »König« erfüllte seine Pflichten so zufriedenstellend, daß er im kommenden Jahr mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt wurde. Im Lauf der Zeit verschwanden die Anführungszeichen um seinen Titel – zuerst in den Daily News , dann sogar in den konservativen Blättern, die sich nie so recht mit der Erfindung des Konkurrenzblattes hatten befreunden können. Schließlich war der König, der unterdessen eine Lebensstellung mit entsprechenden Bezügen erhalten hatte, einfach als König von New York bekannt. Natürlich als der von New York County (Manhattan), denn dort war er ja gewählt worden.
Auf gleiche Weise kam es zur Wahl einer Königin von Queens (County), obwohl dieser Titel etwas seltsam klang. Aber selbstverständlich dachte niemand daran, einen König von Kings zu wählen (schließlich weiß jedes Kind, daß Brooklyn Kings County ist), denn das wäre doch zu lächerlich gewesen. Statt dessen wählte Brooklyn einen Fürsten. Trotz dieses bescheidener klingenden
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