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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Schnee verlassen hatte und ins Haus vorgedrungen war. Nach Tagesanbruch waren sie wieder nach unten geklettert und hatten einen Blick durchs Küchenfenster geworfen. Alles in der Küche war mit einer grünen Masse bedeckt, als liege dort ein Teppich mit Millionen winziger Knüpfstellen. Das Ding lag jetzt völlig still; es war entweder tot oder komatös. Matlock begleitete die beiden zu Fuß und ging mit ihnen an das große Stallgebäude. Sie öffneten die Tür vorsichtig einen Spalt breit und waren darauf gefaßt, sie rasch wieder zuschlagen zu müssen. Boden, Wände und Decke waren grün. Von den Kühen waren nur noch weiße Knochen übrig.
    »Gott sei Dank, daß wir hier allein waren«, sagte der Farmer mit erstickter Stimme. »Meine Frau ist letztes Jahr gestorben, und meine Tochter hat nach Kalifornien geheiratet. Aber dort drinnen liegt unser gesamtes Vermögen, weil wir uns ganz auf Milchwirtschaft umgestellt hatten.«
    »Darüber brauchen wir jetzt nicht mehr zu reden, Dad«, warf sein Sohn ein, der selbst den Tränen nahe war. »Wir müssen schon froh sein, daß wir überhaupt noch leben. Am besten holen wir den Lastwagen aus dem Schuppen und verschwinden so rasch wie möglich. Wohin sind Sie unterwegs, Mister?«
    »Irgendwohin, nur weg von hier«, antwortete Matlock. »Wir fahren einfach geradeaus und hoffen, daß wir bald eine Gegend erreichen, in der wieder normale Zustände herrschen. Falls diese Sache auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt war – selbst wenn es sehr groß sein sollte –, finden wir hoffentlich eine Art Zufluchtsort, an dem wir abwarten können, bis sich alles wieder normalisiert. Vielleicht fahren wir gemeinsam weiter – oder haben Sie etwas anderes vor?«
    »Hier ist wirklich ein Katastrophengebiet«, meinte der Farmer nachdenklich. »Hoffentlich werden wir zumindest teilweise von der Regierung entschädigt, sobald endgültig feststeht, woraus dieses Teufelszeug besteht und welchen Schaden es angerichtet hat.«
    Falls es überhaupt noch eine Regierung gibt, dachte Matlock trübselig; er schwieg aber trotzdem, weil er die anderen nicht entmutigen wollte, was die ganze Sache nur noch schlimmer gemacht hätte. »Wie steht es bei Ihnen mit Benzin?« erkundigte er sich. »Wir haben mehr als genug«, antwortete der Sohn des Farmers. »Wir laden den Lastwagen voll und geben Ihnen ab, soviel Sie brauchen.«
    Die kleine Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Die Straßen waren völlig leer; an diesem Morgen schienen keine Schneepflüge unterwegs zu sein. Sie waren bereits drei oder vier Kilometer gefahren, bevor sie den ersten liegengebliebenen Wagen sahen. Als sie daran vorbeifuhren, sah Matlock hinein und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Die Insassen hatten offenbar das Fenster geöffnet, um frische Luft zu haben, als das grüne Zeug den Schnee verließ. Nach der seltsam verdrehten Lage der beiden Skelette zu urteilen, hatten die Insassen sich bis zuletzt verzweifelt gegen die grüne Masse zur Wehr gesetzt, die sie schließlich doch bedeckt und verschlungen hatte.
    Zwei Stunden später merkten sie, daß sie sich rasch der Grenze des Katastrophengebiets näherten. Auf den Straßen waren Schneepflüge eingesetzt, während Abschleppwagen steckengebliebene Fahrzeuge flottmachten. Als sie bald darauf die Außenbezirke der nächsten Kleinstadt erreichten, sahen sie sogar wieder Menschen auf den Gehsteigen.
    »Wo ist hier das Rathaus?« fragte Matlock einen Passanten.
    Am frühen Nachmittag waren die Matlocks und die beiden Farmer nur noch ein winziger Bruchteil einer ganzen Völkerwanderung, denn inzwischen strömten Tausende von Flüchtlingen aus dem betroffenen Gebiet in die Städte der Umgebung.
    Eine Woche später konnte das dreizehnhundert Quadratkilometer große Katastrophengebiet wieder betreten werden. Hunderte von Menschen wurden gerettet, aber der grüne Schnee hatte auch Tausende von Todesopfern gefordert, die oft nicht mehr identifizierbar waren, wenn die Skelette nicht in Häusern oder Autos gefunden wurden. Niemand konnte beurteilen, ob die Grünen Dinger (die allgemein übliche Bezeichnung, die selbst von Wissenschaftlern übernommen wurde) am nächsten Tag vor Erschöpfung und Übersättigung gestorben waren oder ob sie nur nach ihrem gigantischen Festmahl ausgeschlafen hatten. Soldaten in schweren Schutzanzügen gingen mit Giftgas gegen sie vor und benützten anschließend Flammenwerfer, bis sie zu Asche verglüht waren. An verschiedenen Stellen wurden Proben

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