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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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schließlich hielt er den Kopf schief, als er das leise Summen hörte, mit dem die Elektronen den Draht verließen, um in die Atmosphäre einzutreten.
    »Hören Sie sich das an!« sagte Mr. Leverett, wobei seine tiefe Stimme zum erstenmal seit Beginn der Besichtigung eine gewisse Erregung erkennen ließ. »Bestimmt fünfzigtausend Volt! Das ist Kraft, sage ich Ihnen! Das ist wahre Energie!«
    »Wahrscheinlich hängt das mit dem niedrigen Luftdruck zusammen, den wir heute haben – normalerweise ist kein Ton zu hören«, antwortete Mr. Scott leichthin.
    »Was Sie nicht sagen!« meinte Mr. Leverett interessiert, aber Mr. Scott hatte keineswegs die Absicht, sich länger als unbedingt notwendig mit dieser kleinen Unannehmlichkeit zu befassen. »Sehen Sie sich nur den Rasen an – prächtig, nicht wahr?« sagte er statt dessen mit einer großartigen Handbewegung. »Als der ehemalige Golfplatz von Pacific Knolls aufgelassen wurde, hat der damalige Hauseigentümer das ganze achtzehnte Grün gekauft und ...«
    Bis zum Ende der Besichtigung gab Mr. Scott das Beste, was ein staatlich konzessionierter Immobilienmakler zu bieten hatte – und das ist in Südkalifornien bestimmt nicht eben wenig –, aber Mr. Leverett schien kaum darauf zu achten. Mr. Scott hatte sich innerlich schon fast damit abgefunden, daß der verdammte Hochspannungsmast ihm wieder einmal das Geschäft verdorben hatte.
    Bevor sie jedoch das Haus verließen, um zu dem wartenden Wagen zu gehen, trat Mr. Leverett noch einmal auf die Terrasse hinaus. »Es summt noch immer ganz schön«, stellte er mit eigenartiger Befriedigung fest. »Wissen Sie, Mister Scott, dieses Geräusch beruhigt mich irgendwie. Andere Menschen hören gern dem Wind, einem Bach oder dem Meer zu. Ich hasse alles, was mit Maschinen zusammenhängt – das ist der zweite Grund, weshalb ich New England verlassen habe –, aber dieses Summen klingt wenigstens natürlich. Es beruhigt mich wirklich. Allerdings tritt es nur selten auf, haben Sie gesagt?«
    Mr. Scott war flexibel – dieser Tatsache verdankte er auch seine nicht unbeträchtlichen Erfolge als Makler.
    »Mister Leverett«, bekannte er jetzt schlicht und einfach, »ich bin noch nie auf dieser Terrasse gewesen, ohne das Summen zu hören. Gelegentlich ist es leiser, manchmal lauter, aber es ist immer da. Ich erwähne es möglichst selten, weil die meisten Leute nichts dafür übrig haben.«
    »Richtig, das verstehe ich vollkommen«, stimmte Mr Leverett zu. »Schließlich sind die meisten Menschen heutzutage Idioten oder Schlimmeres. Mister Scott, ist Ihnen bekannt, ob einer meiner Nachbarn Kommunist ist?«
    »Nein, Sir!« antwortete Mr. Scott, ohne einen Augenblick lang zu zögern. »In Pacific Knolls wohnt kein einziger Kommunist, dafür garantiere ich. Und in dieser Beziehung würde ich nie die kleinste Unwahrheit sagen, selbst wenn mir das größte Geschäft durch die Lappen ginge.«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte Mr. Leverett. »An der Ostküste gibt es massenhaft Kommunisten. Aber hier, im Westen, sind sie anscheinend seltener. Mister Scott, der Handel ist perfekt. Ich miete das Haus für ein Jahr möbliert zu dem Preis, den Sie vorher genannt haben.«
    »Gut, schlagen Sie ein«, erwiderte Mr. Scott begeistert und streckte die Hand aus. »Mister Leverett, Männer wie Sie brauchen wir in Pacific Knolls!«
    Sie schüttelten sich die Hand. Mr. Leverett hob den Kopf und lächelte zu den leise summenden Drähten hinauf. Er war offensichtlich sehr zufrieden und schien sie irgendwie als sein Eigentum zu betrachten.
    »Eigentlich eine faszinierende Sache, die Elektrizität«, meinte er dann. »Mit ihr kann man wirklich Tausende von Tricks demonstrieren, wenn man weiß, wie man damit umgeht. Stellen Sie sich zum Beispiel einen Mann vor, der dieses irdische Jammertal mit einem eleganten Feuerwerk verlassen will – er braucht nur den Rasen gründlich zu sprengen, zehn Meter dicken Kupferdraht in die bloßen Hände zu nehmen und das freie Ende über die Hochspannungsleitung zu werfen. Peng! Mindestens so gut wie in Sing-Sing und jederzeit verfügbar.«
    Mr. Scott spürte, daß sein Herz einen Augenblick lang rascher schlug, und überlegte sogar, ob er die Vereinbarung mit dem neuen Mieter nicht rückgängig machen sollte, die schließlich nicht schriftlich festgelegt war. Er erinnerte sich an die rothaarige Dame, die nur deshalb ein Appartement von ihm gemietet hatte, um irgendwo in aller Ruhe eine Überdosis Schlaftabletten schlucken zu

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