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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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denn nicht eine unsterbliche Überlieferung, eine universelle Kinderphantasie, nach der der Mond aus grünem Käse bestehen soll?
     

Welt der Illusionen
    (The Adjusted)
     
H. Kenneth Bulmer
     
     
    Als sie am frühen Morgen zu den Gehegen hinunterstiegen, warf die Sonne ihren rosigen Schimmer über abbröckelndes Mauerwerk, rostige Eisenstäbe und altersgraue Stahlbetonpfeiler, so daß die weitläufigen Anlagen des Labyrinths einen Augenblick lang fast normal wirkten. Die beiden Männer gingen langsam über die breiten Laufstege zwischen den Gehegen und warfen einen Blick durch jedes transparente Dach.
    »Die Gummilinse an meiner neuen Filmkamera ist wirklich phantastisch – sie hat bei verschiedenen Warentests das Prädikat ›sehr empfehlenswert‹ bekommen.« Der ältere der beiden holte wütend mit dem Fuß aus und trat nach einem niedrigen Stahlbetonsockel, über den er fast gestolpert wäre. »Das ist doch alles entsetzlich langweilig, Rodney!« Er verzog angewidert das Gesicht und erinnerte dabei an einen Mann, der eine spannende Schachpartie unterbrechen muß, um eine durchgeschmolzene Sicherung zu ersetzen. »Bei jeder Inspektion sind weniger Leute übrig, für die wir zu sorgen haben.«
    »Aber wir müssen doch für sie sorgen, finden Sie nicht auch, Charles?« Der jüngere Mann neigte dazu, immer einen halben Schritt hinter seinem Begleiter zurückzubleiben. »Immerhin ... Sehen Sie sich doch die armen Leutchen an! Man muß schließlich berücksichtigen, daß sie Menschen sind ...«
    In der vergangenen Nacht hatte es heftig geregnet, aber jetzt herrschte wieder strahlender Sonnenschein, der sich in den öligen Pfützen auf Rampen und Laufstegen brach. Unermüdliche Roboter waren bereits damit beschäftigt, die durchsichtigen Plastikkuppeln der Gehege auf Hochglanz zu polieren, bis nur noch vereinzelte Lichtblitze verrieten, daß die Abdeckung sich noch immer an ihrem Platz befand. Charles und Rodney gaben sich Mühe, so leise wie möglich aufzutreten, aber ihre Schritte hallten trotzdem von den Mauern wider, als inspizierten sie ein riesiges Terrarium.
    »Aber die Gehege stehen doch alle leer, Charles!«
    »Richtig, aber nur hier. Wir legen die Überlebenden immer wieder zusammen. Das erleichtert uns die Pflege ganz erheblich, und ich nehme an, daß niemand etwas dagegen einwenden kann.«
    »Selbstverständlich nicht, Charles! Wendy hat mir gestern die neuen Golfschläger mitgebracht, und ich kann es schon nicht mehr erwarten, endlich damit auf den Platz zu kommen. Golf hat zumindest den einen Vorteil, daß man dabei gut in Form bleibt.«
    »Ganz recht. Wir wollen nächste Woche wieder einmal Wasserschi fahren. Randy Waller hat ein brandneues Glasfiberboot – wirklich eine Traumjacht –, und wir fahren gemeinsam an die Küste, um uns dort zu amüsieren. Warum machen Sie sich nicht auch frei, damit Sie uns Gesellschaft leisten können?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Charles. Vielen Dank. Wendy hätte bestimmt Spaß daran. Ich habe das Gefühl, daß sie Bridge und Ponys allmählich ein bißchen satt hat.«
    »Man kann alles übertreiben, Rodney, heißt es immer ...«
    Die beiden Männer blieben am zehnten oder elften Quergang stehen. Ein Müllroboter, dessen geräumiger Behälter fest verschlossen war, watschelte an ihnen vorüber. Aus einer Ecke des Behälters tropfte eine zähflüssige Masse. Rodney rümpfte angewidert die Nase und schüttelte den Kopf. Charles sagte: »Diese verdammten Roboter machen doch keine Arbeit ganz richtig. Obwohl sie wirklich nicht dumm sind und sorgfältig programmiert werden, schaffen sie es irgendwie, selbst die einfachsten Aufgaben schlampig und unzuverlässig zu erledigen.« Er machte sich eine Notiz auf dem gelben Berichtsbogen. »Das muß schnellstens erledigt werden.«
    Wenige Schritte weiter starrte Charles mit gerunzelter Stirn durch die Plastikkuppel eines Geheges und seufzte dabei. »Vor meinem letzten Urlaub war hier noch eine ganze Familie einquartiert. Jetzt ist das Gehege leer.«
    »Eigentlich können einem die armen Leutchen fast leid tun«, sagte Rodney. »Aber so ist es bestimmt besser, obwohl sie selbst wohl nie zu dieser Einsicht gelangt wären.«
    Bevor sie das nächste Gehege erreichten, diskutierten die beiden Männer schon wieder eifrig über ihre neuesten Anschaffungen und Vorhaben. Mit den Worten: »... das beste erhältliche Stereogerät, dessen Wiedergabe tatsächlich so hervorragend ist, daß man nicht die Augen schließen muß, um

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