Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
Barriere.
Die Kinder warfen sich erschöpft aufs Bett und behielten den Hund zwischen sich. Es war ihnen trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, die beiden wildgewordenen Siamkatzen einzufangen. Schon nach wenigen Minuten waren alle drei erschöpft eingeschlafen. Mr. und Mrs. Matlock, die zu erregt waren, um jetzt schlafen zu können, standen nebeneinander am Fenster und unterhielten sich nur flüsternd, damit die Kinder nicht aufwachten.
»Wenn wir bis Tagesanbruch aushalten«, meinte er, »bekommen wir vielleicht endlich heraus, was eigentlich passiert ist – und was wir dagegen tun können.«
»Wenn überhaupt.«
»Richtig, mit dieser Möglichkeit müssen wir uns abfinden.« Matlock starrte aus dem Fenster. »Was siehst du dort draußen?«
»Nicht viel. Der Schnee scheint allmählich wieder weiß zu werden.«
»Das grüne Zeug zieht sich also daraus zurück.«
»Ja. Glaubst du, daß es im Lauf der Zeit das ganze Haus füllt?«
»Woher soll ich das wissen? Vielleicht sogar die ganze Stadt ... den ganzen Staat.«
»Die ganze Welt.« Mrs. Matlock zuckte zusammen. Ihr Mann warf im Kerzenschein einen Blick auf seine Uhr. Noch nicht einmal zehn. Noch neun entsetzlich lange Stunden bis Tagesanbruch.
»Liebling«, sagte er, »wenn jetzt wirklich alles zu Ende ist – wir haben schöne Jahre miteinander verlebt. Und ohne dich wäre ich nicht so glücklich gewesen.«
»Und ich nicht ohne dich.« Sie schwiegen beide lange.
Schließlich flüsterte sie: »Falls es tatsächlich dazu kommt – wenn uns gar keine Hoffnung mehr geblieben ist ... ich möchte nicht, daß sie unter diesem schrecklichen Zeug ersticken. Was können wir dagegen tun?«
»Meine Pistole liegt im Kleiderschrank. Aber falls das der einzige Ausweg bleibt, sind genügend Kugeln für uns alle da. Ich übernehme das, wenn wirklich keine andere Lösung mehr möglich ist.«
»Natürlich. Aber du mußt darauf achten, daß eine für dich selbst übrigbleibt.«
»Ich verspreche es dir.«
Plötzlich ertönten von unten her zwei laute Aufschreie. Die Matlocks starrten sich erschrocken an und zitterten am ganzen Leib. Bruce bewegte sich, murmelte etwas vor sich hin und schlief dann wieder ein. Der Hund wachte auf, sprang vom Bett und kratzte an der Tür. Matlock ging auf ihn zu, hielt ihn am Halsband fest und zerrte ihn hinter sich her ans Fenster, wo Mrs. Matlock auf einem Kissen kniete und nach draußen starrte. Laird legte seinen Kopf auf ihre Knie, und sie streichelte ihn, bis er wieder ruhig lag. Die Schreie brachen abrupt ab. Dann war kein Laut mehr zu hören.
»Marse und Miß«, flüsterte sie.
»Wahrscheinlich«, sagte er leise.
Ihre Knie taten allmählich weh, deshalb stand sie wieder auf und setzte sich in den Lehnstuhl. Der Hund folgte ihr dicht auf den Fersen, als fühle er sich nur in ihrer Nähe sicher. Matlock schüttelte seufzend den Kopf.
»Vermutlich ist es reichlich zwecklos, Vermutungen darüber anzustellen, woraus das grüne Zeug besteht oder woher es eigentlich kommt«, meinte er. »Wissenschaftler wären bestimmt der Meinung, das sei wichtiger als alles andere. Ich möchte nur herausbekommen, wann und ob es jemals wieder aufhört und wie wir uns davor in Sicherheit bringen können – falls das überhaupt möglich ist.«
»Ich wünschte, wir hätten den Mut, die Tür einen Augenblick lang zu öffnen«, fügte seine Frau hinzu. »Dann könnten wir wenigstens sehen, wie die Dinge jetzt stehen.«
»Ausgeschlossen«, protestierte Matlock.
Er wollte ihr nicht sagen, daß sich die Barriere an der Schwelle schon einige Male leicht bewegt hatte, als drücke draußen etwas versuchsweise dagegen. Statt dessen gab er vor, seine verkrampften Muskeln strecken zu wollen, näherte sich dabei unauffällig der Tür und schob die Vorhangstangen mit dem Fuß fester dagegen. Dann sah er sich nach einer weiteren Verstärkung um. Im Kleiderschrank stand eine schwere Kiste mit Schuhputzzeug. Er sah zu seiner Frau hinüber, um ganz sicherzugehen, daß sie ihn nicht beobachtete, hob dann die Kiste aus dem Schrank und stellte sie vor die Tür. Als er sich wieder aufrichtete, begegnete er dem Blick seiner Frau.
»Wir wollen uns doch nichts vormachen, Liebster«, sagte sie ruhig. Er ging zu ihr hinüber, setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels und drückte sie an sich. Eine Träne fiel auf seine Hand. »Nicht weinen, Liebling«, flüsterte er. »Ich weine gar nicht«, antwortete sie und wischte sich mit einer Hand die Tränen aus den Augen.
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