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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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brummten, dröhnten und schienen gelegentlich sogar zu seufzen. Wenn man lange genug zuhörte, glaubte man vielleicht wirklich, Stimmen zu erkennen.
    Mr. Leverett saß wie üblich in seinem Schaukelstuhl. Jetzt sagte er: »Die Elektrizität erzählt mir von ihrer Arbeit und dem Spaß, den sie dabei hat – sie tanzt, singt, musiziert, fliegt zu den Sternen und veranstaltet Wettrennen, im Vergleich zu denen sich eine Rakete nicht schneller als eine Schnecke bewegt.
    Aber sie hat auch Sorgen. Erinnern Sie sich an den Stromausfall in New York? Die Elektrizität hat mir erzählt, wie es dazu gekommen ist. Einige ihrer Leute sind übergeschnappt – zuviel Arbeit, schätze ich – und haben sich einfach nicht mehr von der Stelle gerührt. Es hat eine Weile gedauert, bis andere kommen konnten, um die Übergeschnappten zu heilen und sie wieder in Bewegung zu setzen. Die Elektrizität hat mir gesagt, daß sie Angst vor ähnlichen Katastrophen in Chicago und San Francisco hat. Die Belastung ist einfach zu groß.
    Die Elektrizität arbeitet gern für uns. Sie ist großzügig und liebt ihre Arbeit. Aber sie wäre uns für etwas mehr Anerkennung dankbar – wir müßten etwas mehr Rücksicht auf ihre besonderen Probleme nehmen.
    Schließlich muß sie mit ihren wilden Schwestern und Brüdern auskommen, wissen Sie – der wilden Elektrizität in der Atmosphäre und in Stürmen, die vom Himmel herunterkommt, um zu zerstören und zu töten. Sie ist nicht so zivilisiert wie die Elektrizität in den Leitungen, obwohl sie es eines Tages bestimmt ebenfalls sein wird.
    Denn die zivilisierte Elektrizität ist ein großartiger Lehrmeister. Sie zeigt uns Menschen, wie man sauber, einig und in brüderlicher Liebe leben kann. Wenn der Strom an einem Ort ausfällt, eilt die Elektrizität von allen Seiten herbei, um in die Bresche zu springen. Sie dient Georgia ebenso wie Vermont, Los Angeles ebenso wie Boston.
    Und sie ist auch patriotisch – ihre größten Geheimnisse hat sie nur echten Amerikanern wie Franklin, Bell und Edison offenbart. Haben Sie schon gewußt, daß sie einen Schweden umgebracht hat, als er den Trick mit dem Drachen versuchen wollte? Ja, die Elektrizität steht in den Vereinigten Staaten wirklich auf der Seite von Recht und Gesetz – sie unterstützt das Gute in unserem herrlichen Land.«
    Mr. Scott überlegte, daß Leverett ohne weiteres einen Elektrokult gründen konnte, der mindestens ebensoviel Zulauf wie Geisterbeschwörungen oder der Swami haben würde, der vor einigen Jahren von einem enttäuschten Anhänger in die Luft gesprengt worden war. Er stellte sich eine Terrasse voller gläubiger Wahrheitssucher und Jünger vor, die aufmerksam lauschten, während seine Elektrische Hoheit Leverett von seinem Schaukelstuhl aus Weisheiten verkündete, indem er die Worte der leise summenden Drähte interpretierte.
    Mr. Scott fühlte sich erleichtert, als er langsam nach Hause zurückfuhr. Schließlich gab es in Kalifornien noch verrücktere Leute als Leverett. Trotzdem ermahnte er Bobby, Mr. Leverett in Zukunft nicht wieder zu belästigen. Der alte Mann schien tatsächlich harmlos zu sein, aber ...
     
    Das für Bobby ausgesprochene Verbot galt jedenfalls nicht für Mr. Scott selbst. Während der folgenden Monate suchte der Makler das Haus auf dem Hügel in unregelmäßigen Zeitabständen auf, um sich eine neue Dosis ›elektrischer Weisheit‹ zu holen. Allmählich freute er sich sogar auf diese amüsanten Unterbrechungen der täglichen Hetze. Mr. Leverett saß offenbar nur auf der Terrasse in seinem Schaukelstuhl und tat kaum etwas anderes. Trotzdem wirkte er stets glücklich und zufrieden. Daran konnten sich viele ein Beispiel nehmen, wenn man recht darüber nachdachte.
    Von Zeit zu Zeit fiel Mr. Scott wieder auf, wie exzentrisch dieser Leverett doch eigentlich war. Zum Beispiel ließ er sich meistens einige Tage Zeit, bevor er die Gas- oder Wasserrechnung bezahlte – aber die Rechnungen für Telefon und Strom wurden in jedem Fall sofort beglichen.
    Und die Zeitungen brachten nach einigen Wochen tatsächlich Berichte über kurze, aber schwerwiegende Stromausfälle in Chicago und San Francisco. Mr. Scott runzelte zunächst die Stirn, lächelte aber dann doch über diesen Zufall und überlegte sich, daß er den für Mr. Leverett geplanten Elektrokult um diese Wahrsagekünste bereichern mußte. ›Ihr zukünftiges Leben aus der Hochspannungsleitung!‹ – das war zumindest neuartiger als gewöhnliche Kristallkugeln und

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