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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ich das Lokal kaufen können. Wenn ich ihm einen Gefallen tun kann, verzichte ich gern auf das Geschäft am Nachmittag.«
    Davenant spürte deutlich, daß sein Gesicht rot anlief.
    »He!« rief er wütend. »Das paßt mir nicht! Lassen Sie mich sofort gehen, sonst ...«
    »Immer mit der Ruhe, junger Freund. Sie können jederzeit wieder gehen. Wir halten Sie bestimmt nicht zurück.
    Aber vielleicht wäre es doch besser, wenn wir uns noch ein bißchen über die ganze Sache unterhalten würden? Kommen Sie, trinken Sie noch ein Bier und fragen Sie, was Sie wollen.«
    Davenant hatte sich rasch wieder beruhigt. Schließlich wollte er kein Spaßverderber sein. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch reichlich Zeit.
    »Okay«, sagte er dann. »Wie steht es mit meiner Kleidung? Oder meiner Reisetasche?«
    »Sie haben Ihren Anzug getragen und ihn folglich auch mit herübergenommen. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine Teleportation. Aber vielleicht sehen Sie einmal nach, ob Sie noch eine Flugkarte nach Boston haben. Das können Sie nicht, weil sie hier kein Ticket gekauft haben.«
    Davenant zog die Finger so rasch wieder aus der leeren Jackentasche, als habe ihn etwas gebissen.
    »Das ist alles nur ein Trick«, murmelte er vor sich hin. »Mein Geld ist aber noch da«, fügte er hinzu, nachdem er an seine Hüfttasche gegriffen hatte.
    »Warum auch nicht? Sie hatten es bei sich – aber hier können Sie es nicht ausgeben. Ich wechsle es Ihnen gern in unsere Währung um. Ich behalte Ihr Geld als Andenken.«
    Eine interessante neue Masche, dachte Davenant. Gorham schien erraten zu haben, was er sich überlegt hatte.
    »Hören Sie, Mister Davenant, wenn Sie glauben, daß ich Sie nur auf den Arm nehmen will, kann ich Ihnen beweisen, wer ich bin.«
    Er holte seine Papiere aus der Tasche – Personalausweis, Führerschein, Mitgliedskarte der Handelskammer und verschiedene Kreditkarten.
    »Ich möchte Ihnen helfen, mein Freund. Mir hat damals niemand geholfen, deshalb weiß ich, wie schwer die erste Zeit sein kann. Nehmen wir doch einmal an, daß Sie wirklich nach Boston fliegen und dort alles so vorfinden, wie ich behauptet habe. Dann sitzen Sie arbeitslos auf der Straße – Ihre Wohnung und Ihr Büro befinden sich in einer Parallelwelt. Sehen Sie her ...«
    Er hielt Davenant eine Geschäftskarte entgegen. Der Text lautete: James B. Gorham, Vizepräsident, Erste Allgemeine Lebensversicherungsbank.
    »In unserer Filiale in Boston brauchen wir noch einen guten Buchhalter. Selbstverständlich müßten Sie Ihre Eignung für den Job nachweisen. Aber Sie können sich auf mich berufen und haben damit die erste Hürde jedes Grenzgängers überwunden – Sie können nämlich nicht beweisen, was Sie gelernt haben und auf welchem Gebiet Sie Erfahrungen besitzen.«
    Davenant starrte die Geschäftskarte mißtrauisch an.
    »Von dieser Firma habe ich noch nie etwas gehört«, stellte er fest.
    »Dabei ist sie schon ziemlich alt«, antwortete Gorham ruhig. Er wies auf die kleingedruckte Zeile: »1848 gegründet.«
    Davenant hatte plötzlich eine Idee. Er lächelte triumphierend.
    »Jetzt habe ich Sie endlich!« sagte er. »Sie sind doch selbst ein ›Grenzgänger‹, nicht wahr? Folglich konnten Sie ebenfalls nicht beweisen, was Sie gelernt hatten, bevor Ihr Übertritt erfolgte. Wie kommt es dann, daß Sie jetzt Vizepräsident einer großen Versicherungsgesellschaft sind?«
    »Das hat eine Weile gedauert, Mister Davenant«, gab Gorham zurück. »Sie dürfen nicht vergessen, daß ich bereits seit dreißig Jahren hier lebe. Wahrscheinlich sterbe ich sogar hier. Ich möchte nicht einmal wieder zurück – ich habe viel vergessen, und meine ehemaligen Freunde und Bekannten leben vielleicht gar nicht mehr.«
    »Aber was ist mit den Leuten, die wieder zurückkehren?« erkundigte Davenant sich. »Warum berichten sie nicht, was ihnen passiert ist? Weshalb leiden sie alle an Gedächtnisschwund?«
    »Warum behaupten sie immer, daß sie sich an nichts mehr erinnern können, wollten Sie bestimmt sagen. Einige von ihnen leiden vielleicht wirklich unter Gedächtnisschwund, weil der Schock zu groß war. Aber überlegen Sie doch selbst, Mister Davenant. Was würde denn aus einem Mann, der in die Parallelwelt übertritt, wieder daraus zurückkehrt und dann die Wahrheit zu erzählen versucht? Was würde aus irgendeinem Menschen, der in diese oder eine andere Parallelwelt übertritt und sich dort einem anderen anvertraut, der nicht selbst

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